Acht ehemalige Mainzer Stadtschreiber lesen zum 40. Jubiläum der Literatur-Auszeichnung in der Landeshauptstadt am Rhein aus aktuellen Werken. Eugen Ruge eröffnet die Reihe am 9. April. Mit dabei sind auch Dörte Hansen, Eva Menasse, Feridun Zaimoglu, Tilman Spengler, Ilija Trojanow, Katja Lange-Müller und Anna Katharina Hahn, wie die Stadt und das ZDF am Dienstag in Mainz ankündigten. Die neue Stadtschreiberin Julia Schoch, die in Potsdam lebt, bezieht eine neue Stadtschreiberwohnung in der Innenstadt, weil die bisherige gemeinsam mit dem Gutenberg-Museum saniert wird.
Die 49-Jährige sagte, sie sei noch nie zuvor in Mainz gewesen, aber neugierig auf die Region. «Ich komme in absoluter Unschuld», sagte Schoch und kündigte an, sie werde während des Jahres immer wieder in Mainz sein.
Der dritte Band von Schochs Triologie soll im Herbst erscheinen. Nach dem ersten Band über die Herkunftsfamilie einer Frau («Das Vorkommnis», 2022) und dem zweiten über deren Lebens- und Liebesbeziehungen («Das Liebespaar des Jahrhunderts», 2023) werde es im dritten um kürzere Begegnungen gehen, die unser Leben beeinflussten und große Wirkung auf die Gedanken hinterließen, sagte Schoch. «Es ist die größte Katastrophe für uns, wenn wir die Erinnerung verlieren.» Die drei Bände seien wie ein Mobile zu sehen, sie bezögen sich aufeinander, könnten aber auch unabhängig voneinander gelesen werden.
Zu den bekannten Werken der mehrfach ausgezeichneten Schriftstellerin und Übersetzerin, die auch schon Stadtschreiberin von Dresden und Rheinsberg war, gehören zudem der Kurzgeschichtenband «Der Körper des Salamanders» (2001) und der Generationenroman «Schöne Seele und Komplizen» (2018) über die Erinnerungen einer Abiturklasse an die Zeit der Wende und des Mauerfalls.
Die Stadt Mainz und das ZDF haben den Stadtschreiber Literatur-Preis 1984 gestiftet. Erste Preisträgerin war 1985 Gabriele Wohmann. Geehrt werden Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die die deutschsprachige Literatur mit ihren Werken beeinflussen oder prägen. «Die Stadtschreiber sind die Crème de la Crème der zeitgenössischen Literatur», sagte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). Verbunden ist die Auszeichnung mit 12.500 Euro und dem Wohnrecht. Zu den Preisträgern gehören auch Peter Stamm, Ingo Schulze, Sten Nadolny, Urs Widmer, Judith Schalansky und zuletzt Alois Hotschnig.
«Mit Julia Schoch kommt eine von der Kritik hoch gelobte prominente Schriftstellerin der jüngeren Generation nach Mainz, die einen ganz eigenen Ton in die deutschsprachige Literatur bringt», hatte die Jury die Entscheidung begründet. Schochs Romane verwebten berührend die persönlichen Erfahrungen ihrer Frauenfiguren mit historischen Umbrüchen. «Ihre Perspektive - geprägt vom Erlebnis der Wende als Teenager in Potsdam - entfaltet klar, zart, und scheinbar ganz leicht tiefe Sehnsüchte unserer Zeit nach Zugehörigkeit.»
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