Doping-Experte nach Sinner-Freispruch: «Stinkt zum Himmel»
Der Tennis-Weltranglistenerste Sinner wird trotz positiver Tests im März nicht gesperrt. Für den Doping-Experten Sörgel ein großer Fehler. Und die Aussagen Sinners eine Ausrede.
Der Tennis-Weltranglistenerste Sinner wird trotz positiver Tests im März nicht gesperrt. Für den Doping-Experten Sörgel ein großer Fehler. Und die Aussagen Sinners eine Ausrede.
Doping-Experte Fritz Sörgel hält einen Start des Tennis-Weltranglistenersten Jannik Sinner bei den am kommenden Montag in New York beginnenden US Open trotz seines Freispruchs nach zwei positiven Dopingtests für «nicht tragbar». Zugleich hofft er, dass die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA mit Chef Travis Tygart auf den Plan tritt und so einen Start des Italieners noch unterbinden könnte, wie Sörgel im Sky-Interview sagte.
Auch die italienische Anti-Doping-Agentur solle jetzt schnell eingreifen. Die müsse zunächst eine unbegrenzte Sperre aussprechen, dann gehe der Fall zum Internationalen Sportgerichtshof Cas. «So lange ist Sinner erst mal gesperrt», forderte der Professor für Pharmakologie. Theoretisch sei eine Sperre von zwei bis vier Jahren möglich, auch wenn dies nur «schwer durchzudrücken» sei. Die Angelegenheit habe für ihn «auf jeden Fall» einen seltsamen Beigeschmack. «Das stinkt zum Himmel», sagte Sörgel dem Portal «Sport1».
Sinner war im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet worden, wie die International Tennis Integrity Agency (Itia) erst am Dienstag mitgeteilt hatte. Gesperrt wird Sinner nicht, denn ein unabhängiges Tribunal der privatwirtschaftlichen Schlichtungsstelle Sports Resolutions habe festgestellt, dass der 23-Jährige durch einen Physiotherapeuten mit dem anabolen Steroid in Berührung gebracht worden war.
Experte geht von bewusstem Doping aus
«Diese Version ist wenig glaubhaft. Es stand ja auch auf der Schachtel, dass ein Dopingtest positiv ausfallen würde. Und um diese Werte zu erklären, muss das Mittel über längere Zeit genommen worden sein. Ein paar Tage reichen da nicht aus», sagte Sörgel bei Sky. Er vermutet bewusstes Doping.
Die Salbe mit dem Anabolikum werde zur Förderung der Regeneration in die Haut einmassiert. «Das ist ideal, denn in niedrigen Dosierungen penetriert es die Haut und gelangt genau dorthin, wo die Entzündungs- oder die Verletzungsstelle ist. So ist der Sportler schneller wieder belastbar. Und wenn man das über einige Wochen betreibt, ist das einfach Doping», so Sörgel. In Deutschland sind Sprays und Salben mit Clostebol nicht zugelassen.
Wenn die Welt-Anti-Dopingagentur Wada generell bei solchen Fällen nicht durchgreife beziehungsweise auch der Internationale Sportgerichtshof Cas keine klaren Urteile fälle, «und wie in den letzten Jahren aufgrund ähnlicher Ausreden Freisprüche aussprach, dann geht es immer so weiter. Jetzt muss ein klarer Strich gezogen werden», sagte Sörgel bei Sport1.
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