WHO beklagt medizinische Notlage in Gaza
75 Tage nach Beginn des Gaza-Kriegs gehen die Kämpfe weiter. In Israel heulen wieder die Sirenen. Die Weltgesundheitsorganisation beklagt die katastrophale medizinische Lage im Gazastreifen. Der Überblick.
75 Tage nach Beginn des Gaza-Kriegs gehen die Kämpfe weiter. In Israel heulen wieder die Sirenen. Die Weltgesundheitsorganisation beklagt die katastrophale medizinische Lage im Gazastreifen. Der Überblick.
Israels Armee hat den Militäreinsatz im Gazastreifen auf weitere Gebiete ausgedehnt. Während Bodentruppen nach Armeeangaben am Donnerstag weiter in den mittleren Bereich des Küstenstreifens vordrangen, flogen erneut Raketen auf israelische Gebiete. In der Metropole Tel Aviv waren dumpfe Explosionen zu hören. Die Nachrichtenseite ynet berichtete, es seien rund 30 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden.
Der bewaffnete Arm der islamistischen Hamas-Organisation, die Kassam-Brigaden, sprachen in einer Stellungnahme von einer «Reaktion auf die zionistischen Massaker an Zivilisten» im Gazastreifen. Nach Darstellung der Hamas sind seit Kriegsbeginn mindestens 20.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite sind mehr als 1200 Menschen getötet worden.
Israels Armee reklamiert Kontrolle über Hamas-Hochburg Schedschaija
Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die «operative Kontrolle» über das als Hamas-Hochburg geltende Gaza-Stadtviertel Schedschaija hergestellt. «Die Truppen werden in dem Viertel weiterhin begrenzte Einsätze durchführen, um verbliebene Infrastruktur der Hamas zu zerstören und Kämpfer, die sich verstecken, zu töten», hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Militärs.
Schedschaijia im Norden des Küstenstreifens war bis zuletzt Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und Terroristen der islamistischen Hamas. Ende letzter Woche hatte das Militär dort versehentlich drei israelische Geiseln erschossen, die der Gewalt ihrer Entführer entkommen waren.
Während der Kämpfe in dem Viertel habe das israelische Militär zahlreiche Hamas-Kämpfer getötet und Dutzende Eingänge zu Tunnels der Hamas zerstört, hieß es in der Mitteilung. In einem Hinterhalt der Islamisten seien neun israelische Soldaten, unter ihnen zwei höhere Offiziere, ums Leben gekommen.
Immer noch Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen
Trotz massiver Bombardierungen, für die Israels Armee wegen hoher ziviler Opferzahlen international in der Kritik steht, feuert die Hamas immer noch Raketen ab. Israelischen Medien zufolge liegt dies auch an der Vielzahl von Abschussorten im Gazastreifen. Nach Schätzungen des israelischen Instituts für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) umfasste das Raketenarsenal der Hamas rund 20.000 Geschosse. Laut israelischen Angaben vom Mittwoch wurden seit Kriegsbeginn rund 12.500 Raketen auf den jüdischen Staat abgefeuert.
WHO: Patienten im nördlichen Gazastreifen «verhungern und verdursten»
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es im nördlichen Gazastreifen keine funktionierenden Krankenhäuser mehr. Patienten würden nicht nur wegen mangelnder medizinischer Versorgung sterben, sagte WHO-Hilfskoordinator Sean Casey am Donnerstag. «Sie verhungern und verdursten», berichtete er in einer Videoschalte aus Rafah.
Im gesamten Gazastreifen sind laut WHO-Vertreter Richard Peeperkorn nur noch 9 der 36 Gesundheitseinrichtungen teilweise im Betrieb. Krankenhäuser im nördlichen Teil des palästinensischen Küstenstreifens seien nicht mehr in der Lage, Operationen durchzuführen und ihre Patienten zu versorgen, doch sie würden noch Tausende Menschen beherbergen - darunter auch viele Geflüchtete.
Großbritannien drängt auf Hilfslieferungen per Schiff nach Gaza
Der britische Außenminister David Cameron drängte auf mehr Hilfslieferungen per Schiff nach Gaza. Man arbeite daran, dass britische Schiffe Hilfslieferungen von Zypern aus nach Gaza bringen können, sagte Cameron nach einem Treffen mit dem ägyptischen Außenminister Samih Schukri. «Humanitäre Hilfen sind die absolute Priorität.» Israels Außenminister Eli Cohen hatte bei einem Besuch auf Zypern erklärt, dass derzeit die Einzelheiten geklärt würden.
Israels Armee: Suchhund-Kamera zeichnete Stimmen von Geiseln auf
Beim Einsatz eines Suchhundes der israelischen Armee wurden im Gazastreifen Hilferufe von drei Geiseln aufgezeichnet, die fünf Tage später versehentlich von Soldaten erschossen wurden. Der Hund sei während eines Gefechts mit einer Körperkamera in ein Gebäude geschickt worden, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari laut einer veröffentlichen Mitschrift.
«Die Terroristen haben auf den Hund geschossen, und von dem Punkt an hörten wir die Stimmen der Geiseln», sagte Hagari. Die Kamera am Körper des Hundes, der bei dem Einsatz getötet wurde, sei erst am Dienstag gefunden und ausgewertet worden.
Israelische Soldaten hatten die drei israelischen Geiseln in Schedschaija im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens versehentlich erschossen. Sie hatten keine Hemden an, einer hielt einen Stock mit einem weißen Stück Stoff in der Hand. Die Armee erklärte, die Soldaten hätten gegen die Einsatzregeln gehandelt, als sie dennoch das Feuer eröffneten.
Neue Wasserleitung versorgt Gazastreifen aus Ägypten
Eine neue Pipeline soll den Gazastreifen aus Ägypten heraus mit Wasser versorgen. Wie die offizielle Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate (WAM) mitteilte, sollen täglich rund 2270 Kubikmeter Meerwasser aus dem Mittelmeer durch drei Entsalzungsanlagen aufbereitet werden. Dadurch könnten bis zu 300.000 Menschen im Gazastreifen mit Wasser versorgt werden.
Die Entsalzungsanlagen seien über eine 900 Meter lange Pipeline mit dem Gazastreifen verbunden, berichtete die WAM. Die Anlagen seien von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert worden. Das Kinderhilfswerk Unicef berichtete von einer katastrophalen Wasserversorgung für Hunderttausende im Gazastreifen.
Israels Polizei ermittelt nach Tod eines palästinensischen Häftlings
Nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings in Israel ermittelt die Polizei wegen mutmaßlicher Gewaltanwendung durch Wächter. Insgesamt 19 Gefängnisaufseher wurden in der Affäre laut Polizeiangaben verhört und dann unter Auflagen freigelassen. Die Zeitung «Israel Hajom» berichtete, der 38-jährige Häftling aus dem Westjordanland sei dem Verdacht nach vor einem Monat in seiner Zelle mit Stöcken geschlagen und dabei schwer verletzt worden. Später sei er in seiner Zelle tot aufgefunden worden. Eine Autopsie habe kein klares Ergebnis gehabt.
Der Häftling war den Informationen nach Mitglied der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Er sei unter anderem wegen versuchten Mordes zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt worden.
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