Das britische Königshaus hofierte den US-Präsidenten.
Leon Neal/POOL Pool Getty Images/AP/dpa
Das britische Königshaus hofierte den US-Präsidenten.
Historischer Staatsbesuch

Worte ohne Taten? Trump ließ sich in Großbritannien feiern

Mit viel Pomp und Prunk wollten die Briten Trump bei seinem Staatsbesuch umgarnen und in die westliche Allianz zurückholen. Das Erste scheint gelungen. Doch beim Zweiten gibt es Zweifel.

Der Staatsbesuch in Großbritannien hätte aus Sicht von US-Präsident Donald Trump nicht besser laufen können. Mit einem wohl nie dagewesenen Aufwand hofierte ihn nicht nur die Regierung, sondern auch das britische Königshaus. Prunk und Pomp, wie ihn nur die Royals kennen, wurde vor dem Republikaner auf dem weitläufigen Gelände von Schloss Windsor ausgebreitet. Heute gastierte Trump auf dem idyllischen Landsitz des Premierministers, Chequers, den der Immobilien-Mogul anerkennend als «ziemliches Anwesen» lobte.

Hintergrund der Einladung war der Wunsch, den Republikaner wieder fest an die Seite der westlichen Verbündeten zu verankern. Und nimmt man den US-Präsidenten beim Wort, könnte sich die Mühe für London ausgezahlt haben. Bei der Abschlusspressekonferenz mit Premierminister Keir Starmer war Trump voll des Lobes über die unverbrüchliche Beziehung zwischen Großbritannien und den USA. Über den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte er hingegen: «Er hat mich enttäuscht. Er hat mich echt enttäuscht» und warf ihm vor, «viele Menschen» zu töten.

König Charles III. hatte versucht, den Präsidenten sanft zur Unterstützung der Ukraine zu mahnen. Bei seiner Rede zum Staatsbankett erinnerte er an den gemeinsamen Kampf für die Freiheit in den beiden Weltkriegen. «Heute, da die Tyrannei Europa erneut bedroht, sind wir und unsere Verbündeten vereint in der Unterstützung der Ukraine, um Aggression abzuwehren und Frieden zu sichern», sagte Charles. Ins politische Tagesgeschäft mischt sich der König grundsätzlich nicht ein, doch Charles' historischer Vergleich wirkte wie ein klarer Appell.

Ob sich die Worte in Taten niederschlagen werden, bleibt fraglich. Trump hatte bereits öfter seine Enttäuschung über Putin zum Ausdruck gebracht - mehr Druck auf Putin blieb aber aus. Zuletzt machte er für weitere Russland-Sanktionen zur Bedingung, dass alle Nato-Staaten hohe Zölle auf chinesische Importe erheben und kein russisches Öl mehr kaufen. Wenn der Ölpreis sinke, werde Putin keine andere Wahl haben, als den Krieg zu beenden, gab sich Trump sicher.

Macht die Monarchie aus Saulus Trump einen Paulus?

Ähnlich sieht es bei anderen Themen aus, bei denen die Briten von der Hoffnung getrieben sein dürften, die Ehrfurcht vor der Monarchie könne aus dem Saulus Trump einen Paulus machen. Doch vergeblich dürfte der Appell des Königs gewesen sein, künftigen Generationen eine saubere und lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Windkraft sei ein «teurer Witz» spottete der US-Präsident und empfahl Starmer, sein Motto «Drill Baby Drill» («Bohre, Baby, Bohre») auch auf die Nordsee anzuwenden und mehr Öl zu fördern.

Dass Großbritannien kurz davor steht, einen palästinensischen Staat anzuerkennen, bezeichnete Trump als «eine der wenigen Meinungsverschiedenheiten» mit Starmer. Er klopfte diesem aber gleich anerkennend auf die Schulter, als der Premier seine Abscheu vor der Terrororganisation Hamas zum Ausdruck brachte. 

Bei der Frage eines Journalisten, wann der Moment gekommen sei, seinen Einfluss auf Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geltend zu machen, um den Gazakrieg zu beenden, verwies Trump nur auf die Freilassung aller Geiseln, ohne auf die Frage einzugehen. «Ich will, dass die Geiseln sofort freigelassen werden, jetzt sofort», sagte er.

Trump will britischen Ex-Botschafter nicht kennen

Als Erfolg werten dürfte London, dass eines der heikelsten Themen nur eine Nebenrolle spielte. Der Skandal um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hatte auf beiden Seiten des Atlantiks zuletzt große Wellen geschlagen. Am Vorabend des royalen Pomps projizierten Aktivisten alte Aufnahmen von Trump mit Epstein auf einen Turm von Schloss Windsor. 

Das Thema haftet dem US-Präsidenten, der mit Epstein einst freundschaftlich verkehrte, seit Wochen an wie ein Kaugummi in den Haaren. Erst vor wenigen Tagen musste Starmer seinen Botschafter in Washington entlassen, weil der eine besonders enge Beziehung zu Epstein hatte. 

Bei der Pressekonferenz in Chequers entledigte sich Trump einer kritischen Nachfrage nach Mandelson mit der Behauptung, er kenne ihn eigentlich nicht. Es gibt Bilder, die beide noch vor wenigen Monaten gemeinsam im Oval Office zeigen. Mandelson gilt als «Master Mind» hinter dem Handelsabkommen, das Großbritannien im Mai mit Trump schloss und damit vergleichsweise glimpflich im Zollstreit davonkam. Auch den Staatsbesuch soll er maßgeblich geplant haben.

Eine weitere Stolperfalle für die Harmonie lauerte in der Absetzung der Late-Night-Show von US-Comedian Jimmy Kimmel durch den US-Sender ABC. Berichten zufolge hatte auch Druck aus Trumps MAGA-Bewegung eine Rolle gespielt. Das Kürzel steht für «Make America Great Again». Ausgerechnet die US-Republikaner hatten sich aber zuletzt lautstark über eine angebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit in Großbritannien beschwert. Trump wiegelte Fragen dazu ab mit der Behauptung, Kimmel sei wegen schlechter Quoten abgesetzt worden. «Er hat kein Talent», so Trump.

Von Christoph Meyer, Jan Mies, Patricia Bartos und Anna Ringle, dpa
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