Die Unternehmer im Land sorgen sich um die Arbeitsplätze am gesamten Industriestandort Rheinland-Pfalz. «Stellenabbau findet ja nicht mehr nur in einzelnen Unternehmen und Sektoren statt, sondern das zieht sich mittlerweile durch die gesamte Industrie», sagte Karsten Tacke, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU), der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Grund dafür sind tiefgreifende strukturelle Standortdefizite und Rahmenbedingungen, die uns im internationalen Wettbewerb immer weiter zurückwerfen.»
Die chemische Industrie spiele für Rheinland-Pfalz eine besonders wichtige Rolle. Als Grundstoffindustrie sei sie zudem mit vielen anderen Branchen und Unternehmen aus Rheinland-Pfalz über die Wertschöpfungsketten eng verbunden. «Daher ist es für unseren gesamten Standort wichtig, die chemische Industrie zu stärken und zu unterstützen», betonte LVU-Hauptgeschäftsführer.
Sinkende Investitionen und Abwanderung ins Ausland
«Aktuelle Zahlen etwa zu den Direktinvestitionen belegen, dass branchenübergreifend immer weniger in unseren Standort investiert wird, während zugleich immer mehr Investitionen und damit auch Produktionen ins Ausland abwandern», sagte Tacke. Dies verdeutliche, wie stark Rheinland-Pfalz im internationalen Wettbewerb inzwischen hinterherhinke. Wenn deswegen wichtige Unternehmen wie der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF umstrukturieren müssten, verstärke das die Sorge um den gesamten Wirtschaftsstandort und den Erhalt der Wertschöpfung im Land.
Der Dax-Konzern leidet unter gestiegenen Energiepreisen und Kostendruck. Als Konsequenz hat das Management ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen erneuten Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen angekündigt. BASF macht in Deutschland seit zwei Jahren Verlust.
Der größte Produktionsstandort des Konzerns soll neu aufgestellt werden. Erwartet wird, dass Details dazu und zum neuen Zielbild für Ludwigshafen am Donnerstag im Rahmen des Kapitalmarkttags verkündet werden.
Land steht in engem Austausch mit BASF-Management
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) betonte, die Landesregierung stehe in sehr engem Austausch mit den energieintensiven Unternehmen des Landes, «selbstverständlich auch mit der BASF». Der Sparkurs der BASF wie auch die geplanten Einschnitte beim Autobauer VW verdeutlichten aber, vor welchen Herausforderungen die Unternehmen in Deutschland derzeit stehen.
Die chemische Industrie stehe wie die anderen energieintensiven Industriezweige in Europa und gerade auch in Deutschland unter einem erheblichen internationalen Wettbewerbsdruck. Dieser Druck sei besonders in den exportorientierten Branchen ausgeprägt, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Bei der Situation von BASF handele es sich demnach nicht um ein rheinland-pfälzisches Spezifikum, sondern um Fragen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland sowie Europa insgesamt.
Land, Bund und die Europäische Kommission seien daher alle dazu aufgerufen, die Rahmenbedingungen der energieintensiven Branchen wie der chemischen Industrie so zu verbessern, dass die Unternehmen dieser Branchen am Standort Deutschland international wettbewerbsfähig bleiben, betonte Schmitt.
Arbeitsplätze sowie Forschung und Entwicklung im Blick
Die Wirtschaftsministerin rief dazu auf, bei den Industrieunternehmen nicht nur deren Funktion als Arbeitgeber für viele Menschen zu sehen, sondern auch die Kapazitäten bei Forschung und Entwicklung zu betrachten. Das ist ebenso relevant für Wohlstand und Beschäftigung wie die Produktion im engeren Sinne.
Dabei sei sie mit Blick auf den BASF-Standort Ludwigshafen sehr zuversichtlich, betonte Schmitt. Deutschland sei immer noch ein guter Standort für die Forschung in der chemischen Industrie. «Auch in meinen Gesprächen mit der BASF wird immer wieder deutlich, dass der Standort Ludwigshafen im Konzern seine bedeutende Rolle erhalten wird und gerade im Bereich der Forschung, die Grundlage jeder industriellen Weiterentwicklung ist, noch stärker werden will.»
Von Bernd Glebe, dpa
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