Die Ankunft der olympischen Flamme in Schengen in Luxemburg.
Birgit Reichert/dpa
Die Ankunft der olympischen Flamme in Schengen in Luxemburg.
Olympia

Kurzbesuch der Flamme: Dreiländereck im Olympia-Fieber

Für Franzosen, Deutsche und Luxemburger ist es ein Fest. Die olympische Flamme macht im Dreiländereck Station. Nach knapp einer Stunde ist das Feuer wieder weg, gefeiert wird aber länger.

Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris hat das olympische Feuer am Donnerstag einen Abstecher durch das Dreiländereck von Frankreich, Deutschland und Luxemburg gemacht. Mehrere Tausend Schaulustige säumten die rund 1,2 Kilometer lange Strecke. Der Fackellauf ging vom französischen Apach über die deutsche Grenze nach Perl im Saarland, wo er dann über die Moselbrücke ins luxemburgische Schengen führte.

Bei einem Festakt an der Moselpromenade nahmen der luxemburgische Großherzog Henri und seine Frau Großherzogin Maria Teresa die Flamme feierlich in Empfang. «Es ist eine große Freude und eine große Ehre, dass die olympische Flamme durch Schengen getragen wird», sagte der Großherzog. «Schengen ist wirklich das Symbol Europas, das Symbol des freien Personenverkehrs und auch das Symbol der europäischen Solidarität. Und das ist es, was die olympische Bewegung zeigen will.»

Die letzte Wegstrecke trug die ehemalige luxemburgische Tennisspielerin und dreifache Olympiasiegerin Anne Kremer die Fackel. Es war das zweite Mal, dass die olympische Flamme im Großherzogtum zu Gast war: Zuletzt war dies 1948 zu den Olympischen Spielen in London der Fall gewesen.

«Es ist für uns alle ein Tag der Freude», sagte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD). Erstens Vorfreude auf die Olympischen Spiele, aber auch «eine Freude, weil wir Teil eines historischen Ereignisses sein dürfen». In jüngerer Zeit sei es nie vorgekommen, dass die Flamme das Gastgeberland noch mal vor Ende der Spiele verlassen habe, sagte sie. Die Flamme unterstreiche «das seit mehr als 70 Jahren friedvolle Miteinander in unserer Grenzregion».

Auch wenn das Feuer insgesamt nur eine knappe Stunde im Dreiländereck zu Gast war, nutzte die Region dies zum Feiern. Rund um den Fackellauf gab es eine Vielzahl an Events und Aktivitäten, darunter Bürgerfeste in Apach und in Perl.

Einer der vielen Zuschauer, die zu dem Fackellauf gekommen sind, war Horst Eisenhuth aus Zweibrücken. «Es ist eine einmalige Gelegenheit», sagte der 82-jährige gebürtige Saarbrücker auf der Moselbrücke. Er finde es toll, dass Frankreich es möglich gemacht habe, die Flamme ins Dreiländereck zu holen. «Das hier ist das Herz Europas.»

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) war dabei. «Symbolisch könnte es nicht schöner sein», sagte sie. «Es ist einfach toll, dass die Flamme in diesen Grenzraum Schengen kommt. Das bestätigt die Arbeit der Grenzregion, der Großregion, der Partner, dass wir freundschaftlich zusammenstehen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Olympia steht als Idee für Freundschaft, für Frieden, für faire Spiele. Das sei heute spürbar. Aus Rheinland-Pfalz seien vermutlich rund 15 Athleten in Paris am Start.

Nach der Zeremonie verließ die olympische Flamme Schengen wieder. Ihr Weg führte sie noch ins Robert-Schuman-Haus nach Scy-Chazelles und dann nach Metz als letzte Station des Tages. Die Olympischen Spiele in Paris finden vom 26. Juli bis 11. August statt.

Das Feuer war Mitte April in der antiken Stätte von Olympia entfacht worden. Anschließend ging es mit dem Schiff über das Mittelmeer nach Marseille. Seit der Ankunft am 8. Mai und bis zur Eröffnung der Spiele wird die Flamme von mehr als 10 000 Fackelläufern durch gut 400 französische Städte getragen. Auf Stippvisite in Deutschland war sie zudem am Mittwoch in Weil am Rhein in Baden-Württemberg gewesen.

Am Donnerstag ging es zu Recht um viel Geschichte und Symbolik. Schengen ist eines der bekanntesten Dörfer in Europa. Im nächsten ist es 40 Jahre her, dass dort - an Bord eines ankernden Fahrgastschiffes - Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande den schrittweisen Abbau der Grenzkontrollen vereinbarten. Dem Schengener Abkommen sind andere Länder der EU beigetreten.

Und die Saarländer erinnern sich gerne an ihre ganz eigene Olympia-Geschichte. 1952 nahm das Land mit einer eigenen Mannschaft mit 36 Athleten an den Olympischen Sommerspielen in Helsinki teil. Medaillen konnten sie bei der ersten und einzigen Olympia-Teilnahme des Saarlandes nicht erringen. Seit Januar 1957 ist das Land Teil der Bundesrepublik Deutschland.

Auch dieses Jahr werde das Saarland bei Olympia vertreten sein, sagte Rehlinger. Insgesamt seien inklusive der Paralympischen Spiele wohl rund zehn Athleten am Start. Bekannte Namen seien der Triathlet Tim Hellwig und der Marathonläufer Richard Ringer. «Wir haben dort eine schöne Visitenkarte, die wir abgeben können», sagte sie.

Von Birgit Reichert, dpa
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