Heimat, Familie, Kapitalismus, aber auch queere Liebe, Obdachlosigkeit und Traumata: Beim 45. Filmfestival Max Ophüls Preis (MOP) in Saarbrücken vom 22. bis 28. Januar 2024 sind die Themen der jungen Filmschaffenden wieder vielfältig. Für die Veranstalterinnen waren sie mitunter sogar überraschend: «Glaube und Religion sind stark vertreten. Vielleicht sind das Nachwirkungen aus dem Lockdown», sagte Programmleiterin Theresa Winkler am Freitag bei der Vorstellung des Angebots.
Auch das Thema Identitäten sei ein Schwerpunkt. «Das Zweite, was wir schön finden, ist, dass die Menschen sehr viel mit ihren eigenen Familiengeschichten machen», sagte Festivalleiterin Svenja Böttger. Die Filmemacher beschäftige vor allem die Frage: Wo ist mein Platz, wo will ich hin, was will ich sein?
«Ein Film-Jahrgang voller Emotionen, Tiefe und dem Wunsch nach Freiheit», bilanzierte Theresa Winkler. Wie in den Vorjahren gibt es zum Bedauern der Veranstalterinnen allerdings nur wenige Komödien.
Das Publikum kann bei der 45. Ausgabe des MOP dennoch aus einem breiten Angebot wählen: Zusammen mit den Neben- und Sonderreihen werden in sieben Spielstätten 131 Filme in 226 Vorstellungen gezeigt. Auf die Filmemacher warten auch in diesem Jahr wieder 18 Preise in einer Gesamthöhe von 118.500 Euro.
Dass der Kinomarkt «extrem angespannt» sei und es wenig Fördergelder gebe, habe sich auch bei den Einreichungen gezeigt: Aufgrund geringer finanzieller Möglichkeiten hätten sich mehr Regisseurinnen und Regisseure für Kurzfilme entschieden, viele seien mit einem extrem geringen Budget entstanden. «Die Umstände, unter denen die Filme gemacht werden, sind eklatant», sagte Böttger. «Wenn wir Kino behalten wollen, müssen wir in Nachwuchs investieren.» Zudem bedauerte sie, dass es bei der 45. Ausgabe nur wenige Filme aus Österreich und der Schweiz und keinen aus Luxemburg gebe.
Der Max Ophüls Preis gilt als wichtigstes Festival für den jungen deutschsprachigen Film und steht für die Entdeckung junger Talente aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Bei der jüngsten Ausgabe vor knapp einem Jahr hatten die Veranstalter mehr als 38 000 Gäste in den Kinosälen und bei den Veranstaltungen verzeichnet.
Auch das 45. Filmfestival Max Ophüls Preis findet in dualer Form statt. Eine Auswahl der Filme wird erneut als Stream über die Filmfestival-Website zur Verfügung stehen.
Das Gesamtbudget liegt in diesem Jahr mit 1,5 Millionen Euro etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Dank der großen finanziellen Unterstützung, so Geschäftsführerin und Saarbrücker Kulturdezernentin Sabine Dengel, könne das Programm wieder in einem normalen Umfang umgesetzt werden. Allein die Stadt Saarbrücken stelle für das Filmfestival 550.000 Euro bereit. Große Unterstützung erhoffen sich die Veranstalterinnen zudem von Bund und Land. Die saarländische Landesregierung hatte angekündigt, für das MOP in den nächsten beiden Jahren jeweils 200.000 Euro zur Verfügung zu stellen.
«Insgesamt haben wir aber nicht nur mehr Geld, sondern auch eine ganz klare Stärkung unserer Position bekommen», sagte Dengel. Ziel sei es, «Saarbrücken wie immer zu einer Filmstadt im Januar zu machen, die eine sehr große Strahlkraft nach außen hat.» Und vor allem sollen davon auch die jungen Filmschaffenden profitieren, die nach Aussage von Svenja Böttger «alles Herzblut» in ihre Arbeit gesteckt hätten: «Sie merken hier, sie sind etwas wert, sie dürfen ihre Geschichten erzählen. Und es hat sich für sie gelohnt, dass sie drei bis fünf Jahre in ihren Projekten hängen.»
Mit welchem Film das MOP-Festival am 22. Januar (19.30 Uhr) eröffnet wird, soll in der nächsten Woche bekanntgegeben werden. Ebenso wie die Frage, wer nach prominenten Vorgängern wie den Schauspielern Mario Adorf, Heike Makatsch und zuletzt Sandra Hüller der nächste Gast sein wird.
Von Katja Sponholz, dpa
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