Mit ihnen kann man daddeln, kommunizieren, recherchieren und vieles mehr - Handys sind fester Bestandteil des alltäglichen Lebens, gerade für Schülerinnen und Schüler (Archivbild).
Roland Weihrauch/dpa
Mit ihnen kann man daddeln, kommunizieren, recherchieren und vieles mehr - Handys sind fester Bestandteil des alltäglichen Lebens, gerade für Schülerinnen und Schüler (Archivbild).
Bildung und Digitalisierung

Teil der Realität oder Störfaktor? - Handys an Schulen

Sie können ablenken, direkte Kommunikation bremsen, sind aber auch wichtig für Medienbildung und Teilhabe: Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wie damit umgehen in der Schule?

Der Vorstoß Hessens für ein weitreichendes Handyverbot in Schulen hat Bewegung in das Thema auch in Rheinland-Pfalz gebracht. Dort gehen die Meinungen, wie mit Smartphone und Co. umzugehen ist, weit auseinander - innerhalb wie außerhalb der Politik. 

Wie sind die Regelungen in Rheinland-Pfalz?

Derzeit ist der Gebrauch von privaten Smartphones nicht grundsätzlich untersagt. Schulen können aber die Handy-Nutzung über die Schulordnung verbieten oder einschränken. Viele Schulen tun das bereits in eigener Verantwortung, wie das Bildungsministerium erklärt. Sie erarbeiteten dafür eigene Medienkonzepte. In Fällen von Cybermobbing, bei massiver Störung des Unterrichts mit Handys oder wenn bei Prüfungen damit betrogen wird, können Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler sanktionieren, etwa Handys abnehmen.

Was hat Hessen vor?

Die dortige schwarz-rote Landesregierung will das Schulgesetz dahingehend ändern, dass die Verwendung von mobilen digitalen Endgeräten für Schülerinnen und Schüler im Schulgebäude und auf dem Schulgelände grundsätzlich unzulässig wird. Geschehen soll dies zum Schuljahr 2025/26. 

Ausnahmen soll es unter anderem bei Notfällen sowie aus medizinischen Gründen geben, wenn Handys schulischen Zwecken dienen und bei älteren Schülern. Zur Begründung heißt es: «Vor dem Hintergrund der Chancen und Risiken der Digitalisierung müssen Schulen Schutzzonen für Schülerinnen und Schüler und Orte des persönlichen Austauschs und des gemeinsamen konzentrierten Arbeitens sein.» 

Wie steht die rheinland-pfälzische Regierung zu möglichen Änderungen? 

Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) warnt vor Schnellschüssen. Das Thema beschäftige Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern, aber vor allem auch Schülerinnen und Schüler. Für Letztere sei das Handy auch wichtig für die Partizipation, betonte sie bei der Landtagsdebatte am Donnerstag. 

Der verantwortungsvolle Umgang mit Smartphones, Medienkompetenz, Bildschirmzeiten, Nutzung von sozialen Medien und viele Fragen mehr seien zu besprechen, mit Lehrern, Schülern, Eltern und Experten. Geprüft werde, ob und wie Schulen mit einheitlichen Empfehlungen unter Berücksichtigung der verschiedenen Altersstufen weiter unterstützt werden könnten und inwieweit Leitlinien weitere Orientierung geben können. Das Thema habe viele Facetten.

Eindeutig gegen ein Verbot positionieren sich die Fraktionen der beiden Koalitionspartner FDP und Grüne. Für Erstere nannte der bildungspolitische Sprecher Daniel Köbler ein solches Verbot «bildungs- und sozialpolitisches Mittelalter», der FDP-Abgeordnete Stefan Thoma sagte im Plenum: «Durch Nicht-Benutzung hat noch niemand etwas gelernt.» 

Was meint die Opposition?

Die CDU-Fraktion spricht sich für eine ähnliche Regelung wie in Hessen aus mit einem weitgehenden Verbot bei einigen Ausnahmen und verweist ebenfalls darauf, dass Schulen geschützte Lern- und Sozialräume sein müssten. Es brauche eine landesweite Regelung, es bestehe Handlungsbedarf. Für den AfD-Abgeordneten Joachim Paul duckt sich das Land bei dem Thema weg. 

An weiterführenden Schulen sollen nach dem Willen der CDU-Fraktion ab der fünften Klasse, also ab der Sekundarstufe 1, Ausnahmen in der Schulordnung geregelt werden dürfen. Denkbare Beispiele sind der bildungspolitischen Sprecherin Jenny Groß zufolge die Erlaubnis privater Handynutzung in einem speziellen Raum für Oberstufenschüler oder in gesonderten Pausenräumen. 

Für die parlamentarische Gruppe der Freien Wähler ist ein Verbot nach ihrem Vorsitzenden Helge Schwab denkbar, dürfe aber nur «ultima ratio» sein, letztes Mittel. Ein durchgängiges Verbot über alle Altersgruppen sieht er kritisch. 

Was halten Lehrergewerkschaften für den richtigen Weg?

Auch sie haben keine einheitliche Meinung. Der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Lars Lamowski, ist für eine landesweite Regelung nach dem Vorbild Hessens. Er hätte sich einen solchen Schritt bundesweit auf Ebene der Kultusministerkonferenz gewünscht, sagt er. In Rheinland-Pfalz hätten in den vergangenen Jahren viele Schulen eigene Lösungen finden müssen, die Verantwortung werde auf sie abgewälzt. 

Andres klingt das bei der Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Christiane Herz. Für sie löst ein pauschales Handyverbot an allen Schulen nicht das Problem der wissenschaftlich nachgewiesenen Nachteile von intensiver Handynutzung in der Kindheit und Jugend. Es sei sinnvoll, auf Schulebene Regelungen und Lösungen zu finden. Diese sollten im Dialog mit Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden. 

Und was meinen die Schüler?

Von der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz (LSV RLP) heißt es, eine einheitliche Regelung könnte für Klarheit bei den einzelnen Schulen und für Gleichheit zwischen den Schulen sorgen, sagt Sprecherin Sarah Dowidat. Gleichzeitig könnten Probleme mit Handys von Schule zu Schule unterschiedlich sein. Dann müssten Regelungen gegebenenfalls individuell angepasst werden. «Ein komplettes Verbot sehen wir als wenig gewinnbringend an, da durch ein Verbot das Handy nur noch interessanter wird.» 

Grundsätzlich sei das Handy nicht mehr wegzudenken, sei es, um den Eltern Bescheid zu geben, dass der Bus ausfällt, oder Freunden und Freundinnen Unterrichtsstoff zu schicken, falls diese krank waren. Wirklich eingebunden fühlt sich die Schülervertretung bei dem Thema nicht. «Wir würden uns wünschen, dass die Anregungen der Schülerinnen und Schüler mehr Aufmerksamkeit bekommen würden.»

Von Christian Schultz, dpa
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