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Bischof Wiesemann lobt Demos gegen Rechtsextremismus

Bischof Wiesemann hält die Kirche für einen Ort der Begegnung und des Dialogs. Das christliche Menschenbild setze aber Grenzen - so seien demokratiefeindliche Ansichten unvereinbar mit einem Ehrenamt.

Menschen mit rechtsextremer Gesinnung gehören nach Ansicht von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer nicht in Leitungspositionen der katholischen Kirche. Wiesemann verwies darauf, dass die AfD in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft werde.

«Hier treten Haltungen auch insgesamt zutage, die nicht mit dem christlichen Menschenbild übereinstimmen und mit unserer Vorstellung einer freiheitlichen, demokratischen, rechtsstaatlichen und sozialen Gesellschaft meines Erachtens unvereinbar sind», sagte Wiesemann am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz des Bistums in Speyer.

«Jemand, der die Überzeugung dieser Partei teilt, kann für mich eigentlich in der Kirche keine Verantwortung übernehmen.» Dies lasse sich mit dem grundlegenden Menschenbild und den grundlegenden Aussagen des Christentums nicht vereinbaren, betonte der Bischof.

Die Herausforderungen seien gewaltig, meinte Wiesemann. «Zunehmend kommen spalterische Tendenzen in die Gesellschaft.» Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für eine vielfältige Gesellschaft seien ermutigend. Die Welt stehe vor einem «Epochenwechsel». Die Nachkriegsepoche, die von der «großen europäischen Versöhnungsidee, Nationalismus zu überwinden» stark geprägt worden sei, sei etwa durch den Ukraine-Krieg infrage gestellt.

«Hier sind die Kirchen trotz schwindender Bedeutung ganz wichtig und wesentlich», sagte Wiesemann. «Wir müssen das thematisieren und aus unserem Glauben, aus unserem Menschenbild heraus einen offenen Raum des Miteinanders bieten.» Es gehe darum, «die Zukunft zu öffnen und miteinander Versöhnung und Gerechtigkeit» zu schaffen. «Es geht um das, was wir christliche Nächstenliebe nennen. Um die Bereitschaft, über den eigenen Schatten zu springen - bis hin zur Feindesliebe.» Wiesemann verpasste die persönliche Zusammenkunft aufgrund einer Corona-Erkrankung und war per Video zugeschaltet.

© dpa-infocom, dpa:240201-99-835777/2
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