Knapp zwei Wochen vor dem Fest haben Vertreter des rheinland-pfälzischen Einzelhandels eine allenfalls durchwachsene Zwischenbilanz des wichtigen Weihnachtsgeschäfts gezogen. «Es ist ausbaufähig», sagte der Präsident des Handelsverbands Rheinland-Pfalz, Jan Sebastian, der ein Juweliergeschäft in Mainz betreibt, der Deutschen Presse-Agentur. Ende November sei das Geschäft recht schwach gelaufen. Auch der Anfang des Dezembers sei nicht so stark wie erhofft gewesen. Aber: «Die entscheidenden Tagen kommen erst noch.»
«Die Kaufzurückhaltung ist immer noch da», berichtete Sebastian. Es seien viele Menschen etwa in der weihnachtlich geschmückten Mainzer Innenstadt unterwegs, aber bei der Auswahl der Geschenke werde sehr genau hingeschaut. Es werde zwar weiter geschenkt, aber seltener werde zu richtig großen Präsenten gegriffen. Wenn man die Menschen in den Innenstädten beobachte, hätten sie häufig eher weniger Tüten als früher in der Hand.
Uhren und Schmuck als «Beiwerk»
Auch bei einzelnen Ladeninhabern klingt es nicht gerade euphorisch. Uli Rawert, der in Mendig bei Koblenz ein Optik-, Uhren- und Schmuckgeschäft hat, sagte, bislang sei das Weihnachtsgeschäft im Bereich Uhren und Schmuck nicht besser als in einem normalen Monat. Uhren und Schmuck hätten bei ihm früher das Hauptgeschäft ausgemacht. Mittlerweile sei es nur noch «ein kleines Beiwerk mit einem Anteil von etwa 15 Prozent vom Umsatz», erklärte Rawert, der auch im Vorstand der Werbegemeinschaft Verbandsgemeinde Mendig sitzt.
Etwas positiver klingt die Zwischenbilanz aus Trier. «Ich empfinde es als relativ gut. Von Kaufzurückhaltung kann ich im Moment nichts sehen», sagte Patrick Sterzenbach, der Vorsitzende der City-Initiative Trier, die rund 200 Betriebe vor allem aus Handel und Gastronomie vertritt. «Es ist auch wirklich zu spüren, dass viele Luxemburger wieder verstärkt nach Trier kommen.»
Der Andrang aus Luxemburg habe durch die Pandemie etwas nachgelassen gehabt. Zudem habe Luxemburg bei den Einkaufszentren «stark aufgerüstet», sagte Sterzenbach. «Aber ich glaube, viele Luxemburger mögen doch lieber eine so intakte Innenstadt mit einem guten Branchenmix wie wir sie in Trier haben.» Ein großer «Zugpunkt» nach Trier sei der Weihnachtsmarkt. «Das ist eine Attraktion, die gerne mitgenutzt wird.» Auch die Gastronomie habe derzeit sehr gut zu tun. Alles spiele zusammen: Handel, Gastronomie und Hotels - die auch gut gefüllt seien.
Der Mainzer Juwelier Sebastian beobachtet ebenfalls, dass der zentrale Weihnachtsmarkt und weitere kleinere Märkte Menschen in die Innenstadt locken. «Die Frequenz ist da.» Die reichlich beleuchtete City sei auch ein schöner Rahmen. Ein Wermutstropfen ist für Sterzenbach, dass die Adventszeit in diesem Jahr sehr kurz ist. «Es fehlt da im Vergleich zum letzten Jahr eine ganze Woche.» Betrachte man das Weihnachtsgeschäft allein von der Zeit her, sei es «sehr schwierig, das Niveau vom letzten Jahr zu erreichen».
Regen schreckt Käufer ab
Ein wichtiger Faktor beim Einkaufen ist für Sterzenbach auch das Wetter. «Solange das Wetter gut mitspielt, ist die Stadt super frequentiert.» Bei starkem Regen blieben die Kunden eher zuhause und erledigten ihre Einkäufe teils auch übers Internet. Sebastian sieht das ähnlich: Schnee sei durchaus schön, aber wenn es matschig werde, sei es schwieriger. Er blickt vor allem auf die letzten Tage vor dem Fest. Vom 20. bis 23. Dezember seien die entscheidenden Tage - dann lasse sich richtig Bilanz ziehen.
Der Präsident des Handelsverbandes hat das Phänomen beobachtet, dass zahlreiche Einzelhändler die für sie gestiegenen Kosten nicht eins zu eins an die Kunden weiterreichen. «Viele Kollegen haben Angst, ihre Preise adäquat zu erhöhen», sagte er - sie befürchteten, dann auf der Ware sitzenzubleiben. Aus der Gastronomie habe er das auch gehört.
Alles in allem sei das Bild differenziert, sagte Sebastian. Allein im Modebereich erzählten einige, dass mit dem zuletzt winterlichen Wetter viel Winterkleidung gekauft worden sei. Andere blieben auf ihren Sachen sitzen. Ein Trend, den er schon seit Jahren beobachte, setze sich fort: «Individualität und Regionalität sind die Gewinner.»
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