Nur Mehl und Wasser - Wie Hostien gebacken werden
Für das runde Backwerk für Gottesdienste gibt es eigene Bäckereien. Vor allem in Klöstern. Es werden aber weniger.
Für das runde Backwerk für Gottesdienste gibt es eigene Bäckereien. Vor allem in Klöstern. Es werden aber weniger.
Hostien gehören zum katholischen Gottesdienst wie das Amen in der Kirche. Als «Leib Christi» werden sie jedes Jahr millionenfach katholischen Christen beim Abendmahl gereicht. Doch wo kommt das runde Backwerk eigentlich her? Im normalen Supermarkt kann man es nicht kaufen.
«Dafür gibt es Hostienbäckereien wie unsere», sagte Schwester Mercy in der Backstube im Kloster Heilig Kreuz im saarländischen Püttlingen. Nach festen Regeln wird das Backwerk hier in vier verschiedenen Größen gefertigt. «Wir verwenden nur Weizenmehl und Wasser», sagt die Oberin des Klosters.
So wie es die Tradition will und es eine Art Reinheitsgebot vorschreibt. Seit 1958 gibt es in dem Kloster eine Hostienbäckerei. Anfangs sei sie klein gewesen, aber die Nachfrage sei gestiegen und die Produktion gewachsen: Heute werden hier rund 2,5 Millionen Hostien jährlich gebacken. «Das geht nur mit Unterstützung vieler Ehrenamtlicher», sagt die 46-Jährige.
Die Hostien gehen an viele Kirchengemeinden in Rheinland-Pfalz und im Saarland. «Wir haben auch Bestellungen aus Berlin, München, Dresden und Köln», sagt Werner Pink, der als Ehrenamtlicher im Bäckerei-Team im Vertrieb hilft. Kunden sind katholische und evangelische Gemeinden. Und es werden mehr: «Das liegt daran, dass andere Hostienbäckereien schließen.»
Die Gründe dafür: Es gebe weniger Ordensschwestern und weniger Gemeinschaften. Zudem rentiere es sich für manche Standorte wegen gestiegener Kosten für Energie nicht mehr, sagt Pink. In Püttlingen mache man mit der Hostienbäckerei «auch dank des Ehrenamtes» noch ein leichtes Plus. Sieben oder acht Mal im Jahr werde jeweils fast 14 Tage gebacken.
Volle Konzentration beim Backen
Und das geht so: Zunächst wird der Teig angerührt. «Acht Liter Wasser plus sechs Kilo Mehl werden vier Minuten verquirlt», erklärt Schwester Mercy an der Rührmaschine. Dann wird der Teig in einem Automaten bei um die 190 Grad in Backeisen zwei Minuten lang zu Hostienplatten gebacken. «Man muss sich dabei gut konzentrieren. Sonst gibt es einen Stau in der Maschine.»
Die trockenen Platten werden dann in einem extra Raum auf Regalen ausgelegt und mit einem Raumluftbefeuchter geschmeidig gemacht. Anschließend geht es ans Ausstanzen: Mit einer mit Fußkraft betriebenen Stanzmaschine werden aus Platten-Stapeln dann Hostien ausgedrückt - von 3,1 Zentimeter bis 15 Zentimeter im Durchmesser.
Viele Schritte bis zu abgepackten Hostien
Dann kommen die ehrenamtlichen Helfer ins Spiel. Sie nehmen jede Hostie in die Hand und prüfen sie unter anderem auf Brüchigkeit. Nur die Guten kommen in den Korb zum späteren Verkauf, die anderen werden aussortiert und dann unter anderem für Paniermehl oder Müsli verwendet.
Monika Ochs kommt jeden Dienstag zum Helfen. «Ich mache es gerne. Es macht Spaß», sagt die Helferin aus Schwalbach. «Die Hostien, die in die Kirche kommen, die müssen immer schön sein.» Nach einem finalen Trockengang werden die Hostien dann verpackt - meist in 1000er-Tütchen.
«Alles ist Handarbeit», sagt Schwester Mercy, die ursprünglich aus der indischen Provinz Kerala stammt. Auch ihr mache das Hostien-Backen viel Freude. Es gebe im Jahr bestimmte Zeiten, in denen immer besonders viel gebacken werde. Dies sei in der Regel vor Weihnachten, vor Ostern und vor Firmungen. Im Kloster Heilig Kreuz leben insgesamt sechs Nazarethschwestern.
Zahl der klösterlichen Hostienbäckereien sinkt
Wie viele Hostienbäckereien es bundesweit noch gibt, könne man nicht abschätzen, sagt Pink. Auch die Deutsche Ordensobernkonferenz hat keine Übersicht über die Zahl. «Sicherlich ist es aber richtig, dass die Zahl der klösterlichen Hostienbäckereien in Deutschland - wie die Zahl der Ordensmitglieder und klösterlichen Niederlassungen - gesunken ist», teilte Sprecher Arnulf Salmen in Bonn mit.
Eine weitere Hostienbäckerei gibt es in Koblenz im Kloster Bethlehem. Hier stellen die Klarissen-Kapuzinerinnen rund 2,3 Millionen Hostien im Jahr her, wie Schwester Maria Gabriele sagt. «Es ist eine schöne Arbeit für uns. Denn wir wissen: Ohne die Hostie, ohne das Brot, kann keine heilige Messe gefeiert werden.» In dem Kloster leben 19 Schwestern.
Wichtig sei, dass die Hostie am Ende «ganz glatt» sei, sagt sie. Denn nach Wandlung werde nach katholischer Lehre die Hostie zum Leib Christi. «Da sollte man sorgfältig darauf achten, dass nichts abfällt.» Die Hostien lieferten sie an Kunden im Bistum Trier, aber auch nach München, Berlin oder bis nach Italien. «Das ist eine Arbeit, die wir zu unserem Lebensunterhalt beitragen können.»
Von Birgit Reichert, dpa
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