«See aus Asche»: Probenstart für Nibelungen-Festspiele
Das Nibelungen-Epos gilt als «Game of Thrones» des Mittelalters. Wie inszenieren die Veranstalter das Spektakel um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen in diesem Jahr?
Das Nibelungen-Epos gilt als «Game of Thrones» des Mittelalters. Wie inszenieren die Veranstalter das Spektakel um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen in diesem Jahr?
Gut sechs Wochen vor der Premiere der Nibelungen-Festspiele haben in Worms die Proben zum Stück «See aus Asche» begonnen. Das bühnenerfahrene Ensemble, zu dem unter anderem Schauspieler Wolfram Koch («Tatort») und Schauspielerin Jasmin Tabatabai («Der Baader Meinhof Komplex») gehören, traf sich zum gemeinsamen Textstudium. Dafür nahmen die knapp zwei Dutzend Teilnehmer an Tischen Platz, die zu einem Viereck im Veranstaltungszentrum zusammengestellt waren.
Regisseurin Mina Salehpour sagte, in der Vergangenheit seien bei den Festspielen oft nur Teilaspekte der Sage beleuchtet worden. «Diesmal zeigen wir die ganze Geschichte, sie beginnt mit der Tötung des Drachen und endet im Showdown. Wir werden groß ausholen und ganz viel erzählen.»
Gewalt und massive Misshandlung
Die Premiere unter Intendant Nico Hofmann findet am 11. Juli auf der Freilichtbühne vor dem Kaiserdom statt. Die längst überregional bekannten Festspiele laufen bis zum 27. Juli. Das Bühnenbild wird eine Art Grube mit Kies aus dem Rhein sowie eine Wasserfläche und weißen Plastikstühlen sein.
«See aus Asche» stammt aus der Feder von Roland Schimmelpfennig, einem der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Ein Aspekt des knapp dreistündigen Stücks werde Gewalt und massive Misshandlung, hatte der Autor gesagt. «Es geht etwa um übergriffige Männer, die glauben, sie könnten sich etwas nehmen, wie es ihnen passt, ohne dass sie es dürfen oder können.»
Intendant Hofmann zufolge zeigt das Stück «das ganze Panorama der jetzigen Zeit». Es sei «eine sehr relevante Inszenierung».
«Ich will jagen»
Zu Probenbeginn las das Ensemble abwechselnd die diesjährige Eröffnungsszene mit einem geheimnisvollen Geiger. «Der Mann spielt, als sei er der Tod. Und was er spielt, wird wahr», heißt es unter anderem. Schauspieler Koch als Siegfried-Mörder Hagen raunte mit fester Stimme: «Ich will jagen.»
Das Nibelungenlied, eine der Lieblingssagen der Deutschen, strotzt vor Gewalt und versinkt im Hass. Muss das intrigenreiche Heldenepos so enden? Diese Schicksalsfrage wird in der Stadt am Rhein jedes Jahr anders gestellt. Geboten wird seit 2002 stets eine Neuinszenierung auf Basis des Original-Nibelungenliedes und auf Augenhöhe mit drängenden Themen der Gegenwart.
Historischer Boden
Im vergangenen Jahr hatte Worms mit rund 20.000 Besuchern eine Auslastung von 87 Prozent. Die Tickets für die Tribüne mit etwa 1.400 Plätzen kosten zwischen 29 und 139 Euro. Der Ort der Festspiele ist historischer Boden: Eine Schlüsselszene, der Streit der Königinnen, spielt auf der Nordseite des Doms.
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