Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald besticht durch eine hohe Artenvielfalt. (Archivbild)
Thomas Frey/dpa/dpa-tmn
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald besticht durch eine hohe Artenvielfalt. (Archivbild)
Nationalpark Hunsrück-Hochwald

Neue Rotalge im Nationalpark Hunsrück-Hochwald entdeckt

Wieder gibt es im Nationalpark Hunsrück-Hochwald eine Neuentdeckung: Botaniker haben eine neue Rotalge bestimmt. Sie ist nach einer ehemaligen Ministerin benannt worden.

In den kühlen Moorbächen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald haben Wissenschaftler eine neue Rotalge entdeckt. Es handele sich nicht nur um eine neue Art, sondern sogar um eine neue Gattung, sagte Dorothee Killmann von der Universität Koblenz der Deutschen Presse-Agentur. «Sie ist ein wichtiger Bioindikator für sehr gute Wasserqualität.» Die neu entdeckte Art aus dem Nationalpark finde sich sonst nur noch in den Nordvogesen, der Pfalz und dem Hohen Venn.

Die auffällige Rotalge sei zuvor im Nationalpark unter falschen Namen bekannt gewesen: «Sie wurde immer als Vogesen-Froschlaichalge bezeichnet», sagte die Wissenschaftlerin. Untersuchungen und intensive DNA-Analysen von Proben aus den Hangmooren hätten aber gezeigt, dass diese nicht gar zur Beschreibung der Vogesen-Froschlaichalge passten.

«Das war eine Entdeckung!», sagte Killmann. Das Team von Eberhard Fischer (Dorothee Killmann, Burkhard Leh, Kai Müller und Dietmar Quandt) habe die Alge wissenschaftlich beschrieben und ihr einen neuen Namen gegeben: Sie wurde nach der früheren Landes-Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) benannt und heißt nun Hoefkenia hunsrueckensis, sagte Killmann. Höfken habe sich «maßgeblich» für die Einrichtung des Nationalparks im Jahr 2015 eingesetzt.

Die wissenschaftliche Beschreibung der Rotalge veröffentlichten die Experten im August in der Fachzeitschrift «Diversity». Die Entdeckung einer neuen Gattung und einer neuen Art in Mitteleuropa sei «außergewöhnlich». Es handele sich um die zweite aus dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald neu beschriebene Art und unterstreiche damit noch einmal die besondere naturschutzfachliche Bedeutung dieses Gebietes, sagte Killmann.

Entdeckung war «ein Abenteuer»

Ende 2015 hatten Killmann und Leh in einem Buchenwald bei Börfink (Kreis Birkenfeld) eine neue Flechte entdeckt, die sie später mit Kollegen unter dem Namen Verrucaria hunsrueckensis - auf Deutsch: Hunsrück-Warzenflechte - beschrieben. 

Die Entdeckung der neuen Hunsrück-Alge sei «ein Abenteuer» gewesen, erzählte Killmann, die regelmäßig zu Kartierungsarbeiten im Nationalpark unterwegs ist. «Algen haben mich schon immer interessiert.» Mit dem Koblenzer Botaniker Fischer habe sie bereits vor Jahren Proben genommen, in der Annahme, es handele sich um die Vogesen-Froschlaichalge. 

«Als wir uns die später näher angeschaut haben, haben wir gesehen: Da stimmt was nicht.» DNA-Analysen hätten dann Klarheit gebracht. Die echte Vogesen-Froschlaichalge kommt nur in Westfrankreich (Bretagne) und Nordostspanien vor.

Nationalpark als Schatzkammer 

Die neue Hunsrück-Rotalge sei in den Moorbächen des Nationalparks vorherrschend, sagte Killmann. Außerdem gebe es noch zwei weitere Rotalgen, die dort vorkommen. Die neue Entdeckung zeige wieder einmal: «Der Nationalpark ist wirklich wie eine Schatzkammer für den Hunsrück», sagte die Biologin. Er umfasse sehr alte Buchenwälder, die Rosselhalden als Gesteinshalden sowie die bis zu 3.000 Jahre alten Hangbrüche oder Hangmoore.

«Es gibt dort ganz unterschiedliche Biotope auf kleinstem Raum, die viele Lebensräume für wirklich eine beeindruckende Anzahl von Arten bieten.» Dazu gehörten etwa viele Moose und Flechten, wilde Narzissen, aber auch der Schwarzspecht und die Wildkatze. Und es gebe sicher noch Dinge, «die wir noch gar nicht entdeckt haben».

Die Rotalge Hoefkenia hunsrueckensis wird am 6. November in einem Festkolloquium im Nationalpark (Bunker Erwin, Börfink) vorgestellt. Höfken und Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) haben ihr Kommen zugesagt.

Der Nationalpark erstreckt sich über die Hochlagen des Hunsrücks. Rund 90 Prozent der insgesamt rund 10.000 Hektar liegen in Rheinland-Pfalz, etwa 10 Prozent im Saarland.

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