Eine «soziale Optimistin» geht - Abschiedsfest für Dreyer
«Malu liebt die Menschen», sagt Dreyers Finanzministerin und enge Freundin Doris Ahnen zum Abschied der Ministerpräsidentin. Manuela Schwesig erzählt sehr persönliche gemeinsame Erlebnisse.
«Malu liebt die Menschen», sagt Dreyers Finanzministerin und enge Freundin Doris Ahnen zum Abschied der Ministerpräsidentin. Manuela Schwesig erzählt sehr persönliche gemeinsame Erlebnisse.
Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig hat Malu Dreyer als «eine Landesmutter mit Wärme und Durchsetzungsfähigkeit» sowie als eine «große Sozialdemokratin» gewürdigt. «Du bist nah bei den Menschen in Deinem Land. Du redest so, dass Dich die Menschen verstehen. Das ist nicht selbstverständlich und schon gar nicht für eine Juristin», sagte die SPD-Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern beim Abschiedsfest von Dreyer vor rund 400 Gästen im Hof der Staatskanzlei.
Darunter waren Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), die ehemaligen rheinland-pfälzische Ministerpräsidenten Kurt Beck und Rudolf Scharping (beide SPD), die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) sowie die Chefin der Bundesarbeitsagentur, Andrea Nahles.
Scholz würdigt Dreyers Verhandlungsgeschick
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte in einer Videobotschaft Dreyers Verhandlungsgeschick. Sie habe immer Politik «mit Herz und Verstand» gemacht und sich damit hohes Ansehen bei den Menschen erworben.
Schwesig erinnerte an die Zeit, als sie nach dem Rücktritt von Nahles als SPD-Parteichefin 2019 gemeinsam mit Dreyer und dem ebenfalls bei dem Abschiedsfest anwesenden Thorsten Schäfer-Gümbel kommissarisch die SPD führte. «Es war schlimm, wie die Sozialdemokratie mit der ersten Frau in diesen Ämtern umgegangen ist», sagte Schwesig zu Nahles, die auch SPD-Fraktionschefin war. Schwesig würdigte auch Dreyers Einsatz für Koalitionsverhandlungen, der so weit gegangen sei, dass sie beide einmal auf dem Boden des Büros von CDU-Generalsekretär Peter Tauber geschlafen hätten.
Schwesig erzählte auch von dem Tag, an dem sie Dreyer sagen musste, dass sie wegen ihrer Krebserkrankung nicht nur nicht mehr kommissarische SPD-Vorsitzende sein konnte, sondern wahrscheinlich auch sterben würde - und wie Dreyer ihr Mut gemacht habe. Mit dem Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung (Multiple Sklerose) habe Dreyer auch vielen anderen Menschen Mut gemacht, lobte Schwesig.
Schweitzer nennt seine Nachfolgerin ein «Vorbild»
Der neue Ministerpräsident Alexander Schweitzer würdigte seine Vorgängerin als «Vorbild» und als «besondere Persönlichkeit», die die Grundlagen für das soziale Miteinander in Rheinland-Pfalz schon als Ministerin geprägt habe. «Du hast immer 150 Prozent gegeben», sagte der 50-Jährige. «Du bist ein sehr warmherziger Mensch», sagte Schweitzer zu Dreyer, die elf Jahre Sozialministerin war, bevor sie genauso lange das Amt der Ministerpräsidentin innehatte. Dreyer sei eine Persönlichkeit, die ihr Gegenüber immer sehr genau im Blick behalte. Sie selbst habe sich immer als «soziale Optimistin» bezeichnet, ein Begriff der wunderbar zu ihr passe.
Dreyer appelliert an «Zukunftsmut»
«Malu liebt die Menschen», sagte ihre Finanzministerin und langjährige Freundin, Doris Ahnen (SPD). Dreyer habe zwei Ampel-Regierungen in Rheinland-Pfalz vorbildhaft geführt. «Und deshalb ist die Ampel auch heute noch als Vorbild geeignet», sagte ihre langjährige Wegbegleiterin sichtlich gerührt. Die «Verteidigung der Demokratie» sei Dreyers Thema, betonte Ahnen. Und: «Du wirst mir immer ein Vorbild sein.»
«In Rheinland-Pfalz sind die Menschen so gestrickt, dass sie sich nicht ganz so wichtig nehmen wie die Berliner», sagte Dreyer zu Wissing, ihrem ehemaligen Wirtschafts- und Verkehrsminister. Deshalb sei die Ampel in Rheinland-Pfalz auch so erfolgreich.
«Wenn man die Menschen mag, dann kommt auch ganz, ganz viel zurück», sagte Dreyer zum Abschied und appellierte an den «Zukunftsmut». Es sei wichtig, sich zuzutrauen, die Zukunft zum Besseren wenden zu können. Ihr größter Stolz sei das «Zusammenland», ein Wort, das es eigentlich nicht gebe. «Aber das gibt es in Rheinland-Pfalz.»
© dpa-infocom, dpa:240710-930-170138/1
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten