Sensation für die Saarbrückener: Marcel Gaus (l), Manuel Zeitz (2.v.l.), Bjarne Thoelke (2.v.r.) und Lukas Boeder (r) feiern ihren Sieg.
Uwe Anspach/dpa
Sensation für die Saarbrückener: Marcel Gaus (l), Manuel Zeitz (2.v.l.), Bjarne Thoelke (2.v.r.) und Lukas Boeder (r) feiern ihren Sieg.
DFB-Pokal

Das Wunder geht weiter: Berlin für Saarbrücken ganz nah

Nach dem Karlsruher SC, Bayern München und Eintracht Frankfurt wirft Saarbrücken Borussia Mönchengladbach aus dem DFB-Pokal. Berlin ist nah. Auf die Gladbacher warten trostlose Wochen.

Nach der nächsten rauschenden Pokal-Nacht blicken die Fußball-Helden vom Überraschungsteam 1. FC Saarbrücken mit einem Auge schon in Richtung Berlin. «Wenn man im Halbfinale steht, dann will man natürlich noch den einen Schritt gehen und im Mai im Berliner Olympiastadion um den DFB-Pokal spielen», sagte Saarbrückens Sportchef Jürgen Luginger am Mittwoch dem «RevierSport».

Die am Vortag im Dauerregen düpierten Spieler und Verantwortlichen des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach standen neben den feiernden Saarbrücker und suchten nach der 1:2-Blamage beim Drittligisten nach Antworten. «Das enttäuscht mich aufs Äußerste», sagte Borussias Sportchef Roland Virkus. Ausreden suchte der 57-Jährige nicht: «Natürlich haben wir sehr viele junge Leute in dieser Mannschaft, aber irgendwann ist es dann auch eine Frage der Qualität.»

Gladbach im Niemandsland der Tabelle

Gladbach verspielte an diesem bemerkenswerten Abend leichtfertig die Gelegenheit, so einfach wie selten ins DFB-Pokalfinale einzuziehen. Halbfinal-Gegner wäre der abstiegsbedrohte Zweitligist 1. FC Kaiserslautern gewesen. Statt der Chance auf einen Titel ist die Saison für die Borussia jetzt quasi gelaufen.

In der Bundesliga liegt der fünfmalige deutsche Meister im Niemandsland der Tabelle. Das Team von Trainer Gerardo Seoane wird ziemlich sicher weder mit dem Europapokal noch mit dem Abstieg etwas zu tun haben. «Wir sind alle enttäuscht. Es ist nicht die erste Enttäuschung in diesem Jahr, aber sie schmerzt etwas mehr, weil du dich von einem Wettbewerb ganz verabschiedest», sagte Seoane.

Während auf Seoane und seine Mannschaft trostlose Wochen warten, erlebte sein Saarbrücker Kollege Rüdiger Ziehl erst einmal eine kurze Nacht. «Es haben sich alle verdient, ein bisschen zu feiern», berichtete er im ZDF-Mittagsmagazin». «Nicht alltäglich, was wir gestern noch einmal geschafft haben.» Nach Partie und Party bat er um 15.00 Uhr dennoch zum Regenerationstraining. Der Liga-Alltag geht am Samstag weiter, «wo wir auch wieder gewinnen wollen».

Sieg mit Tränen in den Augen

Schon unmittelbar nach dem vollbrachten Wunder am Abend zuvor war bei ihm die Vorfreude auf das Derby im Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern anzumerken. «Das wird richtig krass, hier daheim gegen Lautern zu spielen, im DFB-Pokal-Halbfinale. Es ist unbeschreiblich, da fehlen einem die Worte», sagte er.

Wie seinen erschöpften Spieler standen dem 46-Jährigen Tränen in den Augen. Erneut war der Drittligist über sich selbst herausgewachsen und hatte das Spiel in der Nachspielzeit durch Kai Brünker (90.+3) entschieden.

Ziehl hatte auf dem tiefen Rasen nicht mehr damit gerechnet und sich schon auf eine Verlängerung eingestellt. «Weil es so schwer war, noch mal nach vorn zu kommen. Das war eine reine Willensleistung, die waren alle stehend k.o. Von außen sah der Rasen schon schlimm aus, wenn man nach dem Spiel draufgeht, ist es eine Katastrophe», sagte er.

Brünker: «Hammergeil, dass die Reise weitergeht»

Brünker lobte die «Mentalitätsmonster» im Team. «Jetzt peilen wir Berlin an, wir wollen dahin. Hammergeil, dass die Reise weitergeht», sagte der Siegtorschütze. Nun geht es im Derby am 2. April (20.45 Uhr/live in der ARD) um das Endspielticket.

Dass die Erwartungen nach dem Pokal-Coup in Saarbrücken in den Himmel schießen, weiß Ziehl. Der Realist versucht daher, diese etwas zu dämpfen. Auch wenn es für die Pokal-Wundermannschaft nach den Siegen gegen den Karlsruher SC, den FC Bayern, Eintracht Frankfurt und nun gegen Gladbach nur noch ein Ziel gibt: das Finale.

Von Stefanie Sandmeier, Susan Dobias und Thomas Eßer, dpa
© dpa-infocom, dpa:240313-99-324214/2
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten