Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz, spricht während des Gottesdienstes im Dom.
Andreas Arnold/dpa
Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz, spricht während des Gottesdienstes im Dom.
Karfreitag

«Keine Nummer werden»: Bischof betont Würde des Menschen

An Karfreitag gedenken Christen weltweit des Leidens Jesu. Bischof Kohlgraf erinnert in Mainz daran, wozu Menschen fähig sind - im Guten wie im Bösen.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat in seiner Karfreitagsliturgie einen nachdrücklichen Appell für mehr Menschlichkeit formuliert. «Die Würde des Menschen zeigt sich darin, dass sie den anderen nicht zur Nummer werden lässt, sondern in ihm einen Bruder oder eine Schwester sieht», sagte Kohlgraf im Dom der Landeshauptstadt. «Daher werden menschenverachtende Diktaturen am Ende nie das letzte Wort haben, wie auch Gewalt und Tod nicht.»

Kohlgraf berichtete von einer Reise Anfang März nach Polen, die ihn auch in das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz geführt habe. «Es war ein Blick in den Abgrund des Bösen. Es fehlen die Worte, um zu beschreiben, wozu Menschen fähig sind», meinte er.

«Ich bin wieder erschrocken über das Böse, zu dem Menschen fähig sind. Der Blutstrom der Geschichte ist nicht versiegt. Bis heute blicken wir auf Mord, Totschlag und Menschenverachtung. Wir sehen, wie Menschen andere Menschen erniedrigen und ihnen zuletzt das Leben nehmen», sagte Kohlgraf.

In der Passionsgeschichte höre und erlebe man ein einziges Beispiel, das von Jesus. Von Millionen anderen sei nicht die Rede, erklärte der Bischof. «Und doch ist es Teil meines Glaubens, dass in diesem einen Menschen die Millionen anderen vereint sind. In ihm haben alle von Gewalt, Leid und Tod Betroffenen ein konkretes Gesicht.» Niemand sei vor diesem Christus eine Nummer. «Jeder und jede ist in seinen Wunden Wirklichkeit und Gegenwart.»

Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, verwies zum Karfreitag ebenfalls auf die Zuversicht, die mit dem Sterben und der Auferstehung Christi einhergehe. «Angesichts der zahlreichen Kriege und Krisen an vielen Orten auf der Welt bekommt diese Botschaft besondere Bedeutung», betonte er.

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