Pistorius will Artillerie stärken
Die Artillerieschule in Idar-Oberstein ist bundesweit einmalig. Auch ukrainische Soldaten werden dort geschult. Bei einem Besuch hatte der Verteidigungsminister Botschaften dabei.
Die Artillerieschule in Idar-Oberstein ist bundesweit einmalig. Auch ukrainische Soldaten werden dort geschult. Bei einem Besuch hatte der Verteidigungsminister Botschaften dabei.
Die Modernisierung der Artillerie der Bundeswehr soll Anfang des kommenden Jahres konkrete Formen annehmen. Das sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei einem Besuch der Artillerieschule in Idar-Oberstein. Das Ministerium arbeite daran, dass Anfang nächsten Jahres die Vorlagen für die Beschaffung der Radhaubitze RCH 155 und der nötigen Munition den Bundestag erreichten.
Pistorius bestätigte, dass die Zahl der Artillerie-Bataillone von bisher fünf erhöht werden soll. Wie viele zusätzliche Bataillone geschaffen werden sollen, wollte Pistorius nicht sagen.
«Wir brauchen das auf Divisionsebene, wir brauchen es auf Brigadeebene. Deswegen wird es einige Bataillone brauchen in den nächsten Jahren.» Das Verteidigungsministerium arbeite auch an den Beschaffungsvorlagen für das Puls genannte Nachfolgesystem für den Raketenwerfer Mars II.
Wieder mehr Investitionen
Die Zeiten, in denen zu wenig investiert wurden, seien vorbei, sagte Pistorius. Bis Ende 2026 sollten 22 Panzerhaubitzen vom Typ 2000 geliefert werden. Davon gingen 18 in die Brigade in Litauen, aber vier direkt «wieder zur Auffüllung».
Im Sommer seien zudem zwei nationale Fertigungslinien für die Artillerie auf den Weg zu gebracht worden. Das mache Deutschland unabhängiger von der Lieferung von Sprenggeschossen aus dem Ausland, sagte der Minister.
Vor kurzem hatte Pistorius die Lieferung von insgesamt zwölf weiteren Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine angekündigt. «Sechs davon werden noch in den nächsten acht Wochen, denke ich, ausgeliefert werden», sagte er.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeige, wie groß die Bedeutung der Artillerie auf dem modernen Gefechtsfeld sei. Eine Landstreitkraft sei «ohne eine effektive und einsatzbereite Artillerie kaum handlungsfähig».
Die Artillerieschule in Idar-Oberstein ist die zentrale Ausbildungsstätte der Bundeswehr für die Artillerietruppen. Die 1956 gegründete Einrichtung bildet Offiziere, Anwärter und Unteroffiziere in verschiedenen Lehrgängen aus. Die Artillerie unterstützt Kampftruppen des Heeres. Zu ihren Hauptwaffensystemen gehören die Panzerhaubitze 2000 und der Raketenwerfer Mars II.
Schulung ukrainischer Soldaten
In der Artillerieschule werden seit Mai 2022 auch ukrainische Soldaten für die Bedienung der Waffensysteme geschult. Rund 500 ukrainische Soldaten konnten bisher an den beiden Systemen ausgebildet werden, sagte Pistorius. 2025 werde die Artillerieschule zusätzlich die Ausbildung ukrainischer Soldaten an der Radhaubitze unterstützen.
Die Artillerieschule steht vor massiven Modernisierungs- und Renovierungsarbeiten. Rund 150 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren investiert werden. «Die Infrastruktur ist eine riesige Herausforderung. Sie ist das Stiefkind der Bundeswehr in den letzten 30, 40 Jahren gewesen», sagte Pistorius. Die Arbeiten würden vorangetrieben.
Im Mittelpunkt des Besuches des Ministers standen Gespräche mit Soldatinnen und Soldaten sowie Mitarbeitenden am Standort. Die Schule zählt insgesamt rund 500 Lehrgangsteilnehmer pro Jahr.
«Großes Abenteuer»
Die ersten Ausbildungen mit den ukrainischen Soldaten seien «ein großes Abenteuer» gewesen, sagte Kasernenkommandant Andreas Orth. Die Ukrainer seien hoch motiviert gewesen. Es sei eine «große Freude» gewesen, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Anfangs sei es schwer gewesen, sie nach sieben Wochen Ausbildungszeit gehen zu lassen, sagte Orth. Man habe sich gefragt, ob man ihnen auch genug beigebracht habe. «Wir wussten, wenn sie es nicht können, dann werden sie sterben. Wir waren dann sehr froh, als wir Rückläufer bekamen aus der Ukraine, dass es funktioniert.»
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