Missbrauchsfall Dillinger: Keine Opfer in Afrika gefunden
In Deutschland haben die Ermittler Opfer gefunden, in afrikanischen Staaten war die Suche schwerer. Sie üben auch Kritik am Auswärtigen Amt.
In Deutschland haben die Ermittler Opfer gefunden, in afrikanischen Staaten war die Suche schwerer. Sie üben auch Kritik am Auswärtigen Amt.
Die Untersuchungen im Missbrauchsfall des Ende 2022 gestorbenen Priesters Edmund Dillinger sind ohne weitere Ergebnisse abgeschlossen. Es sei nicht gelungen, Betroffene oder Zeitzeugen in Afrika ausfindig zu machen oder sexuelle Übergriffe dort zu verifizieren, teilte die unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier mit.
Der frühere katholische Geistliche Dillinger aus Friedrichsthal im Saarland soll laut einer Aufarbeitungskommission in Deutschland mehrere Opfer zwischen 1961 und 2018 sexuell missbraucht haben. Bis Ende 2024 waren 20 Opfer des Priesters bekannt. Elf Betroffene seien namentlich bekannt.
Die Sonderermittler suchten aber noch in afrikanischen Ländern nach möglichen Opfern. Dillinger war von 1972 bis 2005 Vorsitzender der von ihm gegründeten CV-Afrika-Hilfe - und oft in Afrika.
Der Fall Dillinger war nach dessen Tod öffentlich geworden, als der Neffe des Geistlichen in dessen Wohnung rund 4.500 Fotos von spärlich bekleideten männlichen Jugendlichen fand.
Mutmaßliche Taten in Afrika vor vielen Jahren
Die mutmaßlich in Afrika verübten Taten liegen viele Jahre bis Jahrzehnte zurück, wie die Kommission nun schrieb. Daher sei es praktisch ausgeschlossen, heute noch Betroffene in Afrika ausfindig zu machen. «In weiteren Recherchen sehen die Autoren deshalb keinen Sinn.»
Im Abschlussbericht heißt es: «Innerhalb der Kirche Afrikas scheint der Missbrauch zwar als eine Tatsache anerkannt zu werden. Von einer umfassenden flächendeckenden Aufarbeitung ist die Kirche aber noch meilenweit entfernt.» Homophobie sei in vielen Staaten Afrikas «allgemeiner gesellschaftlicher Konsens», hieß es. Daher sei es schwierig, Menschen zu finden, die bereit seien, über sexuell motivierte Übergriffe zu berichten.
Probleme bei deutschen Behörden
Doch auch in Deutschland stießen die Sonderermittler auf Probleme: Bei der Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken baten sie um Akteneinsicht zu einem Fall. Das Gesuch sei vorgemerkt aber bisher nicht beschieden, erhielten sie als Antwort. Die Entscheidung warteten die Ermittler wegen der unklaren Erfolge nicht mehr ab.
Das Auswärtige Amt wird in dem Abschlussbericht kritisiert. Bei der Suche nach Opfern in afrikanischen Staaten sei ihnen von Referenten Unterstützung zugesagt worden – es sei eine Besprechung in Berlin ins Auge gefasst worden. «Die Rückmeldung steht auch nach sechs Monaten aus. Unsere Erinnerung ist nicht beantwortet worden», heißt es nun.
Im vergangenen Jahr hatte das Auswärtige Amt mitgeteilt, dass es die Aufarbeitungskommission bei seinen Untersuchungen unterstützen will. «Das Auswärtige Amt unterstützt das Ziel der rechtlichen Aufarbeitung von Sexualdelikten deutscher Staatsbürger an Minderjährigen auch im Ausland, wo wir können, ausdrücklich», hieß es damals von einem Sprecher.
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