Diese Regeln akzeptierte Fan Zhendong nicht. Vor genau einem Jahr zog sich der beste Spieler der Welt von allen internationalen Turnieren und aus dem chinesischen Nationalteam zurück. Die Saarbrücker nutzten diese Chance, weil Patrick Franziska den Kontakt hatte - und ein Wechsel nach Europa genau das war, was der Chinese immer schon wollte.
«Ich sehe die Bundesliga als Herausforderung. Das wird meine Karriere und meinen Horizont erweitern», sagte Fan Zhendong bei seiner Vorstellung in Saarbrücken.
Modenschau in Mailand, Fußball in Madrid
Seitdem sieht man ihn in Europa nicht nur gegen Werder Bremen (2:3) oder den deutschen Meister TTF Ochsenhausen (3:0) spielen. Sondern auch bei einer Modenschau in Mailand, einem Fußballspiel von Real Madrid, einem Treffen mit Zinédine Zidane - oder einer Feier mit seinem Freund Timo Boll.
«Für ihn ist es ein Abenteuer, mal Europa zu erleben», sagt der Saarbrücker Manager Nicolas Barrois. «Er bewegt sich gern hier, saugt die europäische Kultur auf, schaut sich Fußballspiele an. Das ist einer der Hauptgründe, warum er jetzt hier Tischtennis spielt.»
Etwas bizarr ist: Fan Zhendong wechselte auch deshalb nach Europa, weil er in China nicht unerkannt über eine Straße gehen kann. Überall löst er dort Menschenaufläufe aus. Jetzt spielt er in Deutschland - und steht wieder im Zentrum eines Hypes. Auch wenn der natürlich kleiner ist als in seiner Heimat.
Herausforderung für den Club
Trotzdem reicht die Popularität des Olympiasiegers auch in Saarbrücken aus, um den Club vor «ziemliche Herausforderungen» (Barrois) zu stellen. Er baute Zusatztribünen in seine Halle, er brauchte mehr Helfer und zusätzliches Sicherheitspersonal. «Wir hatten schon damit gerechnet, dass die Zuschauerzahlen steigen», sagt der Manager. «Aber in dem Ausmaß war uns das nicht bewusst.»
Bislang haben aber alle Seiten von dem Tischtennis-Transfer des Jahres profitiert. Der Club hat den besten Spieler der Welt, die gesamte Bundesliga eine neue Attraktion. Patrick Franziska schwärmt vom gemeinsamen Training mit Fan Zhendong («Das zu sehen, das aufzusaugen, ist Wahnsinn»). Und auch ein chinesischer Fan sagte ganz beseelt nach dem Werder-Spiel zu «Radio Bremen»: «Ich musste einfach herkommen, um ihn spielen zu sehen!»
Von Sebastian Stiekel, dpa
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