Rafael Nadal nimmt endgültig Abschied als Tennisprofi.
Manu Fernandez/AP/dpa
Rafael Nadal nimmt endgültig Abschied als Tennisprofi.
Spaniens Idol

Eine Tennis-Ära endet: Weltstar Nadal hört auf

Einer der Größten des Sports verabschiedet sich. Nadal verlässt die Tennis-Bühne. Einmal will der Spanier noch triumphieren. «Ich habe immer gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde», so Federer.

Rafael Nadal hat genug vom Kämpfen. Der spanische Superstar und einer der Größten in der Geschichte seines Sports hört auf, eine Ära geht zu Ende. Die Tenniswelt wird nach Roger Federer den nächsten der «Big Three» verlieren. «Die Realität ist, dass es einige schwierige Jahre waren, vor allem die letzten beiden. Ich glaube nicht, dass ich in der Lage gewesen bin, ohne Einschränkungen zu spielen», sagte der 38-Jährige in einem emotionalen Video in den sozialen Netzwerken mit Rückblicken auf seine Ausnahmekarriere. 

Abschied mit spanischen Flaggen

«Es ist natürlich eine schwierige Entscheidung, für die ich einige Zeit gebraucht habe. Aber in diesem Leben hat alles einen Anfang und ein Ende», erklärte «Rafa». Die Finalrunde im Davis Cup in Malaga als sein letztes Turnier soll den passenden und glanzvollen Abschluss der Ausnahmekarriere bilden. In seiner Heimat wird sich der 22-malige Grand-Slam-Turniersieger mit einem Auftritt für das spanische Team vom 19. bis 24. November vom Publikum verabschieden. 

Nadal habe «die Tenniswelt zu einem besseren Ort gemacht», adelte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker. Für den Spanier selbst wurde mit allem, was er erreichte ein «Traum» wahr. «Ich gehe mit der beruhigenden Gewissheit, mein Bestes gegeben zu haben», erklärte Nadal. 

Immer wieder wurde er in den vergangenen Jahren von Verletzungen ausgebremst. Sein Rücktritt hatte sich wegen seines maladen Körpers bereits abgezeichnet. 

 

Die Entscheidung berührt auch seinen Dauerrivalen Federer. «Was für eine Karriere, Rafa! Ich habe immer gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde», würdigte der 2022 zurückgetretene Schweizer seinen Konkurrenten: «Danke für die unvergesslichen Erinnerungen und all deine unglaublichen Leistungen in dem Spiel, das wir lieben. Es war mir eine große Ehre!» Die Rivalität von Nadal mit Federer und Novak Djokovic wird für immer in der Tennis-Historie verankert sein. Gemeinsam bildeten sie die «Big Three», die das Herren-Tennis fast zwei Jahrzehnte dominierten. Nun bleibt allein Djokovic auf der Tour. 

Auch Cristiano Ronaldo ist Nadal-Fan

Seinen letzten Grand-Slam-Titel feierte Nadal vor zwei Jahren passenderweise in seinem «Wohnzimmer» in Paris. Zuvor hatte er in der Saison 2022 auch auf außergewöhnlich bemerkenswerte Weise im Endspiel der Australian Open noch einmal triumphiert. Mit 22 Titeln bei den vier wichtigsten Turnieren tritt der Mallorquiner in der Bestenliste hinter dem serbischen Rekord-Grand-Slam-Sieger Djokovic (24) und vor Federer (20) ab. 

«Was für eine unglaubliche Karriere du hattest! Dein Engagement, deine Leidenschaft und dein unglaubliches Talent haben Millionen Menschen auf der ganzen Welt inspiriert», schrieb Fußball-Weltstar Cristiano Ronaldo an den Spanier. 

Besonders Roland Garros wird mit Nadal ewig verbunden bleiben. In Paris hat der Sandplatzkönig mit seinen 14 Titeln einen seiner zahlreichen Tennis-Rekorde aufgestellt. Eine Statue erinnert dort an seine Glanzleistungen. Der diesjährige French-Open-Sieger Carlos Alcaraz «stand ein bisschen unter Schock», als er vom anstehenden Rücktritt seines Idols hörte. «Es war schwer, es zu akzeptieren», so der 21-Jährige: «Ihn zu verlieren, wird in gewisser Weise schwierig für uns sein.» 

In Paris bestritt Nadal am 29. Juli auf dem Court Philippe-Chatrier sein bisher letztes Einzel. Bei den Sommerspielen war er in der zweiten Runde gegen seinen Dauerrivalen, den späteren Olympiasieger Djokovic, chancenlos. Die Hoffnung der Fans, dass er auch danach weiterhin auftritt, erfüllte sich nicht. Seitdem hat der Publikumsliebling nicht mehr gespielt.

Die Fans zog der Linkshänder schon als Teenager in den Bann. Seine Karriere sei lang und erfolgreicher, als er es sich je hätte vorstellen können, erklärte Nadal, der mittlerweile Vater eines zwei Jahre alten Sohnes ist. Rafael junior saß zuletzt mit Ehefrau und Mama Xisca Perelló mehrfach als Zuschauer auf der Tribüne. Auch Tennisikone Rod Laver schaute Nadal gern zu: «Ich werde es vermissen, diesem Kerl zuzusehen, wie er wie kein anderer um jeden Punkt kämpft. Ein wirklich bemerkenswerter Mensch», kommentierte er.

Bereits im Mai des vergangenen Jahres hatte Nadal angekündigt, dass er 2024 seine ruhmreiche Karriere ausklingen lassen wolle. Einschränkend hatte er aber angefügt: «Ich kann es nicht 100 Prozent sagen, weil man nie weiß, was passiert.» 

Federer: «Die Zeit nagt an einem»

Federer hatte Nadal zuletzt zu diesem Schritt ermutigt. «Die Zeit nagt an einem. Am Schluss ist es dann vielleicht auch hilfreich, eine Entscheidung irgendwann mal zu treffen. Und dann, wenn es dann mal vorbei wäre, bist du auch einfach mal entspannt wieder und sagst: Ach, zum Glück kein Training, zum Glück keine Matches mehr», sagte der Schweizer der Deutschen Presse-Agentur am Rande des von ihm mitinitiierten Laver Cup in Berlin. 

Die Teilnahme am Mannschaftswettbewerb hatte Nadal absagen müssen. Zuvor war er aus Fitnessgründen auch bei den Grand-Slam-Turnieren US Open, Wimbledon und Australian Open nicht angetreten. Seinen letzten Auftritt auf der Grand-Slam-Bühne hatte Nadal im Mai bei den French Open, als er in der ersten Runde dem deutschen Tennisstar Alexander Zverev glatt in drei Sätzen unterlag.

Viele Titel - aber auch viele Verletzungen

Neben seinen 14 Siegen bei den French Open triumphierte Nadal auch viermal bei den US Open sowie je zweimal in Wimbledon und bei den Australian Open. Er war insgesamt 209 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste und kassierte mehr als 134 Millionen Euro allein an Preisgeldern. 

Doch Nadals wuchtiger und laufintensiver Spielstil forderte seinen Tribut. Vor allem das Müller-Weiss-Syndrom, eine seltene Erkrankung, bei der Knochengewebe des Kahnbeins am Fußskelett abstirbt, machte ihm zu schaffen. 

Teilweise schien er bei den vielen Comebacks auch Raubbau am eigenen Körper zu betreiben. «Mein Leben und Körper senden mir schon eine lange Zeit Signale», hatte Nadal im Frühling gesagt. Dennoch quälte er sich zurück auf den Court, weil er das Spiel, das er so liebt und das ihm so viel gegeben hat, ein letztes Mal genießen wollte. Und um Adiós zu sagen.

«Er hat für den Sport alles getan», sagte Federer: «Es wäre phänomenal, wenn er noch eine Saison dranhängen könnte, aber das kann nur Rafa selbst beantworten.» Das hat er nun getan. Beim prestigeträchtigen Davis Cup soll sich für Nadal im Team mit Carlos Alcaraz (21) als einem seiner Erben nach mehr als zwei Jahrzehnten auf der Tour ein Kreis schließen. 

Unvergessen sind bei den Tennisfans die Tränen, die Nadal vor zwei Jahren beim Rücktritt von Federer gemeinsam mit dem Schweizer beim Laver Cup vergoss. Traurig und aufgewühlt saßen beide zusammen auf der Bank. Nun dürften wieder Tränen fließen. «Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt», so der Spanier zu seinem Abschied.

Von Kristina Puck und Jörg Soldwisch, dpa
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