Für Trier keine weiteren Straßen-Umbenennungen empfohlen
In Trier haben Experten gut 900 Straßennamen auf eine möglicherweise belastete Historie überprüft. In ihrem ersten Zwischenbericht gibt es klare Empfehlungen an die Stadt.
In Trier haben Experten gut 900 Straßennamen auf eine möglicherweise belastete Historie überprüft. In ihrem ersten Zwischenbericht gibt es klare Empfehlungen an die Stadt.
In der Stadt Trier sind nach Empfehlung einer Fachkommission keine weiteren Umbenennungen von Straßennamen aufgrund belasteter Historie notwendig. Zu diesem Schluss kommt die Kommission in ihrem ersten Zwischenbericht, der am Dienstag in Trier vorgestellt wurde. Bei Namen und Personen, die «als historisch kritisch» zu bewerten seien, werde eine historische Einordnung durch ergänzende Schilder und QR-Codes vorgeschlagen, sagte Kulturdezernent Markus Nöhl (SPD). Die 16-köpige Kommission hatte vor rund zwei Jahren ihre Arbeit aufgenommen.
Es gehe darum, die Namen zu belassen, sie aber in den historischen Kontext zu setzen und sie zu kommentieren, damit sich jeder Bürger selbst eine Meinung bilden könne. Bei insgesamt 33 Straßennamen solle es relativ zügig Schildergänzungen oder QR-Codes geben. Zum Beispiel bei der Mohrenkopfstraße: Die Bezeichnung Mohr stehe hier für schlammiges Gelände und komme eher aus dem Begriff Moor. Da es oft zu Missverständnissen komme, solle das transparent gemacht werden, sagt Nöhl.
Der Historiker Thomas Grotum sagte, längerfristig sollten alle gut 900 Trierer Straßennamen QR-Codes mit hinterlegten Informationen bekommen, damit Bürger den Hintergrund der Benennung nachvollziehen könnten. Man arbeite bereits an ersten Texten. Dies sei aber eine Arbeit für die nächsten Jahre, sagte Nöhl. Die Stadt habe bereits entschieden, auf der Grundlage der Empfehlungen eine Vorlage zu machen.
Die Fachkommission war von der Stadt Trier im Zuge der Umbenennung der Hindenburgstraße in Gerty-Spies-Straße beauftragt worden, alle Straßennamen zu prüfen. Ein Kriterienkatalog wurde dazu erarbeitet ebenso wie Empfehlungen für den künftigen Umgang mit Straßennamen.
In Trier war Anfang 2022 nach jahrelanger Diskussion im Stadtrat die Hindenburgstraße in Gerty-Spies-Straße umbenannt worden. Grund war laut Stadt, dass Hindenburg «ein Steigbügelhalter der Nazi-Diktatur» gewesen sei. Im vergangenen Jahr wurde der Bischof-Stein-Platz am Trierer Dom wegen der Rolle des Geistlichen im Missbrauchsskandal zum Platz der Menschenwürde.
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