Nach Öl bohren um jeden Preis: US-Präsident Trump scheint im Wahn.
Andreas Arnold/dpa
Nach Öl bohren um jeden Preis: US-Präsident Trump scheint im Wahn.
Fastnacht

Kloppo, Trump und Ampel-Bruchpiloten beim Rosenmontagszug

Die abgestürzte Ampel, der rohstoffhungrige Trump und ein Jürgen Klopp auf neuen Wegen - die Motivwagen des Mainzer Rosenmontagszuges ziehen vieles durch den Kakao. An einem wird noch gebaut.

Weltpolitik, das liebe Geld und ein wankendes Idol: Insgesamt zehn aufwendig gestaltete Motivwagen werden beim diesjährigen Rosenmontagszug in Mainz mitrollen und die Narren über so manch Mächtigen lachen lassen. Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) stellte die in den vergangenen Monaten gebauten Gefährte aus Holz, Metall und viel Styropor im Stadtteil Mombach vor. 

Das Besondere in diesem Jahr: Ein Wagen ist sechs Tage vor dem Zug noch nicht fertig. Er wird die Bundestagswahl thematisch aufgreifen, wie genau, ist noch ein Geheimnis. Verraten wird bis dato erstmal nur der Titel, der lautet «Kröten schlucken».

Am «Kröten-Wagen» wird noch gebastelt

Die anderen Schöpfungen des MCV-Wagenbauteams sind bereit für ihren großen Auftritt, zunächst bei einer ersten Präsentation am kommenden Sonntag auf der zentralen Ludwigsstraße und dann beim Zug an Rosenmontag mit seinen insgesamt 140 Zugnummern. 

Ein Wagen zur zerbrochenen Ampelkoalition darf nicht fehlen. In einem abgestürzten Flieger sitzen Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen, der Nicht-mehr-Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist schon aus dem Wrack geflogen - drumherum ein wahres Trümmerfeld. 

Ein anderer Wagen widmet sich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er sitzt auf dem Wagen wie der Bösewicht Blofeld aus den James-Bond-Filmen, auf seinem Schoß wie bei Blofeld eine Perserkatze, die in diesem Fall das Gesicht des nordkoreanischen Machthabers Kim Jon Un hat - in Anspielung darauf, dass nordkoreanische Soldaten Russland im Krieg gegen die Ukraine unterstützen. 

Trump'sches Bohren um jeden Preis 

Nicht gut weg kommt auch der politische Wiedergänger Donald Trump. Eine Figur zeigt den alten und neuen US-Präsidenten auf einem Bohrer. Wie im Wahn bohrt er im Boden nach Öl, seine Krawatte fliegt durch die Luft, dahinter ein ölverschmierter Vogel - über allem prangt die Zeile «Drill Baby Drill», ein Ausruf Trumps, der seine drastischen Pläne in der Energiepolitik auf den Punkt bringt. 

Keinen allzu positiven Blick auf die Bundeswehr wirft ein Wagen mit Verteidigungsminister Boris Pistorius. Der SPD-Politiker hält einen Regenschirm mit dem Nato-Symbol vor sich, quasi der Schutzschirm des Bündnisses. Pistorius ist nackt, sein bestes Stück ist nur bedeckt mit einem Stahlhelm samt Deutschlandfahne. Titel: «Ziemlich blank».

Nackter Pistorius und pinselnder Wissing

Ein weiterer Bundesminister, dem die fragwürdige Ehre zuteilwird, ein Styropor-Protagonist zu sein, ist Noch-Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos). Auf dem Wagen «Unternehmen Zukunft» sitzt er in einer rostigen Lokomotive und überpinselt diese weiß, darauf die Aufschrift ICE - eine närrische Abrechnung mit der schleppenden Modernisierung der maroden Bahninfrastruktur.

Das traditionelle Mainzer Thema stellt Finanzdezernent Günter Beck von den Grünen dar. Mit einer Nadel bringt der Stadtpolitiker einen Luftballon nach dem anderen zum Platzen, jeder steht für einen geplatzten Traum. Das spielt auf die einst hochtrabenden Pläne der Landeshauptstadt nach dem Geldsegen durch den Erfolg des Impfstoffherstellers Biontech an. Aus vielen wird erstmal nichts, die Steuereinnahmen sind deutlich gesunken, das Defizit ist zurück. 

Und dann ist da der in Mainz noch bestens bekannte und inzwischen zum weltweiten Fußball-Chef von Red Bull gekürte Jürgen Klopp. Der frühere Erfolgscoach thront oder besser wankt auf dem Wagen namens «Verleiht Flüüügel» auf einem Podest, der die Wappen seiner bisherigen Vereine Mainz 05, Borussia Dortmund und Liverpool zeigt.

Auf dem Rücken hat Klopp Flügel aus Geldscheinen, in der Hand die Dose eines Brauseherstellers. Den tieferen Sinn verdeutlicht der Vers zum Wagen. Der lautet: «Für Kloppo zählten früher Werte, um die er sich nicht mehr scherte. Denn weil Red Bull lockt mit viel Geld, er krachend nun vom Sockel fällt.» 

Gedenken an den langjährigen Wagenbauer Wenger

Federführend beim Wagenbau war nach rund 60 Jahren zum ersten Mal nicht mehr Dieter Wenger. Er hatte nach der vergangenen Kampagne angekündigt, aus Altersgründen aufzuhören und war Anfang dieses Jahres im Alter von 84 Jahren gestorben. 

Der neue MCV-Wagenbauer heißt Stefan Hisge. Für ihn sei es eine Riesenherausforderung gewesen, in solch große Fußstapfen zu treten, sagte Hisge - und ergänzte beim Blick auf die fertigen Wagen: Jeder sei ihm ans Herz gewachsen, einen Favoriten habe er nicht. 

Wenger und seiner kurz vor ihm gestorbenen Ehefrau wird gedacht, indem der Harlekin-Wagen, der traditionell vorn im Zug mit dabei ist, in diesem Jahr etwas umgebaut am Start ist. Auf ihm wird «Danke Hanne und Dieter Wenger» zu lesen sein, statt einer Laterne hat der Harlekin diesmal einen Werkzeugkasten dabei.

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