Warum es mit den Leistungen in der Schule bergab geht
Jeder dritte Neuntklässler verfehlt die Mindeststandards in Mathematik, zeigt eine aktuelle Studie. Auch in Naturwissenschaften nehmen die Defizite zu. Woran liegt das?
Jeder dritte Neuntklässler verfehlt die Mindeststandards in Mathematik, zeigt eine aktuelle Studie. Auch in Naturwissenschaften nehmen die Defizite zu. Woran liegt das?
Mit den Schülerleistungen in Deutschland geht es weiter bergab. Nach Studien über schlechtere Lese- und Rechenkompetenzen in der Grundschule und zurückgehende Deutsch-Leistungen in der Oberstufe zeigt nun eine weitere Untersuchung auch wachsende Defizite bei Neuntklässlern in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften.
Jeder Dritte verfehlte in Testaufgaben die Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss (MSA) in Mathematik, wie der aktuelle IQB-Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen zeigt – ein Anstieg von zehn Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung 2018. Die Studie, die am Rande der Bildungsministerkonferenz in Berlin vorgelegt wurde, enthält weitere besorgniserregende Befunde:
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, die Ergebnisse seien ein «Alarmzeichen für unser Bildungssystem». Deutschland dürfe seinen Spitzenplatz bei den Abschlüssen im Bereich von Mathematik, Technik, Informatik und Naturwissenschaften nicht verspielen. Er forderte verlässliche Investitionen in frühkindliche Sprachförderung, digitale Ausstattung, Begabtenförderung sowie psychische Gesundheitsfürsorge.
Was sind die Ursachen für diese Entwicklung? Die Daten der Studie geben keine Antworten darauf. Die Studienautoren vermuten aber, dass «Nachwirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs und der Sozialkontakte ein wesentlicher Faktor sein» dürften.
Entwicklung möglicherweise «stark beeinträchtigt»
Die 2024 getesteten Neuntklässer seien damals in der fünften Klasse gewesen, in den meisten Bundesländern also kurz nach dem Verlassen der Grundschule im noch neuen Alltag der Sekundarstufe eins, aus dem sie herausgerissen worden seien. Der Einschnitt «könnte ihre Entwicklung stark beeinträchtigt haben und auch noch vier Jahre später nachwirken».
Die Veränderungen im erreichten Kompetenzniveau hätten zudem etwas damit zu tun, dass sich die Zusammensetzung der Schülerschaft weiter verändert habe. Die sozioökonomische Heterogenität habe sich vergrößert und der Anteil zugewanderter Schülerinnen und Schüler sei weiter gestiegen.
Aktuelle Studien zeigten zudem, dass viele Jugendliche infolge globaler Krisen ein erhöhtes Maß an Ängsten und Unsicherheiten erleben. «Ferner wird vielfach angenommen, dass die Nutzung sozialer Medien die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen kann», heißt es weiter.
Mehr als 48.000 Schülerinnen und Schüler getestet
Für die repräsentative Studie wurden im vergangenen Jahr mehr als 48.000 Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen aus allen 16 Bundesländern getestet. Ihnen wurden außerdem Fragebögen vorgelegt mit Fragen zur Person, zum häuslichen Umfeld zu den schulischen Lernbedingungen, zur Schulzufriedenheit und anderen Themen.
Gemessen wurde, inwieweit die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz erfüllt werden. Sie legen fest, über welche Kompetenzen Schüler verfügen sollten, wenn sie das Ende einer bestimmten Bildungsetappe erreicht haben. Der Mindeststandard definiert laut IQB dabei «das Minimum an Kompetenzen, das zu diesem Zeitpunkt in der Bildungslaufbahn erreicht werden sollte».
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