Warum Guildo Horn für Behinderte wieder seine Stimme erhebt
Der Sänger bringt seine Autobiografie als Hörbuch heraus. Das hat Gründe. Was Trump damit zu tun hat?
Der Sänger bringt seine Autobiografie als Hörbuch heraus. Das hat Gründe. Was Trump damit zu tun hat?
Schlagersänger Guildo Horn beklagt Rückschritte im Umgang mit behinderten Menschen. «Es scheint mir, dass wir vor 16 Jahren beim Thema Integration und Inklusion weitaus offener waren als heute», sagte der Musiker, Entertainer und Diplompädagoge der Deutschen Presse-Agentur in Trier. Behinderte Menschen würden wieder häufiger als Belastung statt als Bereicherung wahrgenommen.
Heftige Kritik übte Horn in diesem Zusammenhang an US-Präsident Donald Trump. Im Wahlkampf habe er in seinen Reden Behinderte «nachgeäfft und der Lächerlichkeit preisgegeben». Und als neugewählter Präsident habe er Ende Januar nach einem Flugzeugunglück ohne Nennung von Belegen Diversitätsprogramme und Inklusion bei der Flugsicherung für den Unfall verantwortlich gemacht.
Aktuelle Situation braucht «ernste Töne»
«Das war so unwürdig, schäbig und hässlich», sagte Horn. «Auch in unserem Land gibt es leider zunehmend solche Pöbel-Politiker, die mal leichte barrierefreie Sprache als "Sprache der Idioten" bezeichnen und mal Inklusion als "Ideologieprojekt, von dem man unser Bildungssystem befreien muss".»
Horn sagte, er könne nicht tatenlos zusehen, «wie man gegen die Schwächsten der Schwachen hetzt». Er persönlich mache lieber Quatsch und Musik: «Aber die aktuelle Situation braucht auch mal ernste Töne», sagte er im Interview. Horn hat viele Jahre mit geistig Behinderten gearbeitet und diese Erfahrungen immer als Bereicherung seines Lebens empfunden.
Horn: «Habe von Behinderten viel gelernt»
Auch um seine Erfahrungen zu teilen, habe er seine Autobiografie «Doppel-Ich» (Erstveröffentlichung 2008) unter dem Namen «Die Guildomacher» jetzt als Hörbuch neu veröffentlicht. Es erscheint am 5. Mai. «Es ist die Geschichte meines Lebens, die ohne die Hilfe von behinderten Menschen nicht so verlaufen wäre», sagte Horn, der als Horst Köhler in Trier geboren wurde.
Horn trat 1998 für Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) in Birmingham an. Mit dem Lied «Guildo hat Euch lieb!» kam er auf Platz sieben. Der Musiker lebt seit vielen Jahren im Bergischen, im Kölner Umland.
Der 62-Jährige hatte nach dem Abitur ein soziales Jahr in einer Lebenshilfe-Werkstätte für behinderte Menschen in Trier absolviert. Nach seinem Pädagogik-Studium arbeitete er dort als Musiktherapeut. Später hatte er im SWR eine TV-Talkshow mit geistig Behinderten: «Guildo und seine Gäste».
Wieso Guildo Horn so heißt
Von den Behinderten habe er viel gelernt, sagte Horn. Vor allem: «Fröhlichkeit, Spontanität oder das "einfach mal so sein wie man ist".» Geistig Behinderte reflektierten sich nicht ständig. Sie seien authentisch - das vereinfache den Umgang miteinander. Horn sagte, es wäre Zeit für eine Neuauflage von «Guildo und seine Gäste».
In der Autobiografie und im Hörbuch könnten Fans auch Dinge über Horn erfahren, die sie vorher nicht wussten, sagte der Musiker. Und wie kam er denn auf seinen Künstlernamen Guildo Horn? «Der ist mir vom Himmel auf den Kopf gefallen. Seitdem habe ich dort eine Tonsur.»
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