Schott Pharma baut Produktion aus: USA im Fokus
Der Hersteller von Spritzen und pharmazeutischen Verpackungen erwartet eine Verlagerung von Industrieproduktion in die USA und investiert dort. Hoffnung setzen die Mainzer auf ein bestimmtes Produkt.
Der Hersteller von Spritzen und pharmazeutischen Verpackungen erwartet eine Verlagerung von Industrieproduktion in die USA und investiert dort. Hoffnung setzen die Mainzer auf ein bestimmtes Produkt.
Schott Pharma treibt den Ausbau des Geschäfts mit Spritzen für injizierbare Medikamente voran und investiert kräftig in Produktionskapazitäten. Während in Europa eine Verlagerung der Herstellung eher klassischer Produkte wie Ampullen oder Glasfläschchen von Ungarn nach Serbien im Gange ist, entsteht in den kommenden Jahren in den USA ein komplett neuer Herstellungsstandort.
Die Investitionen in neue Produktionslinien schlagen sich in den am Donnerstag veröffentlichten Zahlen zum zweiten Quartal nieder: Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um drei Prozent auf 67 Millionen Euro. Schott Pharma erklärte das explizit mit Anlaufkosten für neue Produktionslinien sowie mit einem starken Vergleichswert aus dem zweiten Quartal 2023. Der Umsatz stieg dagegen währungsbereinigt um elf Prozent auf 247 Millionen Euro.
«Die Trends sind stabil, der Markt ist intakt, und es ist ein globales Geschäft», sagte Unternehmenschef Andreas Reisse der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Auch von Rezessionsängsten der Menschen sei die Branche eher weniger betroffen. «Bei der Gesundheit wird als letztes gespart, und es gibt den Megatrend des Älterwerdens.»
Große Hoffnungen setzen die Mainzer in vorfüllbare Polymerspritzen, also Spritzen aus Hochleistungskunststoff für bestimmte Wirkstoffe, und hier vor allem in das Geschäft mit Spritzen mit großem Volumen etwa für die Behandlung chronischer Krankheiten oder für Krebsmedikamente in der Entwicklung. «Auch mRNA ist nach wie vor ein Wachstumstreiber», sagte Reisse. «Das ist ein Feld, das wird sich sehr sicher entwickeln.» Treiber bei Glasspritzen seien Biologika, Impfstoffe, Abnehmspritzen und Diabetesmittel.
Polymer- und Glasspritzen gehören zu den margenstarken Produkten von Schott Pharma. Sie machen derzeit einen Umsatzanteil von 53 Prozent aus. Mittelfristig, also in den kommenden zwei bis drei Jahren, solle der auf 60 Prozent steigen, sagte Reisse. «Es ist die klare Zielsetzung, das weiter voranzutreiben.» Auch das Kerngeschäft mit Ampullen und Glasfläschchen für die Pharmaindustrie werde wachsen, wenn auch weniger dynamisch.
Ampullen und Glasfläschchen sollen künftig an einem neuen Standort im serbischen Jagodina entstehen. Dafür wurde im Sommer am schon länger bestehenden Standort im ungarischen Lukácsháza die Herstellung von Glasspritzen aufgenommen. 2027 soll nach Investitionen von rund 371 Millionen US-Dollar ein neuer Produktionsstandort in Wilson im US-Bundesstaat North Carolina in Betrieb gehen. «Die USA werden stärker werden als Produktionsbasis», sagte Reisse. Die US-Regierung tue viel dafür, und wenn große Kunden dort mehr produzierten, müsse auch Schott Pharma dort präsent sein. «Es ist immer unsere Strategie gewesen, nah an den Kunden zu sein.»
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