Eine Nachbildung in Originalgröße zeigt in einer Ausstellung das Gehirn eines Menschen.
Ingo Wagner/dpa
Eine Nachbildung in Originalgröße zeigt in einer Ausstellung das Gehirn eines Menschen.
Forschung

Mainzer Wissenschaftler sind der Intelligenz auf der Spur

Was beeinflusst die Intelligenz und warum können einige Menschen Informationen schneller verarbeiten? Das wollen Mainzer Wissenschaftler herausfinden und mit den Erkenntnissen weiterforschen.

Warum sind manche Menschen intelligenter als andere? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in einem Forschungsprojekt nach. Grob gesagt wird in dem Vorhaben des Psychologischen Instituts der JGU geschaut, welche Prozesse oder auch Strukturen im Gehirn für Unterschiede bei der Intelligenz verantwortlich sind, wie Studienleiterin Anna-Lena Schubert erklärt.

«Intelligenz ist ein fesselndes psychologisches Konzept, das wichtige Lebensereignisse beeinflusst», sagt sie. Diese wirke sich etwa auf den Bildungserfolg, die berufliche Leistung, die Gesundheit und die Lebenserwartung aus. Intelligenz sei zu verstehen als die Fähigkeit, Aufgaben mit Hilfe des Denkapparats zu lösen.

Ein entscheidender Faktor dafür sei die Geschwindigkeit bei der Informationsverarbeitung, sagt Schubert. Auch strukturelle Dinge im Gehirn wirkten mit hinein. So sei bekannt, dass eine dickere Myelin-Schicht, eine Art Schutzschicht um Nervenzellen, zu einer schnelleren Weiterleitung von Informationen führe.

200 Teilnehmer gesucht

Für die auf ungefähr ein Jahr angelegte und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mitfinanzierte Mainzer Studie werden 200 Teilnehmerinnen oder Teilnehmer gesucht. Diese absolvieren dann jeweils eine Gedächtnis- und Intelligenzmessung, eine EEG-Messung und eine MRT-Messung. EEG steht für Elektroenzephalografie, mit ihr werden Hirnsignale über die von ihnen erzeugte elektrische Spannung auf der Kopfhaut gemessen. MRT ist die Abkürzung für Magnetresonanztomografie.

Die Gedächtnis- und Intelligenzmessung in der Studie umfasst Schubert zufolge einen klassischen IQ-Test sowie Gedächtnisaufgaben, wo etwa das Kurzzeitgedächtnis abgefragt werde, indem sich in kurzer Zeit eine Liste an Wörtern gemerkt und dann wiedergegeben werden müsse, erklärt Schubert. Bei der EEG- und der MRT-Messung werde geschaut, was im Gehirn genau passiere und wie etwa die Myelin-Schicht ausgebildet sei.

Folgeprojekt angedacht

Mit Hilfe mathematischer Modelle wird darüber hinaus berücksichtigt, dass manche Menschen dazu neigen, vor einer Entscheidung für eine Handlung erst mehr Informationen sammeln zu wollen als andere. Auch das könne zu einer langsameren Reaktion führen, sei aber nicht gleichbedeutend mit einer geringeren Informationsverarbeitung, erklärt Schubert. Bei älteren Menschen zeige sich etwa häufiger, dass sie nicht langsamer in der Reaktion seien, sondern vorsichtiger agierten als jüngere.

Die Studie fußt letztlich auf der Annahme, dass strukturelle oder funktionelle Hirneigenschaften, die sich mit bildgebenden Verfahren wie etwa einem MRT messen lassen, bestimmen, wie schnell Menschen Informationen verarbeiten können, was nach dem Stand der Wissenschaft zu besseren Leistungen in Intelligenztests führt. Die Wissenschaftler um Schubert denken zudem über ein darauf aufbauendes Folgeprojekt nach, bei dem die Teilnehmer mit Hilfe einer App ihre kognitiven Fähigkeiten trainieren sollen. Dann soll geschaut werden, ob so die Intelligenzleistung und Hirnstruktur verändert werde.

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