Nach Völklingen: Wie werden Polizisten ausgebildet?
Ein Polizist stirbt durch eine Dienstwaffe bei einem Einsatz. Noch ist unklar, wie genau der Verdächtige an die Waffe kommen konnte. Wie werden Polizisten auf so eine Situation vorbereitet?
Ein Polizist stirbt durch eine Dienstwaffe bei einem Einsatz. Noch ist unklar, wie genau der Verdächtige an die Waffe kommen konnte. Wie werden Polizisten auf so eine Situation vorbereitet?
Polizistinnen und Polizisten wie der in Völklingen getötete Polizeioberkommissar durchlaufen in der Regel ein dreijähriges Studium. «Grundsätzlich ist das ein dreijähriges Studium an der Fachhochschule», erklärte Markus Sehn, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft Saarland. «Das Studium ist gesplittet in verschiedene fachtheoretische und Praxis-Teile.»
Darin enthalten seien etwa auch Schießtraining und das Erlernen von Abwehrtechniken. Bis zum Abschluss hätten die Polizistinnen und Polizisten bereits ein Jahr praktische Erfahrung gesammelt.
Innenminister: reflektieren und falls nötig nachbessern
In Völklingen wurde am Donnerstagabend ein 34 Jahre alter Polizist bei der Verfolgung eines mutmaßlichen Tankstellenräubers erschossen. Der 18-jährige Verdächtige sei bei einem Gerangel an eine Dienstwaffe gekommen, hieß es. Neben dem 34-Jährigen waren noch ein weiterer Polizist und ein Kommissaranwärter im Einsatz.
Die Polizei Saarland zeigte sich über die Tat «zutiefst erschüttert». In einem Facebook-Eintrag sprach sie unter anderem der Familie und den Angehörigen des getöteten Polizisten ihr Mitgefühl aus.
Der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD) sagte einen Tag danach: «Solche Fälle werden auch geübt und geprobt, aber man kann proben und gleichzeitig in der jeweiligen Situation noch mal trotz der gleichen Ausgangslage etwas ganz anderes in den jeweiligen Situationen erleben.» Man werde sich noch einmal selbst-reflektierend damit auseinandersetzen «und da nachsteuern, wo es Nachsteuerungsbedarf geben sollte.»
«Man kann nicht alle Eventualitäten ausschließen.»
Aline Raber, Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Rheinland-Pfalz, sagte, dass die Ausbildung je nach Bundesland variieren könne, etwa Module oder Ausrüstung leicht anders wären. Aber auch in Rheinland-Pfalz sei das Studium in Praxis und Theorie geteilt.
«Wir haben dann auch eine entsprechende Schießausbildung, die sehr, sehr gut ist», sagte sie. «Nach der Ausbildung ist es so, dass man regelmäßig schießen gehen muss.» Man trainiere auch verschiedene Situationen situativ, sagte Raber. «Es ist leider Gottes so, man kann nicht alle Eventualitäten ausschließen.»
«Innerhalb von Sekunden kann sich das Blatt wenden»
«Man muss auch bedenken, welchem Stress man ausgesetzt ist in so einer Situation, nicht nur der Polizeibeamte, auch der Täter», sagte Raber. «Die sind so dynamisch. Innerhalb von Sekunden kann sich das Blatt wenden.» Man trainiere, die Waffe aus dem Holster zu nehmen, man trainiere in Bewegung oder unter Stress zu schießen. Aber: «Ein Restrisiko bleibt in dem Job.»
Das sagte auch Sehn. Im Training werde natürlich die Handhabung einer Waffe vermittelt und auch die Entscheidung, welches Mittel zum Einsatz komme. «Es gibt dort ein Holster mit verschiedenen Sicherungssystematiken und das ist Bestandteil der Schießgrundausbildung aber auch der weiteren Schießaus- und fortbildung.» Verfolgungen zu Fuß seien eher schwierig zu trainieren. «Das Training ist in der Regel die Erfahrung», sagte er.
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