Teilnehmer eines Warnstreiks demonstrieren mit einem Banner.
Bernd Thissen/dpa
Teilnehmer eines Warnstreiks demonstrieren mit einem Banner.
Rheinland-Pfalz

Streiks vor Weihnachten im Einzelhandel wahrscheinlich

Hintergrund sei, dass die Arbeitgeberseite die Verhandlungen nicht auf Länderebene fortführen wolle und alle weiteren Termine abgesagt habe.

Über weiteres Vorgehen wird beraten

Die Gewerkschaft Verdi hält Streiks im Weihnachtsgeschäft des Einzel- und Versandhandels in Rheinland-Pfalz und im Saarland für wahrscheinlich. Hintergrund sei, dass die Arbeitgeberseite die Verhandlungen nicht auf Länderebene fortführen wolle und alle weiteren Termine abgesagt habe, teilte Verhandlungsführerin Monika Di Silvestre am Freitag mit. Stattdessen sei die Gewerkschaft aufgefordert worden, in einem Spitzengespräch auf Bundesebene eine Lösung zu finden.

Die Tarifkommissionen in Rheinland-Pfalz und im Saarland würden nun über das weitere Vorgehen beraten. «Es ist davon auszugehen, dass die Tarifkommissionsmitglieder den Streik im Weihnachtsgeschäft beschließen werden», sagte Di Silvestre.

Bei den Tarifgesprächen für den Einzelhandel mit etwa 150.000 Beschäftigten in Rheinland-Pfalz sowie rund 36.000 im Saarland war in mehreren Verhandlungsrunden kein Abschluss erreicht worden. Die Gewerkschaft hat in dem Konflikt schon mehrfach zu Streiks aufgerufen. Das Weihnachtsgeschäft ist für die Händler besonders wichtig.

Der Handelsverband Rheinland-Pfalz hatte Anfang November erklärt, dass weitere Gespräche sinnlos seien, da keinerlei Bewegung auf Gewerkschaftsseite erkennbar sei. Zuletzt hatten die Arbeitgeber bei einer zweijährigen Laufzeit eine Anhebung der Tarifentgelte von mindestens 10 Prozent in zwei Stufen bei einem Mindeststundenlohn von 13 Euro je Stunde angeboten. Der Vorschlag sieht außerdem eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 750 Euro vor.

Verdi wertet die Absage weiterer Tarifrunden auf Länderebene dagegen als Angriff auf die Tarifautonomie der Ländertarifkommissionen. Die Tarifrunde werde künstlich in die Länge gezogen. Die bisherigen Angebote der Arbeitgeber würden für die Beschäftigten angesichts der Inflation einen Reallohnverlust bedeuten. Verdi fordert in allen Regionen unter anderem mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr.

Seit Monaten ringen Verdi und die Arbeitgeber in den 16 Bundesländern um höhere Löhne und Gehälter für Millionen Beschäftigte. Die Tarifverhandlungen werden für den Einzel- sowie für den Großhandel separat geführt.

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