Andreas Kroemer fliegt schon seit den 1970er Jahren.
Boris Roessler/dpa
Andreas Kroemer fliegt schon seit den 1970er Jahren.
Waldbrände

Wachsamer Blick von oben – Flieger-Hilfe beim Brandschutz

Hobby- und Sportpiloten melden deutschlandweit Brände aus der Luft und helfen so, die Flammen möglichst schnell bekämpfen zu können. Wie das Ganze funktioniert und wo die Idee einst entstand.

Andreas Kroemer steuert sein Motorflugzeug bei klarer Sicht kurz nach dem Start auf dem Flugplatz Mainz-Finthen über den Taunus. Per Funk meldet er kurz darauf dem Fluginformationsdienst (FIS) bei der Deutschen Flugsicherung (DFS): «Ich habe ein Feuer entdeckt und fliege hin.» Die Gegenseite fragt, ob schwarzer oder weißer Rauch zu sehen sei. Als Kroemer mit seiner Maschine des französischen Herstellers Robin über der Stelle kreist, erfasst der FIS im hessischen Langen die Koordinaten, alarmiert die Feuerwehr. 

Was an diesem Tag nur eine Demonstration ist, ist häufig genug Realität irgendwo in Deutschland. Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen sind Hobbyflieger und Sportpiloten vom Deutschen Aero Club und seinen 16 Landesverbänden aufgerufen, an trockenen Tagen im Sommer während ihrer Flüge auf Brände oder Rauchsäulen zu achten und diese zu melden – egal, ob sie mit Motorflugzeugen, Ultraleichtflugzeugen, Motorseglern, Segelfliegern oder Motorschirmen unterwegs sind. 

Die Idee entstand im Pfälzerwald 

Entstanden ist die Idee, dass aus der Luft bei der möglichst frühen Entdeckung von Wald- und Flurbränden geholfen wird, einst im Pfälzerwald, konkret von Feuerwehrleuten, die in Luftsportvereinen aktiv waren. Das wiederum stieß bei Ernst Eymann, dem Präsidenten des Luftsportverbands Rheinland-Pfalz, auf Interesse. 

Daraufhin empfahl der Verband seinen Mitgliedsvereinen, bei allen Flügen auf Brände zu achten. Aus dieser zunächst lokalen und regionalen Aktion wurde vor zwei Jahren die flächendeckende Initiative des Deutschen Aero Clubs, in dem 96.000 Pilotinnen und Piloten zusammengeschlossen sind.

Abseits dieser Initiative haben sich in Bayern mehr als 300 ehrenamtliche Pilotinnen und Piloten zur Luftrettungsstaffel Bayern zusammengeschlossen. Sie fliegen mit viersitzigen Flugzeugen an Tagen mit hoher Brandgefahr zusammen mit je einem Feuerwehrmann und einem Förster von 30 Flugplätzen im Freistaat Brand-Patrouillen. 2024 kamen hierbei rund 11.000 Flüge zusammen. 

Sportflieger sind in eher geringen Höhen unterwegs 

Ob Bayerischer Wald oder Pfälzerwald, ob Patrouillenflug oder normaler Freizeitflug – betreut werden Privatpiloten und Sportflieger während ihrer Touren von Lotsinnen und Lotsen des «Flight Information Service» (FIS) oder auch des Fluginformationsdienstes der DFS. Im Fall der Fälle geben sie dann Informationen zu Bränden samt möglichst präziser Standortinformationen an Feuerwehren weiter. 

«Immer wieder kommt es zu Waldbrandmeldungen durch Privatpiloten, die von uns entgegengenommen werden», bestätigt die DFS in Langen. An trockenen Sommertagen kommen laut Flugsicherung für das ganze Bundesgebiet gut und gerne 20 solcher Informationen zusammen. 

Sportflieger seien in vergleichsweise geringeren Höhen unterwegs. Sie fliegen demnach nach Sicht, gucken also raus, «weil sie selbstständig Abstand zum Boden, zu Hindernissen, zu anderen Flugzeugen einhalten müssen», wie die DFS erklärt. Nur deswegen seien sie überhaupt in der Lage, Brände zu erkennen.

Eine frühzeitige Erkennung und eine schnelle Alarmierung hilft, eine größere Ausbreitung eines Feuers und damit größere Schäden zu verhindern, wie der Fachbereichsleiter Katastrophenschutz/Zivilschutz beim Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz, Jens Thiele, erklärt. Ein wichtiger Punkt, denn laut Thiele können sich Waldbrände je nach Wetterlage und Beschaffenheit des Bodens bis zu einen Kilometer pro Stunde fortbewegen. 

Waldbesitzer sehen steigende Brandrisiken 

Thiele erinnert sich an einen Flächenbrand am 2. Juli dieses Jahres bei Birkenhördt im Kreis Südliche Weinstraße. Der sei von einem Sportflieger entdeckt worden, dank der schnellen Alarmierung der Feuerwehr habe ein Übergreifen der Flammen auf den Wald verhindert werden können. 

Waldbrände seien längst keine Ausnahmeerscheinung mehr, sagt Oberforstrat Tobias Adam, der das Forstamt Otterberg im Kreis Kaiserslautern leitet. «Ursache sind nicht nur die Folgen des Klimawandels mit längeren Hitze- und Trockenperioden, sondern zumeist auch menschliches Fehlverhalten», sagt Adam. Die größte Gefahr sei Unachtsamkeit, viele Brände begännen durch Sorglosigkeit mit Feuer oder Zigaretten. 

Im Bewusstsein von Waldeigentümern und Förstern auch in Mitteleuropa sei das Thema Waldbrand inzwischen sehr präsent, sagt Dirk Fernholz, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbands Rheinland-Pfalz. Allen voran seien gleichaltrige Bestände an Nadelbäumen gefährdet und hier insbesondere Kiefernwälder. Aber auch für andere Waldtypen sähen Waldbesitzer steigende Brandrisiken. 

Erinnerungen an den Brand am Hambacher Schloss 

Fernholz erinnert an das Feuer im August 2022 unterhalb des berühmten Hambacher Schlosses in Neustadt an der Weinstraße in einem Laubmischwald mit vielen Eichen und Edelkastanien. Es sei bei Ausbruch der heißeste Tag einer Hitzeperiode gewesen, wie sie seit 2018 immer typischer würden. Ein Südostwind habe das Anfachen der Flammen seinerzeit begünstigt. 

Letztendlich sei es gelungen, den Brand vom Schloss wegzuhalten und einigermaßen schnell unter Kontrolle zu bekommen, sagt Fernholz. «Das Ereignis war für alle hier Beteiligten ein Weckruf.»

Von Christian Schultz (Text) und Boris Roessler (Foto), dpa
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