Trotz mehrerer Bekenntnisse der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau vor einer Woche beharren russische Behörden weiter auf einer angeblichen Verwicklung der Ukraine.
Die Tatverdächtigen hätten ausgesagt, dass sie per Sprachnachrichten auf Telegram Anweisungen von einem Unbekannten erhalten hätten, teilte das russische Ermittlungskomitee mit. Dieser «Koordinator» habe die Terroristen nach dem Anschlag in Richtung der ukrainischen Grenze gelenkt und ihnen eine Belohnung in Aussicht gestellt, die sie demnach in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erhalten sollten, hieß es weiter.
Unabhängige russische Medien wiesen darauf hin, dass die festgenommenen Männer vor einigen Tagen teils schwer verletzt im Gerichtssaal auftauchten und höchstwahrscheinlich von russischen Sicherheitskräften gefoltert worden waren. Auch russische Menschenrechtler haben sich entsetzt gezeigt und darauf hingewiesen, dass unter Folter erzwungene Geständnisse kaum einen Wert hätten.
Ukraine weist Verwicklung zurück
Die Ukraine weist eine Verwicklung in den Anschlag zurück. Am Donnerstag hatte das zentrale russische Ermittlungskomitee mitgeteilt, dass bei den Verdächtigen angeblich Gerätschaften sichergestellt worden seien, die eine Verbindung zu ukrainischen Nationalisten belegen sollen. Demnach soll gesicherter Datenverkehr zeigen, dass Geld geflossen sei an die Männer.
Festnahmen in Tadschikistan
Derweil gab es auch in der zentralasiatischen Republik Tadschikistan Festnahmen. In einem Vorort der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe seien neun Männer festgenommen worden, die Verbindungen zu den in Moskau inhaftierten Terroristen gehabt hätten, meldete die Staatsagentur Ria Nowosti. An der Festnahme waren demnach auch russische Einsatzkräfte beteiligt. Die Agentur berief sich auf eigene Kontakte zu Sicherheitskreisen. Indes erhöhte sich die Zahl der Toten auf 144, die der Verletzten auf 382, wie russische Behörden mitteilten.
Nach dem Anschlag vom Freitag voriger Woche hatten der russische Präsident Wladimir Putin und sein tadschikischer Kollege Emomali Rachmon bei einem Telefonat laut Kreml eine engere Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf vereinbart. Rachmon verurteilte den Anschlag und sagte, dass Terror keine Nationalität und keine Religion habe. Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, gilt als Rückzugsort für islamistische Terroristen. Bekannt hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag. Laut russischen Staatsmedien hatten die mutmaßlichen Todesschützen tadschikische Pässe bei sich.
Vier Männer in Untersuchungshaft
Vier Männer, die in der Crocus City Hall geschossen und Brände gelegt haben sollen, sind nach Angaben russischer Ermittler in Untersuchungshaft. Daneben gab es weitere Festnahmen und Haftbefehle, deren Gesamtzahl bei inzwischen rund 20 liegen dürfte.
In einem von russischen Staatsmedien gezeigten Videoclip sagte einer der mutmaßlichen Täter, er habe umgerechnet 5000 Euro versprochen bekommen für die Tat. Die Hälfte habe er vorab auf seine Geldkarte überwiesen bekommen, er wisse aber nicht von wem. Die Echtheit des Videos konnte nicht überprüft werden.
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