Ministerin Dörte Schall: «Ich habe den Schritt nicht bereut»
Am 10. Juli vor einem Jahr verändert sich das Leben der Pfälzerin: Dörte Schall wird zur neuen Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung vereidigt.
Am 10. Juli vor einem Jahr verändert sich das Leben der Pfälzerin: Dörte Schall wird zur neuen Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung vereidigt.
Sozialministerin Dörte Schall (SPD) redet lieber direkt mit den Menschen über ihre Sorgen und Probleme als im rheinland-pfälzischen Landtag. «Ich rede, diskutiere und streite gerne um die Sache», erzählt die 47-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Kontroverse Podiumsdiskussionen sind mir lieber, als im Plenum zu stehen. Da ist es immer so formal.»
Seit rund einem Jahr steht Schall an der Spitze des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung. Wie ist ihr Fazit? «Ich habe den Schritt überhaupt nicht bereut.» Würde sie auch nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz im nächsten März gerne im Amt bleiben? «Sofort!»
«Ich gehe wirklich auf in der Rolle»
«Ich gehe wirklich auf in der Rolle», versichert die gebürtige Ludwigshafenerin. «Mir macht es sehr viel Spaß, zu gestalten und Themen zu begleiten.» In den vergangenen zwölf Monaten habe sie zwar einiges auf den Weg bringen können. Deutlich mehr Akzente könnten aber am Anfang einer Legislaturperiode gesetzt und durch die Mitarbeit an einem Koalitionsvertrag Weichen gestellt werden.
Als Alexander Schweitzer (SPD) die Juristin fragte, ob sie seine Nachfolgerin werden möchte, war Schall Stadtdirektorin und damit Stellvertreterin des Oberbürgermeisters in Mönchengladbach. Schweitzer wurde danach Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Beide kennen sich aus Juso-Zeiten. Wie ist ihr Verhältnis? «Freundschaftlich.»
Kontakte aus der Juso-Zeit
«Wir stehen in einem engen Austausch», berichtet Schall von ihrer Arbeit im Kabinett. «Der Ministerpräsident war immer sofort für mich erreichbar, wenn es etwas zu besprechen gab.» Auch Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) kennt die Mutter von zwei Töchtern noch von früher aus der Zeit bei der SPD-Jugendorganisation.
War zu der Zeit schon klar, dass sie eine politische Karriere macht? «Als ich mit 17 in die SPD eingetreten bin, hätte ich nicht gedacht, dass ich mal Ministerin werde», sagt Schall schmunzelnd. «Mir ging es ja darum, etwas zu verändern und Dinge zu bewegen, mich aktiv zu beteiligen - und das hat ja auch geklappt.»
Habe immer noch die gleichen Freunde
Verändert das Amt? «Ich glaube schon, dass ich noch die gleiche Person bin wie vor einem Jahr - zumindest hoffe ich das sehr. Ich habe noch die gleichen Freunde wie vorher, mit denen ich mich privat treffe.»
Allerdings gingen nun die Menschen mitunter distanzierter mit ihr um, berichtet die Ministerin. Bei einem Jubiläum ihrer früheren Schule etwa seien die ehemaligen Lehrer viel zurückhaltender und ganz aufgeregt gewesen. «Darf ich noch du zu dir sagen», habe sie auch schon gehört von Leuten, die Schall aus der Kindergartenzeit kennt.
Eingearbeitet hat sich die 47-Jährige schnell in ihre neuen Aufgaben. Drei Viertel der Themen waren auch Teil ihrer Tätigkeit in der kommunalen Verwaltung in Nordrhein-Westfalen. «Arbeit, Soziales, Pflege, hatte ich ja auch in meinem Bereich - aber natürlich auch aus einem Blickwinkel.»
Andere Flughöhe im Ministerium
Die «andere Flughöhe» in einem Ministerium habe sie aber durch viel Zuhören und Gespräche mit den sehr erfahrenen Kolleginnen und Kollegen schnell und zielgerichtet vermittelt bekommen. Themen wie Cyberkriminalität und Breitbandausbau waren zunächst Neuland. «In die musste ich mich ein bisschen reinknien.»
Während ihrer einjährigen Amtszeit sei vor allem im Digitalbereich viel erreicht worden, berichtet die Ministerin. Unter anderem seien beim Thema Open Data Fortschritte erzielt und der Rahmen dafür entworfen worden, wie die gesamte Landesverwaltung künftig mit Künstlicher Intelligenz umgehen soll. Bei dem selbst entwickelten KI-Ökosystem geht es vor allem um die Sicherheit von Daten und Handlungsempfehlungen für die Beschäftigten.
In den rund acht Monaten bis zur Landtagswahl am 22. März nächsten Jahres stehen neben den Digitalthemen vor allem die Themen Pflege und Gesundheitsberufe sowie ein neues Bildungszeitgesetz auf der Agenda der Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung.
Bei dem Gesetzvorhaben geht es darum, dass Beschäftigte die zehn Tage Bildungsurlaub innerhalb von zwei Jahren nicht nur für politische Bildung, sondern auch mit Fortbildungen für das Ehrenamt nutzen können.
Von Bernd Glebe, dpa
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