Prosit: Vincent Kompany bei seiner Oktoberfest-Premiere als Bayern-Coach.
Stefan Puchner/dpa
Prosit: Vincent Kompany bei seiner Oktoberfest-Premiere als Bayern-Coach.
Fußball-Bundesliga

20 Tore: Bayern müssen im Bierzelt «nichts schön trinken»

Gut gelaunt feiern die Bayern-Stars und Trainer Kompany auf dem Oktoberfest. Bei der nächsten Münchner Torgala in Bremen sticht zuvor ein Spieler besonders heraus. Nun sind alle heiß auf den Meister.

Zum Abschluss ihrer grandiosen 20-Tore-Woche konnten die Bayern-Profis um den neuen Stürmerstar Michael Olise in Lederhosen und Haferlschuhen bestens gelaunt auf dem Oktoberfest auf ihren Traumstart unter Neu-Coach Vincent Kompany anstoßen. Nicht nur das Bier läuft wieder unter einem weiß-blauen Himmel in München, sondern auch der Ball läuft beim Rekordmeister wieder top nach der frustrierenden, titellosen Vorsaison. 

«Die Stimmung müssen wir uns nicht mal schön trinken», scherzte der Ur-Bayer Thomas Müller am Tag nach dem 5:0 in der Bundesliga beim SV Werder Bremen vor dem Gang ins Käfer-Zelt. Der 35-Jährige sprach von «einer fulminanten Woche» mit den weiteren Siegen in Kiel (6:1) und zum Start in die Champions League beim 9:2-Rekord gegen Dinamo Zagreb.

Kompany hatte schon vor dem erfolgreichen Bremen-Trip die eine oder andere Maß erlaubt. «Vincent hat ja das Bier freigegeben. Insofern muss das jeder für sich selber entscheiden», sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen zum Ausmaß des Maß-Konsums der Spieler. Kompany gab sich bei seiner Wiesn-Premiere als Bayern-Coach volksnah. Der Belgier gab Autogramme, machte lächelnd Selfies und winkte den Fans auch nochmal von der Empore zu. «Das ist Tradition, und Tradition muss man akzeptieren», sagte der Ungeschlagen-Coach dazu, dass in München zu einem Oktoberfestbesuch eben auch eine Maß Bier gehört.

Nach dem beeindruckend dominanten Auftritt beim einstigen Titelrivalen SV Werder konnte der neue Bayern-Trainer erst recht gönnerhaft sein. «Bremen ist immer ein gefährliches Spiel, aber die Jungs haben es super gemacht», sagte der Belgier, der das Spiel des Bayern-Teams in kurzer Zeit geprägt hat. Spielfreude statt Taktik-Last heißt es nach der kurzen Thomas-Tuchel-Ära wieder beim Rekordmeister.

Bester Laune auf die Wiesn

«Ich hatte die Lederhose lange nicht mehr an. Nach so einem Sieg trägt man sie natürlich gerne und kann auch das eine oder andere Bier trinken», sagte Sportvorstand Max Eberl, der am Samstag seinen 51. Geburtstag feierte und daher am Sonntag weiterhin Grund zum Anstoßen hatte.

Dass sich die Bayern mit der dritten Tor-Gala in Serie auf das Oktoberfest einstimmten, hatte ganz viel mit Olise zu tun. Der 53-Millionen-Euro-Mann von Cyrstal Palace zeigte seine bislang stärkste Leistung im Münchner Trikot und zerlegte die hoffnungslos überforderten Bremer mit zwei Treffern und zwei Vorlagen fast im Alleingang.

Sonderlob von Kane für Olise

Dafür gab es ein Sonderlob von Top-Torschütze Harry Kane. «Michael war eine konstante Gefahr», sagte Kane über den 22 Jahre alten Rechtsaußen. «Er ist in erster Linie ein richtig guter Spieler. Zudem ist er ein top Junge. Er genießt es, in München zu sein», sagte Kane über den Nationalspieler Frankreichs.

Mit seiner Geschwindigkeit und seinen Dribblings stellte Olise die Bremer immer wieder vor riesige Probleme. «Er hat eine tolle Mentalität, will sich immer verbessern, will immer mehr Tore und Assists. Das ist eine tolle Einstellung. Denn du musst hungrig sein, um dich zu entwickeln. Und genau das ist er», lobte Kane den in London geborenen Olise.

Erste Vergleiche mit Arjen Robben

Einige wollten den Franzosen nach seiner Galavorstellung bereits mit dem Niederländer Arjen Robben vergleichen, der von 2009 bis 2019 zehn Jahre lang bei den Bayern brilliert hatte. «Das ist ein großer Vergleich, das ist noch ein langer Weg. Robben war einer der Besten der Welt auf seiner Position», sagte Kane zu diesem Vergleich. «Aber Michael genießt seinen Fußball, genießt seine Zeit in München. Er war heute fantastisch.»

Das sahen auch Kompany und Eberl so. Die Verantwortlichen richteten ihren Blick aber weniger auf das Offensiv-Spektakel des Franzosen als mehr auf eine Aktion in der Defensive. «Er hat uns geholfen, die Null zu halten», sagte Kompany zu einer Szene in der zweiten Halbzeit. «Als sich dann Bremen einmal durchgespielt hat, klärt wohlgemerkt Michael Olise im eigenen Strafraum – das ist Bayern München!», schwärmte Eberl.

Bayern bereit für Bayer

Kompany nahm den neuen Shootingstar aber sofort wieder in die Pflicht. «Er ist ein sehr talentierter Spieler. Viel besser hätte er nicht anfangen können, aber er muss da weitermachen», sagte der Belgier, der aber keine Gefahr sieht, dass Olise abheben könnte. «Ich habe nicht das Gefühl, dass er Druck spürt. Er ist ein Junge, der Spaß am Fußball hat.»

Das kann er am nächsten Wochenende im Topspiel gegen Bayer Leverkusen wieder unter Beweis stellen. «Leverkusen ist amtierender deutscher Meister, hat eine herausragende Qualität. Das wird der erste richtige Gradmesser sein», sagte Eberl. «Wir freuen uns darauf.» Am Sonntag legte Bayern-Chef Dreesen nach: «Das ist natürlich ein Spiel, auf das wir alle hinfiebern. Wir haben uns Kraft und Selbstbewusstsein aus den letzten Spielen geholt. Und dann schauen wir mal, wer der Bessere ist.» 

Von Lars Reinefeld, Manuel Schwarz und Klaus Bergmann, dpa
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