Warum Angehörige von Vermissten Gewissheit brauchen
Wer jemanden vermisst, kann nicht zur Ruhe kommen. Klarheit ist für Angehörige entscheidend, sagt ein Seelsorger. Auch wenn am Ende eine Todesnachricht kommt.
Wer jemanden vermisst, kann nicht zur Ruhe kommen. Klarheit ist für Angehörige entscheidend, sagt ein Seelsorger. Auch wenn am Ende eine Todesnachricht kommt.
Jemanden zu vermissen, der nicht gefunden wird: «Das ist für Angehörige das Schlimmste, das man sich vorstellen kann», sagte Polizeiseelsorger Hubertus Kesselheim aus dem Bistum Trier der Deutschen Presse-Agentur. «Das Allerwichtigste ist, selbst wenn jemand tot aufgefunden werde, die Gewissheit zu haben, was passiert ist und zu wissen, wo dieser Mensch jetzt ist.»
Erst dann sei es möglich, mit einem Verarbeitungsprozess beginnen zu können. Das gehe nicht, wenn man jemanden vermisse. «Dann hat man überhaupt keine Chance, etwas zu verarbeiten. Dann bleibt einfach eine ganz offene Wunde und sie kann nicht heilen», sagte Kesselheim. «Das Heilen, das Verarbeiten, das Trauern, das kann erst beginnen, wenn man Gewissheit hat.»
Tausende Fragen im Kopf
In Piesport an der Mosel war seit Mitte Januar ein 48-Jähriger vermisst worden. Der Fall hat Familie, Bekannte, den Ort und eine ganze Region beschäftigt. Nach dem Fund einer männlichen Leiche in der Moselschleuse Enkirch am Montag ist dessen Schicksal nun geklärt. Das Ergebnis eines DNA-Abgleichs bestätigte dessen Identität. Die Polizei geht von einem Unglücksfall aus.
In Vermisstenfällen würden Menschen alles versuchen, um herauszufinden, wo der Angehörige sei, sagte Kesselheim. Er habe schon mehrfach Familien in solchen Situationen begleitet. Es gingen den Betroffenen dann Tausend Fragen durch den Kopf. «Umso besser ist es, wenn man wirklich eine Gewissheit hat.»
Vermisster kam nie zu Hause an
Die Polizei sei sich der Verantwortung bewusst, solche Fälle aufzuklären, sagte der Seelsorger, der für die Polizeipräsidien Trier und Koblenz sowie als Landespolizeiseelsorger des Saarlandes tätig ist. In Piesport habe es viele Suchmaßnahmen gegeben. «Jeder hat sich auf den Weg gemacht.»
Der Piesporter war am 12. Januar als vermisst gemeldet worden. Er hatte am Abend zuvor eine Feier in Wintrich verlassen, kam aber nie zu Hause an. Es wurde davon ausgegangen, dass er den Heimweg nach Piesport (Kreis Bernkastel-Wittlich) zu Fuß angetreten hatte. Freunde, Feuerwehren und Polizei hatten ergebnislos nach dem Mann gesucht.
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