Die sehr kurzfristig und ausgerechnet vor zwei Großveranstaltungen angekündigten massiven Einschränkungen im Bahnverkehr zwischen Mainz, Frankfurt und Wiesbaden sorgen für großes Unverständnis. Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Mobilitätsministeriums in Mainz erhielt der Zweckverband ÖPNV Süd erst am Mittwoch die Information, dass von Samstagmorgen an der Verkehr massiv ausgedünnt wird.
«Diese Art der Kommunikation und die erheblichen Auswirkungen auf die Fahrgäste nicht nur in der Landeshauptstadt Mainz sind unerträglich», wetterte Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne). Aufgrund der Kurzfristigkeit habe der zuständige Aufgabenträger, der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, keinerlei Handlungsoptionen mehr, auf die Deutsche Bahn einzuwirken.
Und das geschieht angesichts des am Sonntag in Mainz stattfindenden Gutenberg Halbmarathons und des Fußball-Bundesliga-Derbys zwischen dem FSV Mainz 05 und Eintracht Frankfurt am Sonntagabend. Wegen des Halbmarathons wird auch die zentrale Rheinbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden zeitweise für den Autoverkehr gesperrt sein.
Ministerin spricht von «neuerlichem Tiefpunkt» der Bahn
Auslöser der ganzen Debatte sind geplante Erneuerungen von Weichen am Bahnhof Rüsselsheim. Deswegen fahren von Samstagmorgen (3. Mai) 5 Uhr an bis zum Morgen des 23. Mai - also fast drei Wochen lang - die wichtigen S-Bahn-Linien 8 und 9, die auch über den Frankfurter Flughafen verkehren, von Wiesbaden nach Kelsterbach nicht mehr. Betroffen sein werden laut Bahn auch mehrere Regionalbahnlinien von Frankfurt nach Koblenz, Karlsruhe und Mannheim, die vereinzelt zwischen Frankfurt und Mainz ausfallen.
Ministerin Eder sagte, neben seit Wochen bestehenden Problemen bei der Deutschen Bahn im Baustellen-Management auf der linken Rheinstrecke und erneuten Beeinträchtigungen wegen eines unterbesetzten Stellwerks in Ludwigshafen bis zum Oktober 2025 seien die nun verkündeten Einschränkungen «ein neuerlicher Tiefpunkt im Auftritt des DB-Konzerns». Sie werde sich mit einem Schreiben an die Konzernspitze wenden und Aufklärung fordern.
Massive Kritik von Fahrgastvertretern
Auch die Stadt Mainz erfuhr nach eigenen Angaben erst am Mittwoch von den Einschränkungen bei der Bahn. Auch in der Landeshauptstadt sei man ob der Kurzfristigkeit wenig begeistert, sagte ein Sprecher.
Massive Kritik kam darüber hinaus von der sogenannten Regionalgruppe Rheinhessen, einem Zusammenschluss des Fahrgastverbands Pro Bahn, des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sowie des ÖPNV-Vereins Rheinhessen. Rund um den Ausfall des Angebots habe es mangelhafte Kommunikation und fehlende Koordination gegeben, der Zugverkehr zwischen Mainz, Wiesbaden und Frankfurt werde massiv eingeschränkt und das ohne erkennbare Abstimmung mit Kommunen - noch dazu direkt vor mehreren Großereignissen.
Wegen anderer Bauarbeiten und damit verbundener weiterer Sperrungen westlich von Mainz sei die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt in gleich mehreren Richtungen vom Schienenverkehr abgehängt, monierte der Zusammenschluss.
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