Laina Schwarz (l) als Kriemhild und Lena Urzendowsky als Brynhild stehen 2023 vor dem Kaiserdom in Worms bei der Fotoprobe der Nibelungen-Festspiele auf der Bühne.
Uwe Anspach/dpa
Laina Schwarz (l) als Kriemhild und Lena Urzendowsky als Brynhild stehen 2023 vor dem Kaiserdom in Worms bei der Fotoprobe der Nibelungen-Festspiele auf der Bühne.
Theater

Nibelungen-Festspiele mit Botschaft

Die Nibelungensage strotzt vor Gewalt und versinkt im Hass. Muss das Epos am Rhein so enden? Diese Schicksalsfrage stellen sich die Nibelungen-Festspiele. Dazu kehrt 2024 ein bewährtes Team zurück.

Tatort Königshof: Ein kriegsmüder Held als Vermittler zwischen verfeindeten Fronten steht im Mittelpunkt der diesjährigen Inszenierung «Der Diplomat» der Nibelungen-Festspiele in Worms. Unter der Intendanz von Nico Hofmann wird das Stück mit zahlreichen geopolitischen Aspekten vom 12. bis 28. Juli auf der Bühne vor dem Kaiserdom aufgeführt. Hofmann stellte am Dienstag in Worms das Ensemble für das Spektakel unter der Regie des Schweizers Roger Vontobel vor.

Unter den bühnenerfahrenen Mitgliedern ist etwa Jasna Fritzi Bauer, bekannt aus dem Bremen-«Tatort», als Kriemhild sowie Yohanna Schwertfeger als Brunhild, Thomas Loibl («Toni Erdmann») als Hagen und Franz Pätzold als Diplomat Dietrich von Bern.

Kulturministerium erhöhte Förderung

Er wird als Friedensbote zu den Burgundern geschickt, um für Hunnenkönig Etzel um Kriemhilds Hand anzuhalten. Gleichzeitig will er einen blutigen Krieg verhindern, den eigentlich keiner will - und der dennoch unvermeidbar scheint. In dem Stück des Autorenduos Feridun Zaimoğlu und Günter Senkel gerät Dietrich in die Zwickmühle seiner persönlichen Geschichte und der drohenden Eskalation. Das Nibelungenlied, eine der Lieblingssagen der Deutschen, strotzt vor Gewalt und versinkt im Hass. Muss das Heldenepos so enden? Diese Schicksalsfrage stellen sich die Festspiele auch in diesem Jahr - mit einem bewährten Team: Zaimoğlu, Senkel und Vontobel wirkten bereits in Worms.

«Wenn wir sehen, was in der Ukraine oder im mittleren Nahen Osten abläuft, wenn wir überlegen, welche Konfliktfäden wir im Moment zu lösen versuchen - da beflügelt die Weltpolitik im Moment leider unsere Gedanken», sagte Hofmann. Er rechne mit einer starken Debatte über die Inszenierung. «Wir wollen ja auch die Diskussion. Das Stück ist provokant und legt den Finger in die Wunde, wie Diplomatie nicht funktioniert.»

Das Kulturministerium Rheinland-Pfalz erhöhte vor Kurzem die Förderung des Spektakels von 680.000 Euro auf 750.000 Euro. «Die Festspiele zählen zu den renommiertesten Open-Air-Theaterfestivals Deutschlands», so Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck. «Das diesjährige Stück stellt die brennend aktuelle Frage nach der Vermeidbarkeit von kriegerischen Auseinandersetzungen. Ich bin gespannt, welche Utopien und Denkanstöße das Stück in dieser von Krisen, Umbrüchen und Unsicherheiten geschüttelten Zeit für uns bereithält.»

Intendant Hofmann verlängerte Vertrag

Seit 2002 erzählen die Festspiele in einer der ältesten Städte Deutschlands das intrigenreiche Epos um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen immer wieder anders. Im vergangenen Jahr hatte Worms mit 21.000 Besuchern eine Auslastung von 90 Prozent. Etwa 1400 Zuschauerinnen und Zuschauer passen jeden Abend auf die Tribüne vor dem Dom, die Tickets kosten je nach Vorstellung zwischen 29 und 139 Euro.

Für Intendant Hofmann ist «Der Diplomat» die erste Inszenierung seit der jüngsten Verlängerung seines Vertrags in Worms bis 2028. Er hatte die Leitung 2018 von Dieter Wedel übernommen. Der 64-Jährige hatte zum 29. Februar sein Amt als Chairman der Produktionsfirma Ufa niedergelegt - er werde künftig als selbstständiger Produzent arbeiten. Zuvor hatte Hofmann seit 2017 als alleiniger CEO an der Spitze der Ufa gestanden, bis er im vergangenen September den Posten abgab. Die Ufa zählt zu den führenden Produktionsunternehmen für TV, Kino und Streaming im deutschsprachigen Raum.

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