Mit Haustürgesprächen und jungem Team in den Landtag
Bislang hat die Linke den Sprung ins Landesparlament noch nie geschafft. Wie soll es bei der anstehenden Landtagswahl klappen?
Bislang hat die Linke den Sprung ins Landesparlament noch nie geschafft. Wie soll es bei der anstehenden Landtagswahl klappen?
Die Linke will mit vielen Haustürgesprächen, einer starken Social-Media-Reichweite und ohne parteipolitische Querelen erstmals den Einzug in den rheinland-pfälzischen Landtag schaffen. «Wir waren nicht die geeinteste Partei in Rheinland-Pfalz», sagte Linke-Landeschefin Rebecca Ruppert der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Unserem Landesverband hat die Abspaltung vom BSW sehr gutgetan.» Nun wüssten die Wählerinnen und Wähler, was sie von der Linken erwarten können.
Zur Landtagswahl im März nächsten Jahres beabsichtigt die Partei, flächendeckend in Rheinland-Pfalz anzutreten. Den Rückenwind von der Bundestagswahl, bei der die Linke mit 8,8 Prozent den Einzug ins Parlament schaffte und dabei in Rheinland-Pfalz 6,5 Prozent Zustimmung erzielte, will der Landesverband mitnehmen. «Alle wollen regieren, wir wollen verändern», erklärte Ruppert. «Mit dem Motto sind wir in den Bundestag gut eingezogen. Mit dem Motto treten wir auch in Rheinland-Pfalz an.»
Themen wichtiger als Köpfe
Dass die Linke im Parteienspektrum von Rheinland-Pfalz noch keine große Rolle gespielt hat und auch die handelnden Personen der Partei über keine große Bekanntheit verfügen, sieht die 36-Jährige nicht als Nachteil an. Natürlich sei die Ausgangsposition für Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und CDU-Partei- und Fraktionschef Gordon Schnieder eine andere. Deren Bekanntheit sei bei Menschen, die nicht ganz so politisch sind, jedoch auch nicht besonders groß. «Von daher sehe ich den Nachteil gar nicht so riesig.»
Für die Linke komme es auch gar nicht so sehr auf den Bekanntheitsgrad der Personen, sondern eher die Themen und die Hilfe für die Menschen in deren konkreter Lebenswirklichkeit an, berichtete die Parteichefin. Aus diesem Grund setze die Linke auf viele Haustürgespräche.
Zuhören an der Haustür und konkrete Hilfe anbieten
Dabei gehe es vor allem darum, die Menschen zu fragen, was ihren Alltag erleichtern würde. Wie ihnen ganz konkret geholfen werden kann etwa bei den steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten, für einen besseren ÖPNV oder wenn es um das Thema Einsamkeit und Alter geht, erklärte Ruppert.
Die Partei biete etwa einen Heizkostencheck an, bei dem die Nebenkostenabrechnung bei der Linken eingereicht und diese kostenlos auf Fehler und für die Möglichkeit der Geldrückforderung überprüft werde. «Das kommt enorm gut an den Haustüren an, weil es halt was Konkretes ist.» Die Themen aus den Gesprächen würden aufgenommen, in einem zentralen Erfassungstool registriert und sollen dann beim Programmparteitag im November in Trier diskutiert werden. Zumindest im Kreis Mainz-Bingen gebe es schon länger eine regelmäßige kostenlose Miet- und Sozialberatung.
Social-Media-Strategie mit Influencerinnen
Die Partei habe auch eine gute Social-Media-Reichweite. «Wir fokussieren uns in unserer Kommunikation auch auf eine junge Zielgruppe, sind da gerade auch noch in der Kampagnenplanung dran», sagte die Linken-Chefin. Dabei gehe es auch gezielt um die Lebensrealität und die Themen zum von Jüngeren, auch gerade von jüngeren Frauen oder queeren Menschen.
«Wir haben auch ein paar Influencerinnen mit einer höheren Reichweite als Parteimitglieder in Rheinland-Pfalz.» Erste gemeinsame Konzepte seien in der Planung. Mit Social Media sei es möglich, zu den Leuten nach Hause auf die Couch zu kommen. Damit sei die Wirkung der Inhalte nochmals größer als bei einem Infostand auf der Straße. Rund 3.800 Mitglieder zählt die Linke mittlerweile in Rheinland-Pfalz.
Wahlkampfauftakt mit Bundesparteichef van Aken Anfang November
Der Auftakt für den Landtagswahlkampf ist für Anfang November geplant. Dann wird auch Bundesparteichef Jan van Aken nach Rheinland-Pfalz kommen. Die Aufstellung für die Landesliste für die Landtagswahl ist für den 13. September in Nassau vorgesehen. Die 36-jährige Ruppert wird für Listenplatz eins als Spitzenkandidatin kandidieren. «Wir treten wahrscheinlich mit einer sehr jungen und auch recht weiblichen Liste an», kündigte die Parteivorsitzende an.
«Wir wollen da schon als Kollektiv auftreten, um auch die Schwerpunktthemen der Einzelnen herauszuarbeiten und dann auch ein Gesicht dafür zu schaffen.» Sie selbst will dann im Wahlkampf vor allem für die großen Themen Wohnen und Gesundheit sprechen, berichtete Ruppert, die Politik und Verwaltungswissenschaften studiert hat und in einer IT-Beratung im Bereich Verwaltungsdigitalisierung arbeitet.
Von Bernd Glebe und Ira Schaible, dpa
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