Trump drohte schon vor Wochen mit Militärschlägen
Bereits Anfang November hatte der US-Präsident mit Militärschlägen in dem westafrikanischen Land gedroht. Schon damals führte er als Grund an, dass islamistische Terroristen dort Christen töteten. Trump wandte sich explizit an die Regierung und warnte, wenn diese weiteres Blutvergießen zulasse, würden die USA selbst einschreiten. Die USA stuften Nigeria damals als Land ein, in dem angeblich besonders schwere Verletzungen der Religionsfreiheit vorkommen (Country of Particular Concern). Auf der Liste stehen auch Staaten wie China und Russland.
Damals betonte Nigerias Präsident Bola Ahmed Tinubu: «Nigeria lehnt religiöse Verfolgung ab und fördert sie nicht.» Zudem betonte er, Nigeria sei kein religiös intolerantes Land.
«Gefährlichstes Land der Welt für Christen»
Konflikte und Gewalt verlaufen in dem Land, dessen mehr als 220 Millionen Einwohner etwa zur Hälfte je Christen oder Muslime sind, tatsächlich oft entlang religiöser Trennlinien – diese werden von Experten aber nicht immer als Ursache angesehen. Auch kriminelle Banden stecken oft hinter gewaltsamen Angriffen und Entführungen.
Zwar ist Nigeria eine der größten Volkswirtschaften des Kontinents mit einer der größten Armeen – aber das Land ist von Korruption zerfressen, Soldaten sind schlecht bezahlt und ausgerüstet, die Polizei existiert in der Fläche kaum. Krisen in jeder Ecke des Vielvölkerstaats mit mehr als 220 Millionen Einwohnern überdehnen die Kräfte.
Abagun Kole Omololu von der soziopolitischen Interessenvertretung Afenifere sagte der Lokalzeitung «Vanguard», der Angriff sei an der Zeit und auch notwendig gewesen. «Viel zu lange waren unschuldige Nigerianer unerbittlichen Angriffen, Entführungen und mutwilliger Zerstörung von Eigentum ausgesetzt gewesen, während unzureichende Maßnahmen ergriffen wurden, um terroristischen Enklaven entschlossen entgegenzutreten.»
Christliche Gemeinden werfen dem Staat mangelnden Schutz vor. Die US-Nichtregierungsorganisation International Christian Concern, die die Verfolgung von Christen weltweit dokumentiert, bezeichnete Nigeria 2022 als das «gefährlichste Land der Welt für Christen». Zugleich werden dort Muslime ebenfalls Opfer von Terror- oder Banditenangriffen, ebenso von Racheakten.
Massenentführungen christlicher Schüler und Lehrer
Ende November gab es eine besonders extreme Welle an Massenentführungen im Nordwesten Nigerias. Hunderte Kinder und zahlreiche Lehrer wurden aus einer katholischen Grund- und Sekundarschule verschleppt, wie die Christliche Vereinigung von Nigeria damals mitteilte. Entführungen sind im Norden und Zentrum des Landes furchtbarer Alltag geworden: Sowohl kriminelle Banden als auch islamistische Terrorgruppen verschleppen immer wieder Menschen.
Nicht der erste Angriff der USA in Afrika
Es ist nicht das erste Mal, dass das US-Militär in Afrika islamistische Terroristen angreift. So wurden bereits 2024 - also vor Trumps Amtsantritt - und auch im laufenden Jahr mehrfach IS-Stellungen in Somalia bombardiert. Einige US-Angriffe in dem ostafrikanischen Land galten auch der Terrormiliz Al-Shabaab, die zum Netzwerk Al-Kaida gehört, das mit dem IS verfeindet ist.
Von Anna Ringle, Kristin Palitza und Marc Kalpidis, dpa
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