Für ein sauberes Geschäft: Wie funktionieren Kläranlagen?
Sie reinigen unser Wasser und helfen dadurch der Gesundheit. Kläranlagen sind unverzichtbar. In Remagen soll eine moderne Anlage neu entstehen. Wie viele gibt es in Rheinland-Pfalz?
Sie reinigen unser Wasser und helfen dadurch der Gesundheit. Kläranlagen sind unverzichtbar. In Remagen soll eine moderne Anlage neu entstehen. Wie viele gibt es in Rheinland-Pfalz?
Spülwasser, Essensreste, Klopapier, Waschmittel: Kläranlagen haben einige Arbeit damit, unser Wasser zu reinigen. Doch wie wichtig sie sind, fällt vor allem auf, wenn sie fehlen. Im Ahrtal wurden bei der Flut Kläranlagen zerstört.
Was ist im Ahrtal geplant?
In Remagen soll für die zerstörten Anlagen in den nächsten Jahren eine neue, modernere Kläranlage entstehen. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) überreichte dafür rund 142 Millionen Euro Förderung. «20 Millionen habe ich ja schon mal vorbeigebracht», sagte Eder bei der Übergabe in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Jetzt komme die Förderung über rund 142 Millionen Euro dazu. «Das ist der größte Förderbescheid des gesamten Wiederaufbaus.»
Das Gesamtprojekt kostet geschätzt rund 212 Millionen Euro. Dafür entstehe eine der modernsten Kläranlagen Deutschlands, sagte die Umweltministerin. «Sie ist hochwassersicher, sie soll mit einer vierten Reinigungsstufe für den Gewässerschutz ausgestattet werden, mit hohen Ansprüchen an die Energieautarkie.» Außerdem sei die Kläranlage vollgepackt mit Innovation und Angeboten zur Wissensvermittlung.
Wie viele Kläranlagen gibt es in Rheinland-Pfalz?
Das Abwasser im Bundesland wird in 653 kommunalen Anlagen behandelt. Die größte steht laut Landesamt für Umwelt in Mainz, gefolgt von Koblenz und Kaiserslautern. Demnach gibt es wegen der Ahr-Flut sechs provisorische Anlagen. «Diese Anlagen werden bis Ende 2028 beziehungsweise Ende 2030 an reguläre Kläranlagen angeschlossen», hieß es auf der Webseite.
In der Regel sind für die Kläranlagen die Kommunen zuständig – es gibt aber Ausnahmen. So werde etwa das Abwasser von Ludwigshafen und den angrenzenden Gemeinden in der Kläranlage des Chemiekonzerns BASF behandelt und in den Rhein geleitet, schreibt das Landesamt.
Dritte oder vierte Klärstufe – was bedeutet das?
Bei Kläranlagen spricht man von verschiedenen Reinigungsstufen, die das rheinland-pfälzische Umweltministerium wie folgt erklärt:
Die Anlagen in Rheinland-Pfalz haben in der Regel drei Klärstufen. Bei einer vierten Klärstufe werden sogenannte Spurenstoffe – etwa Medikamentenreste – reduziert.
Gibt es Anlagen mit der vierten Klärstufe in Rheinland-Pfalz?
Eine klassische vierte Reinigungsstufe sei in Rheinland-Pfalz noch nicht in Betrieb, schrieb das Umweltministerium. «Für die größte rheinland-pfälzische Kläranlage in Mainz ist diese allerdings in Bau und soll Anfang des Jahres 2027 in Betrieb genommen werden.» An vier weiteren Anlagen im Land sei der Bau einer solchen Stufe in der Genehmigungsplanung.
Sogenannte Versuchsanlagen zur vierten Reinigungsstufe gab es auch schon in Kaiserslautern, Mainz und Speyer. Zurzeit wird so eine noch in Landstuhl betrieben.
Wie viele Anlagen mit einer vierten Stufe soll es geben?
Laut Umweltministerium soll es nach einer vorläufigen Auswahl bei 65 der 653 Kläranlagen im Land eine vierte Reinigungsstufe geben. «Dafür wird ein Investitionsvolumen von etwa 600 Millionen Euro erwartet», hieß es. «In diesen Kläranlagen werden etwa 40 Prozent des rheinland-pfälzischen kommunalen Abwassers behandelt.»
Laut Ministerium soll auch die neue Anlage in Remagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden. Allerdings: Die Finanzierung dieser Reinigungsstufe stehe leider noch unter Vorbehalt der konkreten Herstellerverantwortung, sagte Eder. Darunter versteht man, dass Hersteller für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte verantwortlich sind.
Auf europäischer Ebene finde gerade eine intensive Abstimmung dazu statt, sagte Eder. Werde diese Herstellerverantwortung gekippt, sei das für die Erstellung von vierten Klärstufen in Rheinland-Pfalz «sehr, sehr schwierig», sagte sie. Dann würden Kosten an den Kommunen hängen bleiben.
Warum ist diese vierte Stufe wichtig?
Beim Eintrag von Spurenstoffen bestehe «Verbesserungsbedarf», teilte das Umweltministerium auf Anfrage mit. «Rheinland-Pfalz verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz. Die Einträge sollen möglichst an der Quelle oder in der Anwendung reduziert werden», hieß es. So sollten etwa Medikamente nicht im Klo entsorgt und fachgerecht angewendet werden. «Da die Einträge ins Abwasser sich aber nicht komplett vermeiden lassen und die sogenannten Spurenstoffe mit den bisherigen drei Reinigungsstufen nur reduziert werden, ist es erforderlich, dass eine Auswahl von Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe nachgerüstet wird.»
von Mona Wenisch, dpa
© dpa-infocom, dpa:250626-930-721582/1
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten