Der FC Bayern München kann mit der aktuellen Saison nicht zufrieden sein.
Tom Weller/dpa
Der FC Bayern München kann mit der aktuellen Saison nicht zufrieden sein.
FC Bayern München

Alles auf null: Neuer fordert «Neustart» bei Bayern

Roberto De Zerbi wird in England frei als Trainerkandidat für den entthronten Meister aus München. Sportvorstand Eberl lässt sich nicht aus der Reserve locken. Ändern muss sich vieles beim FC Bayern.

Alles auf null. Der FC Bayern kann sich nach einem symptomatischen Saisonfinale und dem letzten Spiel von Thomas Tuchel ganz auf die bislang erfolglose Trainersuche konzentrieren. Fußball-Nationaltorwart Manuel Neuer fordert nach der Bundesliga-Niederlage in Hoffenheim und der verpassten Vizemeisterschaft einen Neustart - «für uns, für den Verein, auch von unserer Seite vom Team her».     

Trainersuche in Dauerschleife

Sportvorstand Max Eberl hat eine Verpflichtung von Roberto De Zerbi zumindest indirekt ausgeschlossen. Auf die Frage nach dem 2:4 des Rekordmeisters nach 2:0-Vorsprung bei der TSG 1899 Hoffenheim, ob er «vehement widersprechen» könne, wenn prognostiziert werde, dass der neue Bayern-Trainer Italiener ist, antwortete Eberl am Samstagabend im ZDF-«Sportstudio»: «Ja.» Der 44 Jahre alte De Zerbi wurde im italienischen Brescia geboren. Am Samstag war mitgeteilt worden, dass er seinen Club Brighton & Hove Albion verlassen wird. Auch der bei Juventus Turin entlassene Massimiliano Allegri war schon mit den Münchnern in Verbindung gebracht worden. 

Trotz der zahlreichen Absagen ist Eberl von einem guten Ende bei der Trainersuche überzeugt. «Wir werden eine gute Lösung finden. Ein sehr guter Freund von mir sagt immer: Das Beste kommt zum Schluss», sagte der 50-Jährige vor dem letzten Saisonspiel bei Sky. 

Thomas Tuchels Abgang

Nach der achten Saisonniederlage ging der scheidende Chefcoach noch in Richtung Gegnerbank, um pflichtgemäß seinem Kollegen Pellegrino Matarazzo die Hand zu schütteln. Als Thomas Tuchel sah, dass dieser in der einer Jubeltraube verschwunden war und ausgelassen den Einzug der TSG in den Europacup feierte, winkte er ab und verschwand in der Kabine. Die Pressekonferenz mit Tuchel dauerte dann gerade mal drei Minuten. 

«Wir haben absolut ungenügend verteidigt», kritisierte der 50-Jährige nach der titellosen Saison, an deren Ende seine Mannschaft auch noch die mögliche Teilnahme am Supercup gegen Meister Bayer Leverkusen zur Eröffnung der kommenden Saison fahrlässig verspielte. Seine Mannschaft habe Ballverluste und individuelle Fehler aneinander gereiht. «Noch mal eine bittere Niederlage, völlig unnötig, aber .... ist einfach viel zu häufig passiert.»

Dank von Thomas Müller

Thomas Müller war restlos bedient und sagte: «Ich will wirklich raus aus dieser Saison und rein in die neue.» Ausdrücklich bedankte sich der Stürmer beim Trainerteam, «denn die haben wirklich alles reingelegt. Tuchel habe «auch in diesem wilden Jahr, unter keinen leichten Umständen, den ein oder anderen Haufen vor sich wegkehren müssen, den er nicht selbst produziert hat». 

Mahnung und Dementi von Manuel Neuer

Kapitän Neuer forderte nach der verkorksten Spielzeit einen Neuanfang. «Das war eine sehr schwierige Saison für uns alle», sagte der 38 Jahre alte Nationaltorwart. «Dass es jetzt nicht so weiterlaufen kann, ist klar. Wir Spieler müssen auch – glaube ich – ein ganz anderes Gesicht zeigen als Mannschaft für die nächste Saison, um wieder voll angreifen zu können.»

Auf die Frage, ob auch der Verein in der neuen Runde ein anderes Gesicht zeigen müsse, antwortete Neuer: «Jeder ist in der Pflicht.» Die Frage, ob der FC Bayern einen zu hohen Trainerverschleiß habe, beantwortete er mit einem klaren «ja». 

Neuer fand die Zusammenarbeit mit Tuchel «sehr gut» und ergänzte: «Den Verantwortlichen vertrauen wir immer. Und wir werden sehen, was für eine Lösung gefunden wird. Aber es wird sicher eine Lösung gefunden.» Dass er und Müller sich explizit dafür starkgemacht hätten, dass Tuchel doch noch bleibe, sei «komplett falsch. Der Thomas und ich sind nicht zum Trainer gegangen.» 

Sorgen um Pavlovic

Der für den vorläufigen deutschen EM-Kader nominierte Aleksandar Pavlovic musste in Sinsheim schon frühzeitig mit einer Sprunggelenksverletzung vom Platz. «Aleks ist umgeknickt und wird in München untersucht, ob's was Schlimmeres ist», sagte Tuchel. Laut «Bild» gab Pavlovic Entwarnung. «Es ist alles gut», sagte er am Rande einer Team-Feier in München. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler steht im 27-köpfigen Aufgebot von Bundestrainer Julian Nagelsmann, aus dem vor der Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli) noch ein Spieler gestrichen wird. Die schon länger angeschlagenen Jamal Musiala und Leroy Sané fehlten ohnehin am Samstag.

Von Ulrike John, dpa
© dpa-infocom, dpa:240519-99-88923/3
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