Die gefälschten Hitler-Tagebücher liegen unter einem Scanner im Bundesarchiv Koblenz.
Thomas Frey/dpa
Die gefälschten Hitler-Tagebücher liegen unter einem Scanner im Bundesarchiv Koblenz.
Koblenz

Nach 40 Jahren: Gefälschte Hitler-Tagebücher im Bundesarchiv

1983 präsentierte der «Stern» vermeintliche Hitler-Tagebücher als Sensation. Wenig später war klar: Es sind Fälschungen. Nach der jetzigen Übergabe sollen die Bände digitalisiert zugänglich sein.

Bundesarchiv seien 52 Kladden übergeben worden

40 Jahre nach Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher sind die Kladden an das Bundesarchiv in Koblenz (Rheinland-Pfalz) übergeben worden. Das teilte am Donnerstag der Bertelsmann-Konzern mit. 1983 hatte das Magazin «Stern» des Verlags Gruner + Jahr (Hamburg) vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler veröffentlicht, die sich wenige Tage später als Fälschung erwiesen. Es war einer der größten Medienskandale der Bundesrepublik.

Dem Bundesarchiv seien 52 Kladden übergeben worden, hieß es. Sie sollen nach einer archivarischen Bestandsaufnahme digitalisiert und gemäß Bundesarchivgesetz in digitaler Form zur Verfügung gestellt werden. Zwei Kladden befinden sich darüber hinaus in Ausstellungen im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, drei im Polizeimuseum Hamburg und eine bei der Fondation Cartier in Paris.

Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann sagte einer Mitteilung zufolge, die gefälschten Tagebücher hätten in den 1980er Jahren das Potenzial besessen, die brutalen Verbrechen des Nationalsozialismus zu verharmlosen. «Es ist gut, dass die Zeugnisse dieses schwierigen Kapitels bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte nun im Bundesarchiv gesichert und im Kontext der authentischen Quellen als Fälschungen kenntlich gemacht werden können.»

Bertelsmann-Konzernchef Thomas Rabe betonte, mit der Übergabe sei die fachgerechte Archivierung der Kladden sichergestellt. «Sie eröffnet zudem die Möglichkeit für einen transparenten, wissenschaftlichen und unabhängigen Umgang mit den gefälschten Tagebüchern.»

Die Kladden seien Anfang Dezember von einem Kleintransporter nach Koblenz gebracht worden, sagte ein Bertelsmann-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Bände lagen demnach jahrzehntelang bei Gruner + Jahr, dann für wenige Wochen in Panzerschränken bei Bertelsmann und wurden dort archivarisch erfasst. «Wir sind sehr froh, dass das Bundesarchiv jetzt die Kladden hat. Dort gehören sie hin, dort können sie aufbewahrt und archivarisch zugänglich gemacht werden.»

© dpa-infocom, dpa:231214-99-298090/2
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten