Schauspielerin und Sängerin Natalia Avelon liest in der Arche Berlin-Hellersdorf vor. Die Stiftung Lesen will so viele Vorlesende finden wie Feuerwehrleute. (Foto-Archiv)
Bernd von Jutrczenka/dpa
Schauspielerin und Sängerin Natalia Avelon liest in der Arche Berlin-Hellersdorf vor. Die Stiftung Lesen will so viele Vorlesende finden wie Feuerwehrleute. (Foto-Archiv)
Wall gegen Populismus

Stiftung Lesen will so viele Lesepaten wie Feuerwehrleute

Nicht nur der Bildungserfolg wird vererbt, sondern auch das Vorlesen in der Familie. Wer das nicht kannte, macht es meist auch nicht. Die Stiftung Lesen appelliert an alle Erwachsenen vorzulesen.

Vorlesen hilft nach Einschätzung der Stiftung Lesen auch gegen Populismus. «Vorlesen alleine ist sicher kein Schutzwall gegen Populismus, es erhöht aber das Verständnis, die Empathie und die emotionale Bindung zwischen Kindern und Erwachsenen», sagte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Jörg F. Maas, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. 

In vier von zehn Familien werde dem Vorlesemonitor 2023 zufolge nicht regelmäßig vorgelesen. Damit fielen auch Gesprächssituationen über gesellschaftliche und politische Themen sowie über die Ängste und Erlebnisse der Kinder weg. 

Jugendstudien stellten eine «gewisse Ratlosigkeit bei Kindern und Jugendlichen fest, die auch von den Erwachsenen nicht aufgegriffen wird», sagte Maas. Eine wachsende Zahl von Jugendlichen (inzwischen ein Viertel) habe keine Antwort auf die Frage, welche Partei sie wählen würden, wenn sie dürften. Zugleich hätten populistische und eher autoritäre Lösungen Zulauf, wie sie etwa die AfD oder das BSW anböten. 

Die Stiftung will auch in der Wirtschaft für das Vorlesen werben

Derzeit engagierten sich rund 150.000 Menschen in Deutschland freiwillig in Kitas und Schulen als Lesepaten oder sporadisch Vorlesende. «Wir wollen diese Zahl deutlich erhöhen», sagte Maas zu Beginn einer Internet-Kampagne der Stiftung mit dem Titel #MachmitLiesvor. «Es müsste so viele freiwillige Vorleserinnen und Vorleser wie Feuerwehrleute geben.» Das seien mehr als eine Million. 

«Die Vorlesenden löschen gewissermaßen auch einen schwelenden Brand, indem sie sich mit den Kindern auseinandersetzen und die Themen ernst nehmen, die sie beschäftigen.» So könnten Potenziale geweckt und fehlende Gesprächs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu Hause ausgeglichen werden. 

Der Vorlesetag als Gelegenheit zum Ausprobieren 

«Wir wollen in allen Teilen der Gesellschaft für das Vorlesen werben», sagte Maas. Damit auch Berufstätige mitmachen könnten, sei auch die Unterstützung von Unternehmen und der Wirtschaft gefragt. «Der Aufwand ist überschaubar.» Es gehe um eine halbe Stunde Vorlesen in der Woche. «Es ist auch eine tolle Situation für Erwachsene, wenn die Kinder zuhören und mehr wissen wollen.» Und viele Kinder «freuen sich ein Loch in den Bauch». 

Der bundesweite Vorlesetag am 15. November sei eine gute Gelegenheit, das auszuprobieren und einmal in einer Schule oder Kita vorzulesen, empfahl Maas. Im vergangenen Jahr hätten mehr als eine Million Menschen mitgemacht. 

 

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