Das DHB-Team qualifizierte sich zum dritten Mal in Folge für ein olympisches Turnier.
David Inderlied/dpa
Das DHB-Team qualifizierte sich zum dritten Mal in Folge für ein olympisches Turnier.
Handball

DHB-Team qualifiziert sich für Olympia - Gislason bleibt

Die deutschen Handballer fahren zu den Olympischen Spielen. Nach dem Sieg gegen Österreich herrscht auch Klarheit in der Trainerfrage.

Die Olympia-Party startete mit der Schlusssirene. Völlig losgelöst stürzten Deutschlands Handballer nach der erfolgreichen Qualifikation für die Sommerspiele in Paris über das Parkett und feierten den 34:31 (18:15)-Sieg gegen Österreich mit einem ausgelassenen Jubel-Tanz.

Nur Bundestrainer Alfred Gislason, dessen Vertrag sich bis zur Heim-WM 2027 verlängert, blieb gewohnt zurückhaltend. Mit vor der Brust verschränkten Armen verfolgte der Isländer fast emotionslos die Ehrenrunde seiner DHB-Profis, die von den 10.099 Fans in Hannover lautstark gefeiert wurden.

Dritte Olympia-Teilnahme in Folge

«Es war schön, diese Leistung zu sehen. Das Feuer ist da in der Mannschaft», lobte Gislason den Auftritt des EM-Vierten, der das Qualifikationsturnier auf Rang zwei hinter Kroatien beendete. «Ich fühle große Erleichterung. Es war das erwartet schwere Spiel», frohlockte Torwart Andreas Wolff und lobte: «Die Jungs haben Moral gezeigt. Wir haben verdient gewonnen.»

Julian Köster und Renars Uscins waren mit jeweils acht Toren beste Werfer für die deutsche Auswahl, die nach der 30:33-Niederlage gegen die Kroaten am Vortag mächtig unter Druck gestanden hatte. «Ich bin unglaublich stolz. Wir haben einen riesigen Fight geliefert», sagte U21-Weltmeister Uscins. 

Für das DHB-Team ist es die dritte Olympia-Teilnahme nacheinander. 2016 holte Deutschland in Rio de Janeiro Bronze. In Tokio war im Viertelfinale Schluss. Olympiasieger wurde eine deutsche Mannschaft erst einmal. Die DDR-Auswahl triumphierte 1980 im legendären Finale gegen die Sowjetunion.

Gislason bleibt bis 2027

Durch die Qualifikation herrscht auch in der Bundestrainer-Frage endlich Gewissheit. Gislason, der in den vergangenen Tagen gereizt auf Nachfragen zu seiner Zukunft reagiert hatte, bleibt bis Februar 2027 im Amt. «Ich war etwas genervt von den Nachfragen», räumte er ein. In Hannover hatte der Isländer seinen Job auf Bewährung erledigt. Hätte das DHB-Team das Paris-Ticket nicht gelöst, wäre Gislasons Zeit beim DHB vorbei gewesen.

«Ich freue mich sehr, die Mannschaft weiter zu betreuen. Ich denke, sie wird von Jahr zu Jahr besser werden», sagte der 64-Jährige, der das Amt im Februar 2020 übernommen hatte. «Es freut uns sehr, dass wir mit Alfred weitermachen. Wir haben schon vor dem Turnier gesagt, dass er der richtige Trainer ist», bekräftigte Torwart-Routinier Wolff.

Gislason hat nun rund vier Monate Zeit, um aus einer verunsicherten Mannschaft einen ernst zu nehmenden Medaillenkandidaten zu formen. Beim Fünf-Ringe-Turnier in Frankreich könnte sich für Handball-Deutschland sogar eine doppelte Chance bieten. Auch die Frauen kämpfen im April in einer Gruppe mit Slowenien, Paraguay und Montenegro um ihr Olympia-Ticket. Die Qualifikation der DHB-Kollegen sollte Ansporn genug sein. 

Emotional, aggressiv und wenig Fehler

24 Stunden nach der katastrophalen Anfangsphase gegen Kroatien wirkte Deutschland im entscheidenden Duell mit den Österreichern, gegen die es bei der Heim-EM im Januar nur zu einem Remis gereicht hatte, wie ausgewechselt. Von Abschlussschwäche kaum eine Spur. Die Führungsspieler um Julian Köster brachten die nötige Emotionalität und Körperlichkeit auf das Parkett, die Abwehrspieler leisteten deutlich mehr Widerstand. Die 9:7-Führung nach einer Viertelstunde war verdient. 

Gislason wählte in einer ersten Auszeit sogar das Adjektiv «überragend». Dass sich der EM-Vierte trotz guter Paraden von Wolff nicht entscheidend absetzen konnte, lag an einfachen Ballverlusten. Technische Fehler konnte das DHB-Team im Vergleich zum Vortag zwar verringern, aber nicht vermeiden. Umso besser, dass Turnier-Überflieger Uscins wieder einen Sahne-Tag erwischte und sein Team mit fünf Toren in Führung brachte (18:13). 

U-21 Weltmeister Späth sorgt für Stimmung

Nach der Pause erhöhte sich die Intensität noch einmal. Im Tor setzte Gislason nun phasenweise auf U21-Weltmeister David Späth, der die Halle mit zwei Paraden gleich in Ekstase versetzte. Von der aufgeladenen Stimmung profitierte auch Köster. Das Rückraum-Ass erzielte drei Tore in Serie und stellte den Fünf-Tore-Vorsprung wieder her (24:19).

Immer wieder durchbrach der 24-Jährige mit seinem unbändigen Willen Österreichs hintere Reihen. Teamkollege Lukas Zerbe scheiterte hingegen zweimal aus aussichtsreicher Position, sodass Deutschland am Ende noch einmal zittern musste. Acht Minuten vor Spielende schrumpfte der Vorsprung auf zwei Tore, doch das DHB-Team ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen und fährt zu Olympia.

Von Jordan Raza und Eric Dobias, dpa
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