Eishockey-Tristesse am Rhein: DEG und Haie am Boden
Die rheinischen Eishockey-Rivalen Düsseldorf und Köln hatten große Ziele, schauen aber nur noch zu, wenn in der DEL um den Titel gespielt wird. Besonders groß sind die Nöte bei der DEG.
Die rheinischen Eishockey-Rivalen Düsseldorf und Köln hatten große Ziele, schauen aber nur noch zu, wenn in der DEL um den Titel gespielt wird. Besonders groß sind die Nöte bei der DEG.
Tristesse bei den Großclubs, Titel-Hoffnungen bei den Überraschungsteams: Während Bremerhaven, Schwenningen und Straubing in den Playoffs der Deutschen Eishockey Liga um die Meisterschaft spielen, ist das Gejammer bei den Altmeistern groß. Die Adler Mannheim stehen trotz üppiger SAP-Finanzierung zum ersten Mal seit sieben Jahren nicht im Halbfinale. Noch düsterer ist die Stimmung allerdings bei den rheinischen Rivalen Kölner Haie und der Düsseldorfer EG, die es beide nicht einmal ins Playoff-Viertelfinale schafften.
Die Gesellschafter der DEG sahen sich kurz vor Ostern sogar zu einem besorgniserregenden Hilferuf genötigt. «Fakt ist, dass zu wenig Geld da ist», sagte Sportchef Niki Mondt der Deutschen Presse-Agentur, obwohl der achtmalige Meister gerade erst einen Zuschauerrekord aufgestellt hat. Knapp 9000 Zuschauer kamen im Schnitt zu den 26 Heimspielen - die dadurch erzielten Mehreinnahmen wurden indes von Kostensteigerungen in mehreren Bereichen aufgefressen.
Während an anderen DEL-Standorten im Zuschuss-Business Eishockey spendable Mäzene oder Großfirmen im Hintergrund - etwa in München (Red Bull), Mannheim (SAP) oder Berlin (Anschütz-Gruppe) - die Defizite ausgleichen, bleibt den Gesellschaftern in Düsseldorf kaum etwas anderes übrig, als den Rotstift beim Spielerkader anzusetzen. Zum Leidwesen von Mondt, dessen Personalplanungen für die kommende Spielzeit komplett auf Eis liegen. «Ich bin stinksauer», sagte der Manager.
Vor einem halben Jahr hatte die DEG stolz die Verlängerung mit dem europaweit begehrten Torhüter Henrik Haukeland um gleich sechs Jahre verkündet und dabei die «strategische Weitsicht und das finanzielle Engagement der Gesellschafter Daniel Völkel, Stephan Hoberg und Harald Wirtz» gerühmt. «Es ist ganz klar, dass wir in den kommenden Jahren um den Titel spielen werden», sagte der norwegische DEL-Torhüter des Jahres 2023 damals. Die Realität sieht wenige Monate später ganz anders aus.
Das Budget für den halbfertigen Kader für die kommende Spielzeit ist nach der Kürzung bereits ausgereizt. Um weiteren finanziellen Spielraum zu bekommen, dürfte den Düsseldorfern nichts anderes übrig bleiben, als Haukeland von einer Auflösung des sehr lukrativen Vertrags zu überzeugen. Denn sollte die DEG absteigen - und angesichts der aktuellen finanziellen Ausstattung ist alles andere als Abstiegskampf unrealistisch - wäre der XXL-Kontrakt ohnehin hinfällig.
Bleibt die Frage, weshalb die Ausgaben der Düsseldorfer so immens sind, denn die Einnahmen sind wohl nicht das Problem. Dem Vernehmen nach kam zuletzt viel zusammen. So fuhr die Stadt Düsseldorf ihre Unterstützung ganz stark zurück - darunter leidet etwa auch Fußball-Zweitligist Fortuna sehr. Üblich ist es in der DEL zudem, dass Spieler eine Wohnung gestellt bekommen. 26 Wohnungen in Düsseldorf sind allerdings im Unterhalt um ein Vielfaches teurer als etwa in Schwenningen oder Bremerhaven.
Besonders hart trafen den Club zudem die explodierenden Kostensteigerungen für Dienstleister rund um Multifunktionsarena in Düsseldorf. Dieses Problem haben Standorte mit vergleichbaren Arenen wie Mannheim oder Berlin zwar auch, aber eben potente Geldgeber im Hintergrund.
«Ich kann nur hoffen, dass die Gesellschafter ihre Entscheidung noch einmal überdenken und sich am Etat noch etwas positiv verändert», sagte Mondt. Ansonsten dürfte die kommende Spielzeit noch schwerer werden als die abgelaufene, in der die bis dahin ambitionierte DEG die Playoffs verpasste.
Beim rheinischen Rivalen in Köln ist das Geld dank des Gönners Frank Gotthardt, der die umstrittene Internetplattform Nius betreibt, kein Problem. Doch auch bei den Haien passt der Zuspruch der Massen kaum zu den sportlichen Leistungen. Knapp 17 000 Zuschauer pilgerten im Schnitt zu den Heimspielen der Kölner - so viele wie an keinem anderen Eishockey-Standort in Europa.
Doch der Großteil der Fans wütete schon während der Saison gegen die Club-Ikone und zweimaligen Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp auf der Trainerbank. Der wollte mit seinem Wunschkader um die Meisterschaft spielen, scheiterte aber schon in der Playoff-Qualifikation, weil nicht alle Leistungsträger mitzogen. «Wir haben uns das auch ganz anders vorgestellt», sagte Haie-Geschäftsführer Philipp Walter und trennte sich vorzeitig von Krupp. Auch in Köln gibt es nun mal wieder einen Neu-Anfang.
Von Carsten Lappe, dpa
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