IG Metall warnt vor Ausgliederung bei ZF
Seit Monaten machen sich die Beschäftigten beim Automobilzulieferer ZF in Saarbrücken Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Jetzt überraschen Pläne zur wichtigen Antriebssparte.
Seit Monaten machen sich die Beschäftigten beim Automobilzulieferer ZF in Saarbrücken Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Jetzt überraschen Pläne zur wichtigen Antriebssparte.
Die IG Metall warnt vor einer Abspaltung der Antriebssparte beim Automobilzulieferer ZF. Berichte, wonach ZF angeblich eine Ausgliederung der Sparte «Elektrifizierte Antriebstechnologien» prüfe, hätten die Gewerkschaft völlig überrascht, teilte die IG Metall in Saarbrücken mit. Bei ZF hieß es auf Anfrage lediglich, das Unternehmen prüfe strategische Kooperationen und Partnerschaften für diesen Bereich.
Das Handelsblatt hatte berichtet, dass schon in diesem Jahr die Abkopplung der Kernsparte «E-Division» abgeschlossen werden solle, um sie 2026 womöglich zu verkaufen. Die Sparte umfasst nicht nur elektrische, sondern auch konventionelle und hybride Antriebe. Sie mache mit mehr als 32.000 Beschäftigten 11,5 Milliarden Euro Umsatz. Jeder fünfte Beschäftigte und knapp ein Viertel des Konzernumsatzes würden abgespalten.
Auch das ZF-Werk mit rund 10.000 Beschäftigten in Saarbrücken wäre dann davon betroffen. Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) erwartet von der Konzernleitung zeitnah verlässliche Perspektiven für den Standort im Saarland.
ZF äußerte sich bisher nicht direkt zu dem Bericht. Eine ZF-Sprecherin teilte auf Anfrage mit, dass der Bereich «Elektrifizierte Antriebstechnologien» in besonderem Maße unter dem verzögerten Anlauf der E-Mobilität, den hohen Kosten und daraus resultierenden geringen Margen im traditionellen Getriebe-Geschäft leide. «Um dieser Division wieder profitables Wachstum zu ermöglichen und die dafür nötigen Investitionen zu tätigen, prüfen wir derzeit strategische Kooperationen und Partnerschaften.»
Diese könnten sich auf einzelne Komponenten oder auch die gesamte Division beziehen. Dazu sei ZF auch im Dialog mit der Arbeitnehmervertretung. «Den Status dieser Überlegungen» kommentiere man jedoch nicht öffentlich.
«Eigentlich war das Ziel, in weiteren Gesprächen nach gemeinsamen Lösungswegen und Alternativen zu schauen», sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Saarbrücken, Patrick Selzer, der Deutschen Presse-Agentur. «Eine derartige Maßnahme erscheint eher nach einer Verzweiflungstat, als nach einem sinnvollen Fahrplan.»
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern angekündigt, bis zum Jahr 2028 an den 35 ZF-Standorten in Deutschland bis zu 14.000 Stellen zu streichen. Bis Ende 2025 sollen in Saarbrücken 1.800 Arbeitsplätze wegfallen. Das hatte ZF-Vorstandschef Holger Klein bei einem Besuch Ende Oktober unterstrichen.
Den Standort im Saarland hatte Klein als «ganz wesentliches Werk» für das Unternehmen und als «Kern der Getriebetechnologie und auch der Transformation zur E-Mobilität» bezeichnet.
Gewerkschaft: Arbeitsplätze stark bedroht
Unter der Überschrift «Zukunft statt Carve-out» fordert die IG Metall ein tragfähiges Konzept für die «E-Division». Die Pkw-Antriebssparte sei und bleibe Herzstück der ZF – die über 20.000 Beschäftigten dieses Geschäftsfeldes bräuchten eine sichere Zukunft. «Carve out» (engl. für «Herausschneiden») bezeichnet die Ausgliederung eines Unternehmensteils.
«Wir erwarten vom Management angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation der ZF und der ganzen Branche eine Strategie, die Beschäftigung sichert und ZF als integrierten Technologiekonzern nach vorne entwickelt», sagte Selzer. Eine «Carve-out»-Diskussion sorge nur für «unnötige Unruhe».
Der Fokus müsse darauf liegen, die operativen Themen der ZF zu lösen und die Division wettbewerbsfähig aufzustellen. «Auf dieser Basis waren und sind wir zu gemeinsamen Lösungen mit dem Unternehmen bereit», sagte der Gewerkschafter.
Eine Ausgliederung der Division E sei für die Arbeitnehmervertretung jedoch keine Option. Selzer: «Nach unserer Auffassung bedroht dies massiv unsere Arbeitsplätze an den saarländischen Standorten.»
Wirtschaftsminister erwartet «zeitnah verlässliche Perspektiven»
Aus Sicht des saarländischen Wirtschaftsministers Jürgen Barke (SPD) geht es jetzt um die Wettbewerbsfähigkeit von ZF in Deutschland, und der Konzern stehe vor riesigen Herausforderungen. «Ich erwarte, dass die Konzernleitung zeitnah verlässliche Perspektiven für den Standort im Saarland entwickelt», teilte er auf Anfrage mit. Hierbei müsse ganz klar die Zukunftssicherung des Werkes in Saarbrücken als Leitwerk für Elektromobilität im Vordergrund stehen.
«Ich habe mehrfach gegenüber der Konzernleitung kommuniziert, dass wir als Land nur in die Sicherung von Arbeitsplätzen auf höchstem Niveau investieren und nicht in Kahlschlag», betonte Barke. «Wir erwarten, dass die höchstmögliche Anzahl an Beschäftigung bestehen bleibt.»
© dpa-infocom, dpa:250219-930-379728/1
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten