Jugendliche halten ein Banner mit der Aufschrift «Ehrenamt» in den Händen.
Patrick Seeger/dpa/Archivbild
Jugendliche halten ein Banner mit der Aufschrift «Ehrenamt» in den Händen.
Gesellschaft

Sozialwissenschaftlerin: Klassisches Ehrenamt stirbt aus

Jedes Jahr ehrt Ministerpräsidentin Dreyer ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger. Wie und wofür sich Menschen engagieren, ist im Wandel begriffen, wie eine Expertin aus Koblenz sagt.

Nach Einschätzung der Koblenzer Sozialwissenschaftlerin Katrin Schneiders verändert sich das in Rheinland-Pfalz so wichtige Ehrenamt grundlegend. «Das klassische Ehrenamt stirbt aus», sagte die Professorin für Wissenschaft der Sozialen Arbeit am Fachbereich Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Bereitschaft für gesellschaftliches Engagement gebe es dennoch, nur in anderer Form.

Was zurückgehe, sei das dauerhafte Ehrenamt in etablierten Strukturen wie Wohlfahrtsverbänden oder Kirchen. «Es geht hin zu projektbezogenen Dingen», sagte Schneiders. So hätten sich etwa in der sogenannten Flüchtlingskrise viele Menschen ehrenamtlich engagiert. Auch sei die Beteiligung zum Beispiel bei Saubermach-Aktionen groß.

«Die Leute wollen sich nicht mehr jahrelang binden», erklärte Schneiders. Vielmehr wollten sie zeitweise für ganz bestimmte Dinge eintreten. Das gelte im Besonderen auch für die Generationen Y und Z. Mit der Generation Y oder den Millennials sind heute 30- bis 39-Jährige gemeint. Zur Generation Z werden etwa die Geburtenjahrgänge ab 1995 gezählt. Diese jungen Menschen engagierten sich nicht mehr aus rein altruistischen Gründen, sondern seien auch auf der Suche nach Zufriedenheit und Selbstbestätigung. Die Motivation sei eine andere als früher.

«Ich sehe es aber insgesamt positiv», betonte Schneiders. Auch die Umweltbewegung Fridays for Future zeige, wie viel Engagement in der Gesellschaft stecke. Die Frage sei, wie dieses eingebunden werden könne und ob es noch zu den heutigen Strukturen passe. Nicht umsonst existierten mittlerweile viele Freiwilligenagenturen, die Kirchen hingegen hätten nur noch wenig Bindungskraft. Große Themen für engagierte Menschen seien die Umwelt, das Klima, Kinder und Flüchtlinge, erklärte die Wissenschaftlerin.

In Rheinland-Pfalz zeichnet Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) jedes Jahr ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger aus. An diesem Samstag war ein Empfang in der Staatskanzlei in Mainz mit mehr als 300 Gästen geplant. In diesem Jahr standen junge Menschen aus vielfältigen Bereichen des Ehrenamts im Mittelpunkt.

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