Bei Ford in Saarlouis können die 1000 Beschäftigten, die ab Ende des Jahres übrigbleiben, aufatmen. (Symbolbild)
Oliver Dietze/dpa
Bei Ford in Saarlouis können die 1000 Beschäftigten, die ab Ende des Jahres übrigbleiben, aufatmen. (Symbolbild)
Autobauer

Schutzschirm für Ford in Saarlouis

Aufatmen in Saarlouis: Für die verbleibenden Ford-Beschäftigten gibt es nach zähen Verhandlungen positive Neuigkeiten. Der Betriebsrat tritt nun geschlossen zurück - weil er für die Zukunft plant.

Der Betriebsrat des Ford-Werkes in Saarlouis hat nach wochenlangen Verhandlungen mit der Geschäftsführung einen Insolvenzschutz für alle 1000 Mitarbeiter erreicht, die ab dem 1. Dezember im Werk bleiben werden. «Die Belegschaft und auch ich sind sehr erleichtert, dass wir dies jetzt vereinbaren konnten. Alle haben wieder einen Schutzschirm, und der Kündigungsschutz bleibt unverändert. Wir haben Wort gehalten», sagte der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Am Morgen hatte er die aktuell noch 2.700 von einst 4.500 Kolleginnen und Kollegen bei einer Betriebsversammlung über Einzelheiten der Einigung informiert.

Seit Mitte Juli hatte große Unsicherheit und Wut unter den Beschäftigten bestanden, als bekannt wurde, dass ihnen bei einer möglichen Insolvenz des US-Autobauers kein Schutzschirm mehr zustehen würde. Bei der Versammlung Mitte Juli war die Rede davon, im Gegenzug nur Dienst nach Vorschrift zu machen oder die Möglichkeit eines neuen Streiks durch die IG Metall zu prüfen. 

Keine betriebsbedingten Kündigungen

«Der Verhandlungsspielraum war sehr eng», bilanzierte der Betriebsratsvorsitzende. Jetzt jedoch habe er ein positives Ergebnis präsentieren können: Demnach werden bis Ende 2032 alle entstehenden Ansprüche der Beschäftigten und Versorgungsberechtigten gegen Insolvenz abgesichert. Dies beträfe alle 1000 Arbeitsplätze, den Kündigungsschutz, alle Zahlungen, Altersteilzeitverträge, Abfindungen, Gelder der Transfergesellschaft und der Betriebsrenten. Auch der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bleibe bis zum 31.12.2032 unverändert am Standort Saarlouis bestehen. 

Zusätzlich verpflichte sich Ford, bis Ende Januar 2026 verbindliche Investitionszusagen für die Werkfeuerwehr umzusetzen. Zudem sollen acht der zwölf Auszubildenden nach ihrem Abschluss in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen werden.

250 Mitarbeiter können freiwillig gehen

Im Gegenzug stimmte der Betriebsrat einem Freiwilligenprogramm zu. Demnach können 250 der verbleibenden 1000 Mitarbeiter ab Februar ausscheiden. «Sie müssen aber nur gehen, wenn sie wirklich gehen wollen. Das steht jedem frei», unterstrich Thal, dass es eine «doppelte Freiwilligkeit» gebe. Betriebsbedingte Kündigungen bleiben nach wie vor ausgeschlossen.

Im Vergleich zur Regelung für Ford in Köln, auf die sich der Betriebsrat dort am Freitag mit der Geschäftsführung geeinigt hatte, beruhe die Vereinbarung für Saarlouis auf absoluter Freiwilligkeit. Ob es hier zu dem von Ford gewünschten Personalabbau komme, sei offen und hänge allein von den Beschäftigten ab.

Betriebsrat tritt geschlossen zurück

Zudem gab der Betriebsrat bekannt, dass er geschlossen zurücktrete. Damit will er den Weg für vorgezogene Neuwahlen im Dezember freimachen. Hintergrund: Bis Ende November werden zwei Drittel des aktuellen Gremiums das Unternehmen verlassen. Wegen der geringeren Belegschaftsstärke werde die Zahl der Mitglieder zudem von 29 auf 13 sinken. Um von der ersten Stunde an handlungs- und funktionsfähig zu sein, sei es durch den Rücktritt nun möglich, nicht erst im Dezember Wahlen einzuleiten, sondern diese dann schon abgeschlossen zu haben. Bis dahin bleibe der aktuelle Betriebsrat kommissarisch im Amt.

«Mit absoluter Sicherheit wird auch zukünftig eine sehr starke und durchsetzungsfähige Arbeitnehmervertretung notwendig sein, um Ford die Stirn bieten zu können und auf Augenhöhe zu verhandeln», so Markus Thal. Nur so könne man sicherstellen, dass Belegschaft und Betriebsrat bei zukünftigen Auseinandersetzungen mit der Geschäftsleitung erfolgreich bestehen können.

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