Schweitzer will Biotechnologie-Neugründer unterstützen
Rheinland-Pfalz will Biotechnologie-Standort Nummer eins sein. Diesen Regierungsschwerpunkt setzt der neue Ministerpräsident Schweitzer fort - mit eigenen Akzenten.
Rheinland-Pfalz will Biotechnologie-Standort Nummer eins sein. Diesen Regierungsschwerpunkt setzt der neue Ministerpräsident Schweitzer fort - mit eigenen Akzenten.
Am alten Römerlager in Mainz wird an der Zukunft gebaut: Das elfstöckige hochmoderne Forschungs- und Verwaltungsgebäude von Tron soll bis 2027 fertig sein. Das von den Biontech-Gründern 2010 mit ins Leben gerufene Forschungsinstitut arbeitet vor allem an Impfstoffen und Immuntherapien gegen Krebs, nimmt inzwischen aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alterungsprozesse in den Fokus.
Noch ist die gemeinnützige Gesellschaft auf fünf Standorte in der Stadt verteilt. Für den neuen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer (SPD) ist die Baustelle der Auftakt einer Tour durch Biotechnologie-Vorzeigeunternehmen in der Landeshauptstadt - rund fünf Wochen nach seiner Vereidigung.
Unterstützung vom Land in dreistelliger Millionenhöhe
«Biotechnologie bleibt ein Schwerpunkt der Landesregierung», versichert Schweitzer. «Wir haben enorme Investitionen schon bisher getätigt, und werden es auch in Zukunft machen.» Neue Projekte nennt er nicht. Nur so viel: Bis 2026 stelle die Landesregierung insgesamt bis zu 800 Millionen Euro für die Biotechnologie und die sogenannten Lebenswissenschaften zur Verfügung.
Dabei sollten neben den großen Playern wie den US-Unternehmen Eli Lilly und Abbvie, Boehringer Ingelheim und BASF auch die den Blick genommen werden, «die heute noch nicht Weltmarktführer sind, die sich gründen, und die sich gründen wollen», betont Schweitzer.
Weltweites Wachstumsfeld
Welche Möglichkeiten bietet Biotechnologie überhaupt? «Sie schafft Zukunft, denn daraus ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für ein gesünderes Leben und das Altern, für mehr Nachhaltigkeit und besseren Pflanzenschutz oder für die Bioökonomie», erläutert Schweitzer. Biotechnologie sei zudem ein weltweites Wachstumsfeld und biete damit große Potenziale für die Wertschöpfung und gute Arbeitsplätze.
Beispiel altersbedingte Krankheiten heilen: Das 2010 gegründete Institut für Molekulare Biologie (IBM) auf dem Universitäts-Campus mit seinen rund 200 Mitarbeitenden sei ein internationales Spitzeninstitut, das mit seiner Grundlagenforschung in solchen Fragen wichtige Erkenntnisse für die Gesellschaft liefere, lobt der Ministerpräsident.
Das vom Land finanzierte außeruniversitäre Institut für Biotechnologie und Wirkstoff-Forschung (IBWF) habe eine Schlüsselrolle in der Forschung und als Bindeglied zwischen Universität und Wirtschaft. Es pflege zudem die größte nichtkommerzielle Pilzsammlung Europas, «eine einzigartige wissenschaftliche Ressource, unter anderem als wichtige Quelle für antimikrobielle Substanzen.
Unternehmen befinden sich in der Nähe von Forschungseinrichtungen
Zu den Großen gehört auch die letzte Station von Schweitzers Tagestour: Das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk mit dem Abnehmmittel und Kassenschlager Wegovy, das vor knapp einem Jahr seine neue Deutschlandzentrale in Mainz eröffnete. Die direkte Nähe zu Universität, Hochschule und außeruniversitärer Forschung stehe symbolisch für den engen Schulterschluss von Wissenschaft und Wirtschaft, der Rheinland-Pfalz auszeichne, sagt Schweitzer.
Zuvor steht noch eine Baustelle in der Nähe der Universität auf seinem Plan: Der internationale Wissenschaftspark- und Netzwerkbetreiber Kadans Science Partner errichtet gemeinsam mit dem Life-Science Zentrum Mainz moderne Büro- und Laborräume. Ziel sei es, weitere Unternehmen aus der Biotechnologie anzuziehen sowie Start-ups zu unterstützen und mit der Wissenschaft zu vernetzen, sagt Schweitzer.
Archäologische Funde auf Baustelle
Typisch für Mainz ist auch: «Wir wussten, dass wir was finden, aber so viele und so tolle Funde, das war nicht klar», berichtet Tron-Geschäftsführer Michael Ludorf über römische Funde am ehemaligen Römerlager, während zwei Archäologen auf der Baustelle mit einem Metalldetektor weiter suchen.
Trotz der archäologisch wichtigen Funde sei das Bauvorhaben derzeit erst zwei Monate hinter der Planung, und der Kostenrahmen stimme auch noch, sagte Ludorf. Damit es keinen größeren Zeitverzug gebe «arbeiten wir den Archäologen hinterher». Daher werde für Strom und andere Leitungen auch extra eine sogenannte Medienbrücke über die angrenzende Bundesstraße gebaut. «Daran merkt man, wir haben in Rheinland-Pfalz Erfahrung mit solchen archäologischen Funden», lobt Schweitzer.
Um welche Funde geht es? Die auf der Baustelle entdeckte römische Straße und die Mauern seien noch nicht einmal das Beste, sagt Ludorf. Die bedeutendsten Funde würden aber erst Ende (26.) August verraten und der Öffentlichkeit vorgestellt.
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