An manchen Stellen muss erst gemäht werden, dann wird der mobile Elektrozaun gesetzt.
Arne Dedert/dpa
An manchen Stellen muss erst gemäht werden, dann wird der mobile Elektrozaun gesetzt.
Tierseuche

Barriere gegen Afrikanische Schweinepest - Zaun entsteht

Es ist ein Kampf gegen einen extrem widerstandsfähigen Erreger, der gerade in Rheinland-Pfalz geführt wird. Die Rede ist von der Afrikanischen Schweinepest - helfen soll auch ein Zaun.

Im rheinhessischen Oppenheim hat der Aufbau eines kilometerlangen Elektrozauns zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest begonnen. Zunächst entsteht in dem von der Tierseuche betroffenen Kreis Mainz-Bingen ein Abschnitt von Oppenheim bis nach Guntersblum, eine Erweiterung ist geplant. Der Zaun soll möglichst verhindern, dass infizierte Wildschweine eine definierte Zone verlassen oder dass andere Tiere einwandern. 

«Unser Ziel ist es, das infizierte Gebiet möglichst klein zu halten», sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) in Oppenheim. Tierleid, finanzielle Schäden in der Landwirtschaft sowie Einschränkungen für Bürgerinnen und Bürger sollten auf das notwendige Minimus beschränkt werden. 

Erster Zaunabschnitt entlang der Bundesstraße

Bislang gibt es in Rheinland-Pfalz jeweils fünf bestätigte Fälle von Afrikanischer Schweinepest bei Wildscheinen im Kreis Mainz-Bingen sowie im Nachbarkreis Alzey-Worms. Betriebe mit Hausschweinen sind, anders als in Hessen, noch nicht betroffen. In dem infizierten Gebiet gibt es mit rund 600 Hausschweinen wesentlich weniger als in dem in Südhessen betroffenen Gebiet. 

Der erste Abschnitt des Zauns wird östlich der in der Nähe des Rheins verlaufenden Bundesstraße 9 entlangführen, Straßen müssen deswegen nicht gesperrt werden. Im Anschluss soll der Zaun entlang einer Bahntrasse bis nach Osthofen im Kreis Alzey-Worms weiterführen, perspektivisch sogar bis nach Worms. Außerdem ist geplant, das Eich-Gimbsheimer Altrheingebiet, ein Naturschutzareal, zu umzäunen. Insgesamt werden damit mehr als 40 Kilometer des rund 80 Zentimeter hohen Elektrozauns verbaut.

19.000 Hektar mit Drohnen und Spürhunden abgesucht

Vor dem Baustart des ersten Abschnitts war nach Angaben des Umweltministeriums ein rund 19.000 Hektar großes Gebiet mit Drohnen und Kadaverspürhunden abgesucht worden, und diese Sucheinsätze sollen auch weitergehen. 

Die Drohnen mit Wärmebildkameras fliegen vor allem nachts, damit der Temperaturunterschied zwischen der Umgebung und einem warmen Tierkörper besser erkennbar ist. Da sich sterbende Tiere eher in ein Gebüsch zurückzögen und deswegen teils schwer von Drohnen entdeckt werden könnten, seien auch Spürhunde im Einsatz, erklärte das Ministerium. 

Land kaufte Zaun im Jahr 2020

Einer davon ist die Australien-Shepherd-Hündin Pebbles von Petra Nitschke. Sie und andere Teams sind zwei- bis dreimal die Woche unterwegs, beispielsweise im Oppenheimer Wäldchen, um Kadaver zu entdecken und bergen zu können, wie Nitschke sagt. Geeignet dafür seien vor allem Hunderassen mit einem geringen Jagdtrieb. 

Das Land Rheinland-Pfalz hatte im Jahr 2020 insgesamt 90 Kilometer an mobilem Elektrozaun sowie einen 40 Kilometer langen festen Wildschutzzaun gekauft, seinerzeit war die Afrikanische Schweinepest in Brandenburg wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze festgestellt worden - nun kommt der mobile Zaun hierzulande erstmals zum Einsatz. 

Grob gesagt sollen mit Hilfe des Zauns vor allem Wildschweine in dem Gebiet zwischen Rhein und Bundesstraße gehalten werden, damit sie nicht tiefer nach Rheinland-Pfalz hineinwandern. Möglicherweise wurde die Krankheit nach dem Ausbruch in Südhessen von durch den Rhein schwimmenden Wildschweinen nach Rheinland-Pfalz gebracht. Topographisch sei das betroffene Areal der beste Ort, an dem die Suche hätte eingetragen werden können, sagte Sven Bischoff, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz. Denn es lasse sich vergleichsweise gut abgrenzen.

Kosten trägt das Ministerium

Den Aufbau des Zauns übernimmt die Firma Kulturlandschaftsservice Mittelrhein (KLSM). Sie schafft es mit ihren Mitarbeitern nach eigenen Angaben auf drei bis fünf Kilometer Elektrozaun pro Tag. Mit Hilfe von zwölf Akkus wird Strom auf den Zaun gebracht.

Der Aufbau eines solchen mobilen Zauns kostet pro Kilometer dem Ministerium zufolge 3300 Euro, dazu kommen Kosten für Wartung und Reparaturen, übernommen werden diese vom Ministerium. Der nun entstehende Zaun wird täglich von KLSM auf etwaige Schäden kontrolliert. 

«Tierseuchenbekämpfung ist Langstreckenlauf»

Dass bei einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest hohe Beträge fällig werden können, zeigte sich laut Mainzer Umweltministerium in Brandenburg. Dort seien nach dem Nachweis der Tierseuche 2020 binnen drei Jahren Ausgaben in Höhe von rund 120 Millionen Euro entstanden. 

Es gilt als sicher, dass die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest nicht innerhalb weniger Wochen oder Monate erledigt ist. Möglicherweise wird der mobile Elektrozaun durch den ebenfalls vom Land gekauften festen Zaun ersetzt. Friedrich Ellerbrock von der Bezirksgeschäftsstelle Rheinhessen des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd sagte: «Tierseuchenbekämpfung ist ein Langstreckenlauf.»

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