Ein Schild mit dem Schriftzug «U.S. Air Force Spangdahlem Air Base» weist auf den US-Militärflughafen hin.
Harald Tittel/dpa
Ein Schild mit dem Schriftzug «U.S. Air Force Spangdahlem Air Base» weist auf den US-Militärflughafen hin.
Air Base Spangdahlem

Nach Messerattacke: US-Soldat kommt vor Militärgericht

Die tödliche Attacke Mitte August auf einen Mann bei einer Kirmes in Wittlich hat für Schlagzeilen gesorgt. Als mutmaßlicher Täter kommt nun ein US-Soldat nächstes Jahr vor ein Militärgericht.

Nach der tödlichen Messerattacke auf einen Mann bei einer Kirmes in Wittlich muss sich ein US-Soldat ab dem 28. Mai 2024 vor einem Militärgericht auf der Air Base Spangdahlem verantworten. Der US-Amerikaner werde nach dem amerikanischen Recht angeklagt wegen nicht vorsätzlichen Mordes, schwerer Körperverletzung mit einer gefährlichen Waffe und Behinderung der Justiz, teilte der Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in der Eifel am Montag mit.

Bei der Attacke am 19. August war ein 28-Jähriger getötet worden. Er starb an einer Stichverletzung. Die Tat hatte in der Region Entsetzen ausgelöst. Im Anschluss waren zwei US-amerikanische Militärangehörige festgenommen worden. Daher gab die Staatsanwaltschaft Trier die Strafverfolgung an die US-Behörden ab - so wie es das Zusatzabkommen des Nato-Truppenstatuts vorsieht.

Von deutscher Seite war zuvor mitgeteilt worden, dass es im Zuge eines Streits auf der Kirmes zu einem Gerangel gekommen sei, bei dem die beiden Soldaten mit einem Messer auf das Opfer losgegangen sein sollen. Der Grund für den Streit war zunächst unklar.

Der Angeklagte müsse sich nun in einem Kriegsgerichtsverfahren verantworten: Dies sei der strengste für einen Militärangehörigen vorgesehene Prozess, teilte die Air Base mit. Nach einer Anhörung Mitte November vor einem Militärrichter seien die Anklagepunkte an das Militärgericht verwiesen worden. Bei der Anhörung seien auch Familienangehörige des Opfers dabei gewesen, hieß es.

Der US-Soldat müsse bei einer Verurteilung mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. Zudem werde er dann unehrenhaft aus dem Militär entlassen, hieß es. Bis zur einer Verurteilung gelte er aber als unschuldig. Der Mann sei vorübergehend der Einheit des 726. Lufttransportgeschwaders zugeordnet, das auf dem Boden für die Wartung von Flugzeugen sowie für den Transport von Personen und Fracht zuständig ist. Als «Airman 1st Class» hat er den drittniedrigsten Dienstgrad der US-Luftwaffe. Weitere Angaben zu dem Mann gab es zunächst nicht.

Die Rolle des zweiten Soldaten, der nach der Tat auch zunächst in amerikanisches Gewahrsam gekommen war, werde derzeit noch untersucht, teilte ein Sprecher des Stützpunktes auf dpa-Nachfrage mit. Die Ermittlungen seien noch im Gange. «Daher stehen Entscheidungen über die geeigneten nächsten Schritte noch aus», hieß es.

Bei den Amerikanern hatte das Office of Special Investigations als eine besondere Einheit der US-Luftwaffe die Ermittlungen übernommen. Monatelang drang keine Information an die Öffentlichkeit, bis jetzt am Montag.

Immer wieder landen Fälle der Ermittler vor einem US-Militärgericht auch auf den Stützpunkten in Spangdahlem und in Ramstein in der Pfalz. Sie befassen sich nach US-Recht mit den Vorwürfen unabhängig von der Frage, ob der Militärangehörige innerhalb oder außerhalb der Airbase einer Tat beschuldigt wird. Solche Prozesse sind aber nicht so häufig.

Aus einer Aufstellung der Generalstaatsanwaltschaft der US-Luftwaffe geht hervor, dass das Militärgericht in Ramstein in diesem Jahr vier Urteile gesprochen hat. In Spangdahlem gab es 2023 drei Urteile.

In Spangdahlem ist eine F-16-Kampfjetstaffel mit mehr als 20 Flugzeugen beheimatet. Die Staffel, die weltweit Einsätze der US Air Force und der Nato unterstützt, ist das Kernstück des Flugplatzes. Zum 52. Jagdgeschwader gehören nach Angaben der Air Base mitsamt Angehörigen rund 10.000 Amerikaner.

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