«Poker mit den Jahreszeiten»: Bisher kaum Eiswein geerntet
Wenn Winzer auf Eiswein setzen, ist das immer auch ein Wagnis. Bleiben die Trauben lange genug gesund am Stock und sinken die Temperaturen tief genug?
Wenn Winzer auf Eiswein setzen, ist das immer auch ein Wagnis. Bleiben die Trauben lange genug gesund am Stock und sinken die Temperaturen tief genug?
Bislang haben Winzer in den deutschen Anbaugebieten nur sehr begrenzt Eiswein geerntet. Insgesamt hätten «knapp zwei Hände voll» an Betrieben die kalte Periode um den 3. und 4. Dezember dafür genutzt, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) mit Sitz in Bodenheim der Deutschen Presse-Agentur. In Rheinland-Pfalz seien es fünf Winzer gewesen, in Rheinhessen sei Silvaner von vier Betrieben und an der Mosel Riesling von einem geerntet worden. In Franken - konkret in Volkach - und in Württemberg, wo anders als in Rheinland-Pfalz Flächen für Eiswein nicht vorher angemeldet werden müssen, wisse man von einem beziehungsweise zwei Betrieben.
Es sei bei diesem Jahrgang aufgrund des feuchten Spätsommers durchaus eine Herausforderung gewesen, so spät im Jahr noch gesunde Trauben am Stock zu haben. Viele Winzer seien froh gewesen, ihre Trauben im Herbst gesund eingeholt zu haben. Nicht allzu viele hätten es gewagt, ihre Trauben so lange hängen zu lassen. Das sei immer auch ein «Poker mit den Jahreszeiten», sagte Büscher. Laut DWI bedeuten nicht ausreichend kühle Temperaturen für Winzer oftmals einen Totalverlust, teils können die Trauben noch als Beerenauslese verwendet werden.
Insgesamt hatten in Rheinland-Pfalz für diesen Winter nach Angaben der Landwirtschaftskammer lediglich 40 Betriebe Flächen für eine mögliche Eisweinernte angemeldet. Die angemeldete Gesamtfläche umfasste 32 Hektar. Im Jahr davor waren es 24 Hektar gewesen, im Jahr davor noch 107 und 2018 sogar noch mehr als 500 Hektar. Viele Winzer seien nicht davon überzeugt, nach dem durchwachsenen Herbst noch gesunde Trauben ernten zu können, hatte Weinbaureferent Benjamin Petry von der Kammer Ende November erklärt. Eiswein sei eine Rarität und verlange dem Winzer viel Können ab. «Gerade nach einem schwierigen Herbst wagen das Risiko nur noch wenige Winzer.»
Für Eiswein braucht es minus sieben Grad oder weniger über mehrere Stunden, damit das Wasser in den noch am Stock hängenden Beeren trotz eines hohen Zuckergehalts gefriert. Die überreifen Trauben werden gefroren gelesen und gepresst. Eine Ernte von Eiswein im Dezember sei mittlerweile vergleichsweise selten, sagte Büscher. Wenn, dann gebe es die eher noch im Januar oder Februar. «Die Tage, an denen es möglich ist, Eiswein zu ernten, werden weniger», sagte er.
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